Blutorks 2 - Blutorks 2
Sattel sitzen bleiben.
Mit vor Stolz geschwellter Brust ritt der kommandierende Offizier dem Tross voran. Raams Tagauge hatte gerade erst den Zenit überschritten, die karge Landschaft flirrte entsprechend vor Hitze, und die Angeketteten verschwanden beinahe in der Staubfahne, die von den trabenden Lindwürmern aufgewirbelt wurde. Thannos zog das Tempo absichtlich an, um sie kräftig Staub fressen zu lassen.
Doch je näher sie dem Stadttor kamen, desto stärker zügelte er wieder das eigene Reittier. Außer zwei müde wirkenden Wachposten, die sich im schattenspendenden Torbogen an ihren Mondspornen festhielten, war keine Menschenseele zu sehen.
Wo waren bloß all die vielen Händler, Knechte und Bürger, die sonst um diese Zeit in die Stadt und herausdrängten? Noch nicht mal ein paar zerlumpte Kinder hockten bettelnd am Wegesrand. Es war niemand da, den Thannos mit einigen Kupfermünzen dazu bewegen konnte, den Einmarsch der siegreichen Garde überall in der Stadt zu verbreiten. Selbst die beiden Posten gaben sich nur mäßig interessiert, obwohl fast zwei Dutzend in Ketten gelegte Orks kein alltäglicher Anblick waren.
»Was ist hier los?«, bellte Thannos die beiden an, als wären sie persönlich für den traurigen Empfang verantwortlich. »Warum wirkt die Stadt wie ausgestorben?«
»Ist sie nicht«, belehrte ihn einer der Posten. »Alles, was laufen kann, ist nur in oder vor der Arena versammelt. Wer keinen Sitzplatz mehr ergattern konnte, will wenigstens den Kampflärm hören, der nach draußen dringt. Und danach aus erster Hand erfahren, wie das Duell zwischen Gonga und dem Schattenelfen ausgegangen ist.«
»Schattenelf?«, echote der Großgardist überrascht. »Ein Schattenelf als Gladiator in der Arena? Etwa immer noch der abtrünnige Vater, der sein Neugeborenes verbergen wollte?«
Weiterhin schwer auf den Mondsporn gestützt, nickte der Posten. In seine Trägheit, die der Mittagshitze geschuldet war, mischte sich ein Hauch von Wehmut darüber, dass er nicht selbst bei dem großen Ereignis dabei sein konnte.
»Und deshalb sind die Straßen wie leergefegt?«, fragte Thannos, immer noch ein wenig erbost über das Desinteresse, das ihm entgegenschlug. »Gonga wird den Legionär genauso in der Luft zerreißen wie alle anderen Opfer, die ihm schon zum Fraß vorgeworfen wurden. Was ist so Besonderes an diesem Schauspiel?«
Der Posten richtete sich erstmals auf. Vielleicht, weil sich der Staub um die Orkreihe endlich weit genug gelichtet hatte, dass er sie deutlich erkennen konnte, vielleicht aber auch, weil ihn seine nächsten Worte selbst erregten und munter machten. »Du hast wohl noch nicht von Benirs zurückliegendem Kampf gehört, Großgardist«, sagte er versonnen. »Es muss ein wahrhaft blutiges Spektakel gewesen sein, wie es zuvor noch kein Zuschauer zu sehen bekommen hat.«
Auch diese Antwort stellte Thannos nicht zufrieden, aber es brachte nichts, sich mit diesem Kerl herumzustreiten. Mit unverhohlener Enttäuschung drehte er sich im Sattel um und sah über die Reihe seiner Gefangenen hinweg. Quer durch Cabras und Ragon hindurch hatte er sie nach Sangor geschafft, ohne einen einzigen Gardisten zu verlieren. Doch sobald die Orks in irgendeinem Kerker hockten, würde sich kein Mensch mehr für den Namen des Offiziers interessieren, dem dieses Kunststück gelungen war. Den offiziellen Triumphzug, der in zwei, drei oder vielleicht auch erst in fünf Wochen stattfinden mochte, würde der Herzog anführen. Bis dahin war Thannos wahrscheinlich längst an die Front zurückgekehrt.
»Wohin soll ich die Gefangenen bringen?«, fragte er entnervt. »Ich hoffe, es wurde für einen sicheren Platz gesorgt. Diese grünhäutigen Untiere sind äußerst gefährlich.«
»Sie werden in die Obhut der Legion übergeben«, erklang eine Stimme, die sich erst zuordnen ließ, als der Elf, der aus dem Schatten des Torbogens heraus geantwortet hatte, die Kapuze seines Tarnmantels zurückschlug.
Die Mundwinkel der beiden Torposten zuckten in die Höhe, als Thannos vor Schreck in seinem Sattel zusammenfuhr. Scheinbar hatten sie die ganze Zeit über von der Anwesenheit des Legionärs gewusst, der nun zwischen ihnen hervortrat und seinen Blick suchend über die Lindwürmer gleiten ließ, bis er an Morn hängen blieb.
»Ich soll außerdem einen verletzten Kameraden und einen Halbling in Empfang nehmen«, fuhr er fort. »Wo ist Falu? Ich kann ihn nirgends entdecken.«
Anscheinend hatte es in Rabensang niemand für nötig
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