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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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.Joe sagte: »Können wir woanders darüber reden?«
    Ich ging zur Seite, wo in rot »Merry Christmas« geschrieben stand und irgend etwas in Blau, das wahrscheinlich Vietnamesisch war. Einige rot-schwarze Flecken waren gut auf der Täfelung in der Nähe des Bodens zu sehen. Ich nahm sie auf, übertrug sie auf ein rundes Stück Filterpapier, schrieb ein Etikett und legte es neben die anderen auf das Tablett zum Trocknen.
    Dann sah ich an der rechten unteren Ecke des Fensters hinter einem verblühten Philodendronstrauch mit langen gelben Stielen ein weißes Geschirrtuch auf dem Boden liegen. »Hier ist etwas«. Joe kam herüber. Wir schoben die Pflanze beiseite.
    Joe nahm einen Holzspan und hob das befleckte Tuch wie eine Fackel hoch. Auf dem Glas über der Pflanze gab es noch mehr rote Flecken, dort wollten wohl die Kamele hin, zum Schnee — was wissen Vietnamesen schon über die Wüste? Sie können Kamele im Schnee malen, wenn sie wollen. Das Tuch war wahrscheinlich am Fenster abgeprallt und hinter den Philodendronstrauch gerutscht.
    »Ist er vorne rausgegangen?« fragte ich. »Warum sollte er vorne rausgehen, wenn er die Frau hinten überwältigt hat, und wenn es dort eine wunderbare Hintertür gibt? Das macht keinen Sinn.«
    »Macht es doch. Der Typ ist wahrscheinlich Korrekturleser für die Bonbons von M&M’s.«
    Wir gingen zurück in die Küche, wo das Opfer aufrecht am Schrank saß. Ihr Kopf war mit einem Tuch bedeckt, die großen Flecken an der Stirn wurden am Rand rosa. Das Tuch war sicher naß, als der Täter es dorthin legte. Er wollte ihr wohl nicht in die Augen schauen müssen, als er ihrem Leben ein Ende bereitete. Ich sagte: »Mörder bedecken die Köpfe der Opfer, die sie kennen. Stimmt das nicht? Sie können ihnen nicht ins Gesicht sehen?«
    »Das könnte sein, zumal der Schuß durch das Tuch ging.« Am Waschbecken nahm er eine lange Gabel und suchte in dem grauen Wasser nach irgend etwas auf dem Grund — ein Messer, eine Waffe — die Tötungswaffen sind oft ganz in der Nähe, man kann es fast wagemutig nennen, oder, wie Joe sagt, Verbrecher sind dumm.
    Billy Katchaturian stand draußen an der Hintertür mit seiner Kamera und schoß noch mehr Bilder aus diesem Winkel. Der Polizist aus Westminster war bei ihm, ein junger Mann mit straffer Haut über hohen Wangenknochen und einem abwechselnd ängstlichem und angestrengtem Gesichtsausdruck. Billy hatte noch nicht mal hallo gesagt, vielleicht weil Joe da war. Ich mochte nicht daran denken.
    »Ich glaube, wir haben hier zwei Opfer«, sagte Joe und zeigte auf den vorderen Teil des Ladens.
    Ich sagte: »Das glaube ich auch. Die Frau ging nirgendwo mehr hin«, damit meinte ich, nicht mehr zur Eingangstür und nicht zum Tisch, um das Blut zu verspritzen, nachdem man sie erschossen hatte. Mit Kugeln im Kopf kann man das nicht mehr machen. »Wo kommt also das andere Blut her?«
    Joe zuckte die Schultern. »Es könnte sein, daß noch jemand anderes da war, jemand, der gekidnappt wurde. Der Patrouillenbeamte erzählte mir, daß sein Partner beide Geschäfte nebenan und gegenüber befragt hatte. Bei »Alpha Beta« sind jetzt ein paar Detectives. Sieht so aus, als ob niemand was gesehen hat. Genau wie im Fall Dwyer.« Seine Stimme senkte sich, bevor er »Fall Dwyer« sagte. Nein, dachte ich, nicht wie im Fall Dwyer. Er fügte hinzu: »Die Frau hatte sicher einen Mann. Er könnte es sein. Entweder Opfer Nummer zwei oder Mörder Nummer eins.«
    »Ich muß mit dir später noch über den Fall Dwyer reden.«
    Joe nahm seinen Notizblock heraus und schrieb etwas auf. Er sagte: »Okay. Laß uns auf dem Weg zum Labor irgendwo anhalten und einen Kaffee trinken.«
    Ich sagte: »Könnte jemand die Beamten anrufen, die bei dem Ehemann sind? Wir sollten die Waschbecken mit Luminal behandeln.« Luminal ist eine Wasserstofflösung, die wir aufsprühen, um Blutspuren zu finden, an Stellen, wo Täter Spuren verwischt haben oder es vergessen haben, wie zum Beispiel unter Wasserhähnen oder am oberen Teil des Waschbeckens, wo das Wasser gestiegen wäre. Sprühen, wischen, Schwarzlicht daraufwerfen, Billy K. holen, damit er es fotografiert, wenn es fluoresziert. »Das erklärt aber immer noch nicht das Blut auf dem Tisch, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    »Wenn es allerdings, wie du sagst, noch ein zweites Opfer gibt, dann hätte er nach draußen gestoßen werden, und geschlagen worden sein können. Das Blut flog ans Fenster. Der Mörder zwang ihn, nach Hause zu gehen und alle

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