Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
Vom Netzwerk:
Kilometer hinter dem Hoover Dam und füllen so diese große Talsperre, die die Lichter von Las Vegas mit Energie versorgt.
    Ich war eine halbe Stunde gefahren und kam an ein Tal, das im Schatten lag. Im Hintergrund verlief eine Kette von kohlrabenschwarzen Bergen, die sich zum See verjüngten. Als ich in eine Krümmung einbog, die das Tal durchquert, tauchte der graue Umriß eines Esels über einem Hügel auf, der Kopf zuerst, der hin- und herpendelte. Ich fuhr langsamer und hielt an, und er ebenso, und wir sahen uns beide lange an, während er knabberte, was dieses karge Land hergab, bis ich die Bremsen löste und weiterfuhr.
    Ich käme an einer Silikonfabrik vorbei, hatte Cip gesagt. Ich sähe zu meiner Linken Wohnwagen. Fast einen Kilometer von dort käme ich an eine Neigung. Fahr nicht zu schnell: Die Geschwindigkeitsbegrenzung geht von 90 auf 40 zurück, und es gibt einen Bullen, der nichts anderes zu tun hat, als Leute aus Kalifornien anzuhalten. Man kommt dann am Eagle’s Nest vorbei und dem Restaurant. Dann kommt der Supermarkt. Ach, ich weiß nicht so genau. Auf der anderen Seite der Straße gibt es eine Pizzeria, wo die Teenager sich herumtreiben und an Automaten spielen. Das Kino ist an der Ecke. Dort biegst du ab.
    »Wie heißt die Straße?« hatte ich gefragt.
    »Den Namen brauchst du nicht.«
    »Okay.«
    »Fahr bis zum Ende. Klopf an die Tür, auch wenn kein Licht brennt. Er wird dir öffnen.«
    Cip hatte recht: Es war kein Licht am Wohnwagen. Ich klopfte trotzdem. Ein Licht ging an und dann eine nackte Glühbirne außerhalb des Wagens.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte ich, als ein Mann mit blauen Latzhosen zur Tür kam. »Sind Sie Ralph Polk?«
    Er drehte sich zu dem Schild unter dem Fenster, auf dem in geschnörkelter Schrift R. M. Polk stand. »Ja, ich denke, das bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich würde gerne mit Ihnen über einen Laden sprechen, der Ihnen mal gehörte. Cip Rycken gab mir Ihren Namen.«
    Er bat mich hinein. Ich setzte mich auf eine braune Couch vorne im Wohnwagen und sah durch ein Fenster im Hintergrund einen Schuppen. Das Licht aus einem seiner Fenster warf einen gelben Glanz auf die Büsche.
    »Also ich hatte viele Geschäfte. Und ich habe auch jetzt viele. Welches interessiert Sie da besonders?« Seine Augen waren geschwollen, seine dicken Lippen waren lilafarben und sein zurückgekämmtes Haar lag schwer auf seinem Kopf. Er machte am Herd Feuer für einen Tee und setzte sich an einen Tisch.
    »Das »Beaver Tail Inn«.«
    Er machte eine Handbewegung und stieß Luft aus, als ob er sagen wollte, ach, das alte Ding.
    Ich sagte: »Cip sagte mir, daß es abgebrannt ist.«
    »Ja, 1985.« Er stand auf und nahm eine Blechbüchse von einer Ablage über der Spüle. »In das verdammte Ding habe ich nur Geld gesteckt. Die Nebenkosten haben mich aufgefressen.« Er brachte die Büchse zum Tisch, stellte sie hin und fing an, Draht, Scheren, ein Taschenmesser, Hobbybaumaterial aus Metall und Federn aus einem Glas herauszuholen. Bevor er sich wieder hinsetzte, sagte er: »Möchten Sie einen Tee oder etwas anderes? Ich bin ein Teetrinker, aber ich habe auch einen Gemüsesaft und eine Flasche Bier.«
    »Nichts, danke.«
    Er setzte sich. »Ich hätte es selber anzünden sollen. Einige denken, ich hätte es getan, aber das stimmt nicht. Das ist nicht nett, wenn man das von jemandem behauptet, finden Sie nicht?«
    »Die Leute spekulieren gerne.«
    Er nickte und lächelte. »Ich schwöre, daß der Schuldirektor sein eigenes Boot bei der Echo Bay vor zwei Wochen in Brand gesetzt hat und dafür habe ich keine Beweise. Es stimmt also, was Sie sagen.«
    »Mr. Polk, wüßten Sie, wie jemand an eine alte Postkarte von Ihrem Motel rankommt?« Ich holte die Karte aus meiner Handtasche und gab sie ihm. Er drehte sie ein paar Mal herum, genauso wie ich, als ich sie erhalten habe und dann, genau wie ich, noch ein dutzend Mal.
    Als er die Karte ansah, lächelte er. »Ich muß sagen, daß ich dort ein paar gute Parties geschmissen habe. Ich habe ein ganzes Schwein gegrillt und Mais in Alufolie. Ich habe Leute eingeladen. Daraus sind ein oder zwei Beziehungen entstanden. Einmal habe ich eine ganze Truppe Frauen, die zur Valentine Ranch in der Nähe von Carson City wollten, untergebracht. Das kennen Sie nicht, oder? Ihr Auto hatte einen Schaden, und ich hatte gerade einen Freund nach Indian Springs gebracht, und da waren sie und warteten auf der 95 auf eine gute Seele wie mich.«
    Der Humor

Weitere Kostenlose Bücher