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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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zurückgestellt.« Patricias Bruder war an Kokain gestorben, lange bevor es in Amerika modern wurde. Das war Mitte der siebziger Jahre, als sie vierzehn war. Sie klang wirklich erbärmlich. Ich fragte: »Vermißt du irgendetwas? Schmuck ...?«
    »Nein. Meinen blauen Ledergürtel, aber den vermisse ich schon lange.« Sie wurde ein bißchen lockerer, lachte und sagte: »Hast du meinen blauen Ledergürtel geklaut, Samantha?« Es war das erstemal, daß sie mich nach langer Zeit wieder Samantha nannte. Ich verstand das als Entschuldigung, weil sie zu sehr auf meiner Jugend herumgeritten war. »Ich weiß, was du denkst«, sagte sie. »Aber man weiß es einfach, wenn jemand in der Wohnung war. Genau wie die Geschichte mit der Toilette. Und bevor du irgend etwas sagst, laß mich dir sagen, daß es da noch etwas gab. Meine Vorhänge nach vorne raus waren fünf Zentimeter zur Seite geschoben, so als ob jemand dort gestanden und rausgeschaut hätte.«
    »Patricia, ich weiß, daß du dir Sorgen machst, aber wer könnte da reinkommen? Denk mal darüber nach. Wenn ich jedesmal ins Schwitzen käme, wenn ich meine Schlüssel in den Kühlschrank lege, dann würde ich zum Psychiater rennen.« Ich sagte das nach der kleinen Predigt von Raymond im Auto, aber meine Magenmuskeln verkrampften sich und das Bild von zusammengerolltem Zeitungspapier und den zerdrückten Zweigen und Blüten darin kam mir in den Kopf während wir sprachen. Ich ¿achte auch an andere komische Typen, die mir komische Dinge angetan hatten, aber ich sagte nichts davon.
    Sie sagte, »Vielleicht hast du recht. Hör zu — Themenwechsel. Ich will, daß du Roland kennenlernst. Ich habe eine Idee: Wir fahren heute Abend zusammen zum Seal Beach Pier und essen dort zu Abend. Wir könnten den Sonnenuntergang beobachten. Warum kommst du nicht mit?«
    »Nein danke, Patricia.«
    »Du wirst sehen, daß Roland nur darum bemüht ist, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Er ist wirklich total süß, Samantha. Auch sein Bruder Phillip. Die ganze Familie — also der Vater ist tot, aber die Mutter war drogensüchtig, ist aber jetzt clean, und Phillip ist bei den Anonymen Alkoholikern.«
    »Eine ganz normale amerikanische Familie«, sagte ich.
    »Du willst ihm wohl nicht mal die geringste Chance geben, nicht wahr?«
    Ich schloß die Augen und sagte nichts.
    »Denk’ darüber nach. Du kannst vielleicht davon lernen«, sagte sie. »Nicht alle Menschen sind schlecht. Selbst die nicht, die einmal etwas Schlechtes getan haben. Also? Kommst du?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Feigling.«
    Hier gab es die Chance, meinen Hauptverdächtigen zu interviewen, und ich ließ diese Möglichkeit an mir vorbeigehen. »Du kannst die Leute gut überzeugen.«
    »Wir holen dich ab.«
    »Nein, ich fahre selbst. Ich will mein eigenes Auto haben.«
    »Wie du willst.«
    »Ja.«
    Am Restaurant fiel mir der orangefarbene Peugot von Patricia sofort ins Auge, da der Parkplatz noch nicht so voll war. Ich fragte mich, ob der Typ immer Patricias Wagen und ihr Benzin benutzt?
    Sie und Roland saßen an einem Tisch mit Ausblick. Der Himmel war weiß und öde und die Helligkeit der Sonne spiegelte den Glanz des grünen Wassers immer dann wieder, wenn sie durch die Wolken schien. So, wie es aussah, würden sie keinen schönen Sonnenuntergang erleben.
    Patricia trug ein weites mandarinenfarbenes Trachtenkleid. Ein Perlenkamm hielt die roten Haare über einem Ohr zurück und sie war ein wenig gebräunter, als bei unserer letzten Begegnung, so daß sie umwerfend aussah, wenn sie lachte. »Hallo, komm her und setz dich!« sagte sie in einem Atemzug. Roland stand halb auf, als ich herankam; diese Geste überraschte mich. Ich setzte mich neben Patricia als sie sagte: »Roland, das ist Samantha Brandon; Samantha, Roland.« Als er meine Hand schüttelte, sagte sie: »Ihr Spitzname ist Smokey.« Sie lächelte aus einem Mundwinkel. Ich hielt seinem Blick lange genug stand, um auszudrücken, ich bin in der Lage, dich zu durchschauen, Junge, vertu’ dich da nicht. Seine Augen hatten die gleiche Farbe wie das Meer, seine Haare waren sauber und glänzten durch das Ausbleichen in der Sonne, und ich fragte mich, ob er Miss Clairol benutzt hatte, obwohl das nicht schlimm wäre. Viele Männer tun das. Er hatte enge rock-washed Jeans an und ein schwarzes Hemd mit kurzen Ärmeln und einem vertikalen, hellgrünen Streifen darin. Er war ein Muskelpaket, und ich konnte mir denken, was Frauen anzog.
    Soviel muß ich sagen, er war direkt. Er

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