Blutorks 2 - Blutorks 2
Vorstoß angespannt, wollte sich das Tier auf Benir stürzen, doch der hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Den Mondsporn schräg emporgereckt, stürzte er weiter voran, ohne auch nur einen Herzschlag innezuhalten.
Die unverdauten Fleischreste zwischen den Lindwurmzähnen rückten plötzlich so nahe, dass er sie hätte mit dem Finger berühren können, während er die Spitze der Stangenwaffe tief in dem Gaumen des Untiers versenkte. Blut und Geifer spritzten ihm entgegen, trotzdem drängte er nach, als Gonga den Kopf reflexartig nach oben riss. Ein grell in den Ohren dröhnender Schmerzenslaut zerriss die Luft, doch anstatt nachzulassen, rückte Benir bis an das Schnabelmaul heran und presste den zitternden Holzschaft so fest er konnte an das geschuppte Kinn.
Die Waffe bog sich unter den auf sie einwirkenden Kräften. So war es ihm ein Leichtes, eine Hand von ihr zu lösen und sie mit einem gezielten Hieb auf Höhe der unteren Zahnreihe zu zerschmettern. Die Wucht des Schlags ließ den scharf angesplitterten Schaft nach innen rutschen. Das vor Schmerz umherstolpernde Tier versuchte sofort, das Maul zu schließen, doch als es neben dem Spieß im Gaumen auch noch das Splitterende im Unterkiefer spürte, verhinderte sein Schmerzinstinkt, dass es mit aller Kraft zubiss.
In der Zeit, in der das offen klaffende Maul vor ihm auf und ab tanzte, langte Benir unter seinen Lendenschurz und zog etwas hervor, das er dort die ganze Zeit über versteckt getragen hatte: einen Lederbeutel, klein genug, dass er sich mit der Handfläche gänzlich umschließen ließ. Geschickt setzte Benir Daumen und Zeigefinger dazu ein, die Verschnürung der Öffnung so zu weiten, dass er das graue Pulver darin herausschütten konnte.
Von Weitem war unmöglich zu sehen, dass er etwas in den Fingern hielt. Und es bemerkte auch niemand die graue Wolke, die er dem Lindwurm blitzschnell in den offenen Schlund schleuderte. Die gut durchmengte Mischung aus Siebenwurz, Salpeter und Rattenlosung reagierte sofort, als sie mit dem Lindwurmspeichel in Kontakt kam, und zischend wurden die Schleimhäute verätzt.
Gonga warf den Kopf herum, doch es war schon zu spät, aus seinem Maul quollen bereits feine weiße Wölkchen. Mit aller Kraft presste er die Schnabelhälften zusammen, bis der Sporn zerbrach, auch wenn er sich damit die Spitze noch tiefer in den Gaumen trieb. Blut spritzte aus seinem Maul und besprenkelte Benirs nackten Körper.
Die Menge stöhnte überrascht auf, als sich das Tier herumwarf und vor Schmerzen brüllend durch die Arena galoppierte. Niemand konnte recht verstehen, warum Benirs Treffer derartige Auswirkungen zeigte, besonders als Gonga sich auch noch in den Sand fallen ließ und sich wie rasend darin herumwälzte.
Obwohl der Boden unter seinen kniehohen Stiefeln wie unter kräftigen Erdstößen erzitterte, nahm Benir den zweiten Mondsporn auf und ging auf den Lindwurm zu. Füge! , forderte die Stimme, die immer wieder zu ihm durchdrang, doch er tat einfach so, als würde er sie nicht hören. Füge, was zusammenge hört!
Wie das wild umherzuckende Untier so litt, hätte es ihm fast leidtun können. Aber auch nur fast. Angesichts all der Opfer, die Gonga grausam zerrissen hatte, war es höchste Zeit, ihm den Garaus zu machen.
Benir wollte schon zum Gnadenstoß ausholen, als sich der Lindwurm noch einmal in die Höhe wälzte. Der Schattenelf reagierte nicht sofort, sondern wartete, bis die verrostete Spitze in Gongas Flanke vor ihm in Augenhöhe auf und ab tanzte. Dann sprang er aus dem Stand heraus in die Luft und trat mit dem Absatz zu, genau auf das abgebrochene Ende des Metallstücks, das zwischen den Schuppenplatten hervorragte. Ein schmatzender und gleichzeitig reißender Laut war zu hören, dann war die alte Speerspitze gänzlich im Körper verschwunden.
Gonga fuhr zusammen, als wäre die Peitsche eines unsichtbaren Riesen auf ihn niedergefahren, während Blut aus der Wunde hervorsprudelte. Schrille Schmerzenslaute ausstoßend, torkelte der Lindwurm umher, brach aber schon nach wenigen Schritten in die Knie.
Sein Klagen wurde allmählich leiser, der eben noch haltlos umherpendelnde Kopf auf dem langen Hals kam zur Ruhe. Unversehens wandte er sein Gesicht zu Benir herum und starrte ihn direkt an. Weißer Brodem quoll ihm aus den Nüstern, blutiger Schaum tropfte aus den Winkeln seines Schnabelmauls, und in dem gesunden Auge schien so etwas wie ein stiller Vorwurf zu schimmern.
Benir achtete ebenso wenig darauf wie auf die
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