Blutorangen
diesem Alter haben nichts anderes im Kopf. Der andere Typ ist auf Zack. Er kennt viele Leute in Texas, die keine Arbeit haben und ihr Arbeitslosengeld zur Verfügung haben. Er hilft mir dabei, Investoren zu finden. Wollen Sie sich wirklich nicht daran beteiligen?« sagte er und grinste mich an.
»Heißt dieser Typ Phillip?«
»Phil, ja. Woher wissen Sie das?«
»Smokey, du bist vielleicht ein Typ.«
»Vorsicht mit den Komplimenten, Raymond. Kannst du das tun?«
Ich sprach mit ihm von einem Münztelefon vor dem Overton Drugstore. Etwas weiter weg stand ein Mexikaner in einer Daunenjacke und einer Jeans und wollte auch telefonieren.
Yolanda hatte den Höhrer abgenommen. Als ich nach Raymond gefragt hatte, hatte sie ihm wortlos den Hörer gegeben.
»Du weißt, daß ich nicht kann.«
»Du mußt nicht mit dem Mustang kommen und ich zahle dir auch den Sprit.«
»Ich habe ein heißes Auto, das 270 Spitze fährt, und du denkst, ich würde es in der Wüste nicht ausprobieren, wenn ich könnte?«
Ich seufzte. »Ich weiß.«
»Du weißt, was du tun solltest oder nicht?«
»Ja.«
»Den örtlichen Gesetzvollstreckern den Fall übergeben.«
»Du mußtest es unbedingt aussprechen, nicht wahr?«
»Es nicht zu tun, fällt mir schwer.« Seine Stimme wurde weich. Ich weiß, daß er noch etwas sagen wollte, etwas wie:
»Ich mache mir Sorgen um dich«, aber da Yolanda wohl neben ihm stand, konnte er das nicht. Er sagte, »Hast du den Hintern versohlt bekommen als du Bulle warst, Smokey? Ich meine oft?«
»Quatsch, Raymond, ich bin zahm. Wir hatten dafür Cowboys.«
»Du hast aber keine Lizenz als Cowboy, meine Liebe.«
»Das gibt mir noch mehr Freiraum oder nicht?«
»Wie heißen die anderen Verdächtigen?«
»Sie waren an dem Jerry Dwyer Fall nicht beteiligt. Ich weiß. Ich will auch nicht darüber sprechen. Ray, die Dugdales laufen hier frei herum.«
»Hey, Süße, warum spielst du nicht ein bißchen in Vegas und kommst dann einfach zurück und läßt mich deine Beine abtasten.«
»Raymond!« flüsterte ich, so als ob ich die Stimme senken müßte. »Wo ist Yolanda?«
»Sie ist in die Waschküche gegangen.«
»Hör’ auf damit, Raymond. Ich fühle mich schon schlecht genug dabei, euch zu Hause anzurufen, und sie zu stören.«
»Du spielst Polizist, Smokey, du bist aber keiner.«
»Die Polizei mußja nichts damit zu tun bekommen, außer daß sie auf bekannte Verbrechter, die sich in ihrem Gebiet aufhalten, aufmerksam gemacht werden sollten. Ich bin sicher, daß sie selbst davon genug haben. Arbeite mit mir zusammen, Raymond. Hilf mir. Ich brauche Ideen.«
Der Mexikaner ging den ganzen Weg am Gebäude entlang und auf den dunklen Platz dahinter. Die Bewegung seiner Ellbogen sagte mir, daß er pinkelte.
Dann sagte ich: »Wenigstens habe ich mir eine gute Lüge ausgedacht.«
»Jetzt hör’ mal zu. Ich weiß, du kannst auf dich aufpassen, aber tue nichts Dummes. Laß bitte alles so, wie es ist. Du — «
»Also, Raymond, ich glaube, du machst dich über mich lustig. Laß alles so, wie es ist!«
Er lachte, aber wurde dann wieder ernst: »Ich sag’ dir was. Laß’ mich herausfinden, ob ich jemanden kenne, der einen Polizisten in Vegas kennt, nur für den Fall, daß etwas Komisches passiert.«
»Nein, mach dir keine Mühe, Raymond.«
»Es ist keine Mühe.«
»Natürlich macht das Arbeit.«
»Vor zehn Minuten wolltest du noch, daß ich 480 Kilometer fahre.«
Der Mexikaner kam zurück. Er stand jetzt abwartend vor mir. Ich zeigte ihm an, daß ich gleich fertig sei. Am Straßenrand stieg ein Mann auf der Beifahrerseite aus einen Auto und ging zur Eingangstür, und kam nahe an mir vorbei. Er war ekelig dick, und hatte lange braune Haare, die auf sein Hemd herabhingen. Er hatte einen Bart und die schwärzesten Ellenbogen, die ich je gesehen habe. Es war kein Arbeitsdreck, sondern Dreck von Jahren. Als er zurückstarrte, hatte ich ein wenig Angst.
Als ich auflegte, wollte ich direkt nach Henderson fahren und am Morgen wieder zurückkommen. Zurück würde ich den kürzeren Weg über Longdale nehmen, weil ich nicht alleine in einer dunklen Gegend mit einem Auto, das 144 000 Kilometer auf dem Buckel hatte, fahren wollte. Aber wenn man in der Magengegend spürt, daß wenn man noch eine Sache erledigt, noch einen Fingerabdruck überprüft, noch eine photomikrographische Aufnahme durchsieht, um den Schraubenzieher mit dem Türknauf zu vergleichen, noch ein Dia für eine »künstlerische Wiedergabe« eines
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