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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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das andere, was ich dir gesagt habe.«
    »Das andere?«
    »Ja, die machen nichts als Ärger.« Um sicher zu gehen, daß ich es verstanden hatte, fügte er hinzu, »Frauen«.
    Ich stimmte ihm zu und setzte nochmal zum Gehen an. Ich sah seine Spiegelung in der extra großen Tür. Er wollte noch etwas sagen. »Smokey? Weißt du, was ich noch habe?«
    »Was noch?«
    »Diese fürchterliche Yuppie Krankheit. Ein chronisches Müdigkeitssyndrom. Hast du schon davon gehört?« Er rollte näher zu mir hin. »Hör’ zu, noch vor sechs Monaten hatte ich alle meine Haare. Jetzt fallen sie alle aus. Alles tut mir weh. Ich habe Fieber und schlafe nachts nicht gut.«
    »Das ist schrecklich, Cip.«
    »Diese jungen Arzte sehen mich einmal an und sagen, ich hätte alles von Arthritis bis zur Venenentzündung etc. Ich sage, daß es ein chronisches Müdigkeitssyndrom ist, weißt du, warum?«
    »Warum?«
    Er hielt seine Hände hoch, die Daumen nach innen, als ob er mir eine acht zeigen wollte. »Ich habe meine Fingerabdrücke verloren. Das ist doch etwas für dich. Die gottverdammten Ärzte meinen, wenn sie es nicht zuerst herausfinden, dann kann es nicht stimmen. Ich sage es ihnen, sie schreiben etwas auf, ich zahle sechzig Dollar und dann heißt es auf Wiedersehen.«
    Ich beugte mich herab, um besser sehen zu können und hielt seine linke Hand in meinen Fingerspitzen. »Hier kannst du das nicht sehen«, sagte er. »Das Licht ist nicht gut. Aber glaube mir, sie sind weg.«
    Das Licht war gut genug. Seine Fingerspitzen waren kalt.
    Sie hatten längliche Furchen. Die Kälte im Zimmer ließ seine Finger wie Cord aussehen. Ich strich vorsichtig die Haut an zwei Fingern glatt. »So weich wie der Popo eines Babys, Cipriano. Wie fällt einem denn so etwas auf?«
    »Wie bemerke ich denn, daß du ein weißes japanisches Auto fährst?« fragte er. »An dem die Farbe am rechten hinteren Kotflügel abgeblättert ist?«
     

Als ich von Saint Rose wegfuhr, dachte ich über das nach, was Cipriano zuletzt gesagt hatte: »Vielleicht erfinde ich das bloß. Wer braucht denn schon Fingerabdrücke? Vielleicht werde ich jetzt Safeknacker.«
    Wie könnte so etwas in der Welt existieren und das Gerichtsmedizinische Labor in Orange County weiß nichts davon, und niemand hat etwas darüber veröffentlicht? Dann wiederum sind Diebe mit CFS vielleicht auch viel zu müde zum Rauben, also was soll’s.
    Ich dachte an Annie Dugdale, die ihre Küchenarbeit nicht erledigen wollte, was auch Geschirr spülen beinhaltete, und erinnerte mich daran, daß Leute, die ihre Hände oft im Wasser haben, manchmal ihre Fingerabdrücke verlieren. Was war dann mit Phillip Dugdale, der Pinsel mit Lösungen behandelte, nachdem er ein Haus gestrichen hatte? Haben Tiefseetaucher Fingerabdrücke? Natürlich. Sie tragen dicke Plastikhandschuhe. Vielleicht sollte ich ins Auto steigen und nach Hause fahren, dann würde ich Geld sparen, erhielt mir meinen Job und meine Selbstachtung. Patricia war wahrscheinlich wieder zu Hause und hatte für alles eine Erklärung. Sie würde sich sicher dafür entschuldigen, daß sie mir Kopfzerbrechen bereitet hatte. Sie ver- makelte sicher Häuser mit Blick auf die Emerald Bay, und war schon Millionärin. Vielleicht hatte Forrest Sinclair einige Morde mehr gestanden, während ich weg war.
    Cipriano hatte mir empfohlen, durch die Stadt zu fahren und dann auf die 1-15. Ich sagte, okay, ich nehme die malerische Strecke.
    Als ich fuhr, war der Himmel pfirsichfarben und rot gefärbt; bald ging der Tag zu Ende. An einen Samstagabend konnte Ralph Polk ausgegangen sein. Er könnte aber auch zu Hause sein und gebackene Bohnen essen und American Gladiators gucken.
    Die Straße, die von Henderson wegführte, verlief bald durch felsige Sand- und Kalksteinformationen. Wie Kupfer in der Sonne, glühte und leuchtete ein Fels und seine Spitze, während benachbarte Felsblöcke so schwarz waren, als ob sie selber gebrannt hätten. Im Rückspiegel sah ich die Millionen Lichter von Vegas, eine Aurora Borealis in der Wüste.
    Einige Kilometer vom Boulder Highway entfernt, entdeckt man die lange, spitz zulaufende Schleuse von Lake Mead. Der Stausee schlängelt sich dahin, wie ein umgedrehtes Y. Ein Arm geht bis zur Grenze von Arizona, ein anderer kämpft sich nördlich weiter nach Utah und der am weitesten links liegende Arm dehnt sich westwärts bis nach Vegas und südlich nach Needles in Kalifornien. Der Virgin River, der Muddy und der große Colorado River liegen 160

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