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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Die beiden waren die einzigen im ganzen Laden.
    »Die Leute im Restaurant sagten, daß sie Ronnie Deutsch hierhin gehen gesehen hätten. Kennen Sie ihn?
    Der ältere Mann sagte: »Nein, ich kenne ihn nicht. Aber wenn er kommt, werde ich ihm sicher sagen, daß sie nach ihm suchen.
    »Ist schon gut«, sagte ich. »Ich glaube, ich suche den Falschen.
     
    Ich nahm eine stark befahrene schmutzige Straße um den See. Manchmal konnte ich nur dreißig fahren, da wo der Sturm sich rostfarbene Kanäle über die Straße gesucht hatte. Ein paar Mal dachte ich, ich hätte mich verfahren. Ich fuhr an einem abgestorbenen Baum auf einem kleinen Hügel vorbei, und darauf saß ein goldfarbener Adler, den Blick auf sein Frühstück gerichtet. Und dann sah ich nur noch eine trostlose Landschaft mit alkalikrustigem Boden.
    In einer langen Kurve geriet ich in eine Staubwolke, die ein vor mir dahinrumpelnder gelber älterer Pontiac aufwirbelte. Im Süden muß man zur Seite fahren, wenn der Wagen hinter einem mehr als fünfzehn Kilometer die Stunde fahren will.
    Ich hing fast auf seiner Stoßstange, als er bremste und dann stehenblieb. Der Typ ging gebeugt und trug einen Hut. Ich dachte, daß es vielleicht wieder Lionel Crowell war, der Pseudo-Detektiv. Und dann dachte ich, wer auch immer es war, würde jetzt aussteigen, eine Pistole zücken und mich niederschießen. Bevor ich heute Morgen weggefahren war, hatte ich gedacht, was ist, wenn dir eine Klapperschlange begegnet? Ich nahm die Pistole, die ich aus dem Kofferraum geholt hatte, und legte sie unter den Sitz.
    Heraus kam jemand, den ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte: Cip Rycken, mit einem schludrigen Hut, einem grauen Hemd und lilafarbenen Hosenträgern, die an einer grauen Hose befestigt waren. Meine Augen wanderten automatisch zu seinen Füßen, um zu sehen, welche Wunderschuhe jemand mit einem gebrochenen Mittelfußknochen und einer Venenentzündung trägt. Ich sah weiße Socken und braune Lederpantoffeln. In meiner Angst dachte ich, daß dies der Mann sei, der mich erledigen würde, auch wenn er derjenige war, der mir einen Job gegeben hatte, als ich ihn dringend brauchte, der mich gepflegt hatte, als ich krank war und seine Hilfe auch emotional brauchte. Wer weiß das schon in dieser Welt? Ich nahm meine Jacke vom Beifahrersitz und legte sie auf meinen Schoß, damit sie die Waffe verdeckte.
    Er kam zu mir, lehnte sich ans Fenser und fragte: »Warum fahren wir nicht mit einem Auto?«
    In diesem Moment hörte ich die Stimme meines Bills — wir saßen beide auf dem Bett mit der Holzleiste, die immer herunterfiel, und ich war total verängstigt von meiner Arbeit, weil ich einen Typen fast weggeblasen hätte, er mich an dem Tag nachdem wir vor Gericht ausgesagt hatten und seinen Freund für sieben Jahre hinter Gitter gebracht hatten, verfolgte. Denke so und bleibe am Leben. Bleib’ am Leben. In seiner letzten Nacht im Krankenhaus, mit Schweiß auf der Stirn, sagte er mir das auch. Es war genau in dem Moment als ich dachte, er hätte kein Fieber mehr. Ich dachte, wir wären auf dem Weg der Besserung. Ich kühlte den Waschlappen in dem Eiswasserbehälter und legte ihn wieder an seine Stirn, als er flüsterte, ich solle zu ihm kommen. Er sagte: »Komm.« Ich hatte beide Hände auf seine Schultern gelegt und mich über ihn gebeugt, um ihm zu sagen, daß alles in Ordnung sei. Er sagte: »Smokey.«
    »Ja, ja«, sagte ich. »Bleib’ am Leben.« Und dann weiteten sich seine Pupillen, bis man fast keine Netzthaut mehr sehen konnte.
    Ich folgte Cipriano, bis wir an eine Ausweichstelle kamen, und als er in meinen Wagen kletterte, schob ich meinen Revolver mit dem Absatz nach hinten unter den Sitz, weil er nach vorne gerutscht war. Seine Augen wanderten vom Revolver zu mir.
    »Denkst du, wir stoßen heute auf Bisons, meine Liebe?«
    Ich lächelte und fuhr weiter und war froh, daß er bei mir war. Die Sonne war jetzt am klaren Himmel zu sehen und die Luft hatte die genau richtige Temperatur.
    Wir fuhren wieder durch dieses trostlose Land, und ich fragte: »Bringst du mich wirklich nicht irgendwo hin, wo du mich vergewaltigen kannst, Cipriano?«
    Er sagte: »Dieser Stab ist schon lange nirgendwo mehr eingetaucht, Smokey, aber danke trotzdem.«
    Er bot mir Zimtkaugummi an. Sein süßer Geruch stieg in meine Nase, der mich an den Geruch meiner Wohnung in San Jose erinnerte, wo ich wohnte, nachdem ich von Cipriano weggegangen war und bevor ich Lebensmitteltester wurde. In dem

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