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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Vierzigjährigen, Fünfundvierzigjährigen ohne ein graues Haar auf dem Kopf; wenn ich jetzt allerdings richtig darüber nachdenke, dann war sein Haar zu schwarz. Aber Cip war sehr ansprechend als Vaterfigur und auch ansprechend als Ehemann für eine hübsche Frau mit perfekter Haut, daran erinnere ich mich, daß ich sie ein- oder zweimal gesehen hatte. Ich konnte mich an ihren Namen nicht erinnern, obwohl Cip oft genug über sie gesprochen hatte, sie liebte und sie die Mutter seiner Tochter war. Ihr Bild hatte auf seinem Tisch gestanden. Sie war Tänzerin gewesen, sagte er — keine Nackttänzerin, sondern sie hatte in einer berühmten Gruppe getanzt — bevor sie heirateten. Er sprach immer über die guten Aufläufe, die sie für ihn machte, strich sich dabei über seinen nicht vorhandenen Bauch und sagte, sie mache ihn dick.
    »Er hat sich am Bein verletzt«, sagte der Barmann. Ich schaute ihn neugierig an und überlegte mir, wieviele Quarter ich ihm in den Rachen werfen müßte, um ihn am reden zu halten. Er fügte hinzu: »Er ist mein Schwager und lebt eigentlich bei uns.«
    Ich dankte ihm für die Information und wollte gehen, als er um die Bar ging und mich zur Tür begleitete. Er fragte: »Sind Sie eine Freundin von Kirsten aus Kalifornien?«
    »Nein, leider nicht«, sagte ich.
    »Oh«, sagte er und nickte.
    »Ist das seine Tochter?«
    Er nickte abermals. Sein Gesicht verschloß sich wieder und er drehte sich um und ging zu dem Tisch mit den Leuten in beigefarbenen Hemden. Der indianisch aussehende Mann mit dem Baby sah mich an und dann schnell weg, als ich die Tür öffnete um herauszugehen.
    An der Ecke des Parkplatzes, deutlich sichtbar, da nicht so viele Autos dort standen, war der Taurus.
    »Verdammt nochmal«, sagte ich zu mir selbst und war sehr wütend darüber, daß mich jemand den ganzen Weg von Orange County bis hierhin verfolgte. »Du Mistkerl.« Ich hatte die Autoschlüssel in der Hand, und der Zorn schnürte mir die Kehle zu. Ich ging sehr forsch den kürzesten Weg auf das Auto zu und war mir sicher, daß ich den Typen an den Haaren durchs Fenster ziehen würde. Als er sah, daß ich auf ihn zukam, nahm er seinen Ellbogen rein und sank in sich zusammen, als ob er einen Schlag erwarte und seine verspiegelte Sonnenbrille blitzte und zitterte.
    »Kommen Sie aus dem Auto raus!« schrie ich. Er sah bestürzt aus, deshalb sagte ich es nochmal: »Steigen Sie aus! Ich will mit Ihnen reden.«
    Die Tür öffnete sich. Ich wußte, er könnte eine Waffe haben. Aber etwas an ihm sagte mir, daß das nicht sehr wahrscheinlich war.
    Er stieg aus und Butterbrotpapier fiel zu Boden in die Nähe seiner schwarzen Schuhe. Seine Socken waren weiß, die Hosen grau, sein Hemd dunkelrosa. Er lächelte nervös und stotterte: »Ich ... ich ...«
    »Wer sind Sie? Sagen Sie es mir sofort.«
    Er machte die Tür zu und ließ seine Hände fallen.
    Ich sagte: »Setzen Sie die Brille ab.«
    »Hören Sie, ich — «
    »Tun Sie, was ich sage, sie Verrückter oder Sie werden gleich den Boden küssen.«
    Er bließ Luft durch seine Nase und drehte seinen Kopf zur Seite — der Anfang eines Lachens — und auch ich wußte, daß es lächerlich war. Ich würde den nicht langmachen können und wußte noch nicht mal, ob ich überhaupt noch wußte, wie. Ich machte einen Schritt nach vorne und sagte etwas normaler: »Wer sind Sie?«
    Der Mann hob sein Kinn, während er seine Brille abnahm, und ich entdeckte eine weiße Narbe in der Nähe seines Adamsapfels, die von einem Fingernagel stammen konnte. Bis zu dem Zeitpunkt hatte er sich gefaßt. »Ich heiße Lionel Crowell und ich bin ein Privatdetektiv.«
    »Blödsinn.«
    Er nahm seine Brieftasche heraus und öffnete sie. Ich nahm sie. Es war eine Lizenz aus Kalifornien.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Mein Klient braucht Informationen.«
    »Na, das sind vielleicht Neuigkeiten. Was für Informationen? Wann hören Sie auf, mich zu verfolgen? Warum sprechen Sie nicht direkt mit mir?«
    Er zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. »Ist die Zeit jetzt günstig?«
    Das war zuviel. Ich mußte lachen. Auf einmal wurde es mir bewußt: » Hat Rowena Dwyer Sie angerufen?«
    »Ich gebe normalerweise keine Kundennamen preis.«
    »Sie sollen mir doch nicht folgen, Sie Dummkopf«, sagte ich, lachte und schüttelte den Kopf. Er durfte noch nicht mal den Staat verlassen und Benzin verfahren, und ich dachte mir, er hat sicher noch nicht viel herausgefunden. Deshalb sagte: ich: »Ach, was solls, laden

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