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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Augenwinkel sah ich sein schönes, graues Haar und plötzlich fühlte ich großes Mitleid und große Schwäche. Meine Hormone waren wahrscheinlich noch nicht ausgeglichen.
    »Können wir wieder Freunde sein?« sagte Joe und legte drei Finger in meine Hand.
    Ich sagte: »Ich will über den Fall Dwyer reden.«
    Er schüttelte den Kopf und lachte. Dann sprachen wir darüber, lange Zeit Hände haltend und diskutierten sofort wieder. Ich beschuldigte ihn, den Fall unter den Tisch fallen zu lassen und er sagte, das täte er nicht. Es gäbe zwei dringend Verdächtige, einer, der Lee Yardley hieße und es gewesen sein könnte, der mit einem Ganoven namens Burns kleine Dinge dreht. Ein anderer hieß Forrest Sinclair. Das wollte ich aber gar nicht hören.
    Er sagte: »Sinclair ist von einem verraten worden, der dafür eine Gerichtssache gestrichen haben wollte.« >Gelbe< sind Insassen mit geringer Sicherheitsstufe, aber mit höherer als >Weiße<. >Weiße< sind wegen Rechtsübertretungen dort — Betrunkene, Unruhestifter — aber da kein Raum mehr in der Herberge ist, läßt man sie raus, sobald sie nüchtern sind. Ein >Gelber< ist jemand, der ein minderes Delikt begangen hat, der für gewöhnlich nicht zum erstenmal dort ist, und sich nicht freikaufen konnte. Die Gefängnisfarben wechseln manchmal, aber im Moment tragen die Schwerverbrecher orangefarbene Anzüge, die besonders auffallen. >Blaue< sind Insassen mit dem geringsten Sicherheitsgrad in Orange County, aber nicht in Los Angeles Das war recht verwirrend, wenn ein Orange-County-Polizist mit einem LA. Polizisten über Farben spricht.
    Joe sagte: »Der >Gelbe< hat Sinclair angeschwärzt. Er sagt, er hätte über den Dwyermord gelesen und wüßte, wer es war, und fragte, ob wir mit uns handeln ließen. Detective Felton hat das überprüft. Es stellte sich heraus, daß Sinclair erstens kein Alibi hatte, daß er zweitens ein Fixer ist und ihm das ein Motiv gibt, und daß er drittens ein ehemaliger Polizist ist, was die Glaser erklären würde.«
    »Oh, Scheiße.« Ich sagte, es täte mir leid, daß jemand, der auf das amerikanische Recht geschworen hatte, jetzt so daneben war. Wir hatten schon früher über solche Polizisten gesprochen, in Bars, bei freundschaftlichen Treffen. Aber wir sprachen über sie mit dem Wort Kotzbrocken auf den Lippen. Für einige Polizisten ist es zuviel, immer Crack, Heroin und Koks in rauhen Mengen um sich zu haben und sie drehen durch.
    Ich dachte darüber nach, was Joe über die Möglichkeit gesagt hatte, daß Forrest Sinclair der Täter war, aber mein Verstand sagte mir, daß er an dem Fall Dwyer nicht beteiligt war. »Es gab zwei Täter, Joe. Wie groß ist der Typ?«
    »Smokey, das hat jemand untersucht.«
    In der Bucht hinter meinem Haus gibt es Venusmuscheln und Klaffmuscheln. Diese Dinger sind widerlich, aber sie sind Überlebenskünstler. Ihr Gehäuse ist an der Seite, wo die Eßröhre herausguckt, offen, wie zum Hohn, — diese ist so groß wie der Penis eines Mannes und guckt sechzig Zentimeter über dem Schlamm heraus. Dort stehen sie herum, ganz alleine und warten auf Nahrung mit ihrem blumigen Sauger, der im Strom niedlich aussieht. Statt dessen kommt Jones vorbei, als Gebirgsforelle. Dieser Typ reißt die Spitze der Röhre weg, Mmmh, Abendessen. Die Muschel überlebt und läßt eine neue Röhre wachsen, etwas, das die männlichen Wesen unserer Spezies gerne tun würden, wie mir gesagt wurde. Es war dieses Bild von der Röhre in der Strömung und dem gelben Miesmacher, der die Lebensmöglichkeit eines anderen wegmampfte, das an mir vorüberzog. Ich sagte: »Was du sagen willst ist, daß, soweit du informiert bist, jeder glücklich ist. Fett, dumm und glücklich.«
    Er runzelte die Stirn und sagte: »Wenn du es so nennen willst. «
    Ich weiß nicht, wann genau wir damit aufhörten, Hände zu halten. Ich bemerkte es erst, als Joe seine Hand wieder auf die Bank legte, als ob er meine berühren wollte. »Sinclair ist nicht unser Mann«, sagte ich stehend, weil es jetzt keinen Zweifel mehr darüber gab: Mir war kalt, und ich war eigentlich ganz froh darüber, da der November grausam heiß war und der Dezember bisher genauso.
    Joe sagte: »Du bist wegen deiner Freundin Patricia verärgert.«
    »Wärst du das nicht? Woher weißt du das überhaupt?« Und dann fiel mir ein, daß es nur Raymond hätte sein können mit seinem Mitteilungsbedürfnis. »Kommt Ray Vega mit jeder Kleinigkeit zu dir, die ich tue?« Was mir Sorgen machte war, daß

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