Blutorks 2 - Blutorks 2
schon häufiger einen Platz im Clan der Madak angeboten. Seit Urok die Feuerhand besaß, war es sogar richtig schlimm geworden, denn das Werben des Eishaars hatte schon drängende Züge angenommen.
»Grindel?«, fragte Urok. »Deren letzter Mann lieber in die Einöde des Frostwalls geflohen ist, als sich weiter von ihr schikanieren zu lassen?«
»Ach was!« Vandall winkte ärgerlich ab. »Alles Ammenmärchen, die bei euch Ranar von alten Weibern erzählt werden. Grindel ist so stark und unbeugsam, wie es sich ein Krieger nur wünschen kann, doch auf dem Felllager so anschmiegsam wie ein junger Wolf.«
»Tatsächlich?«, fragte Torg belustigt.
Vandall hustete verlegen in die Hand. »Na ja, wird zumindest von Kriegern erzählt, die es wissen müssen.«
Urok sah noch einmal zu Grindel hinüber, die sich daranmachte, die von ihr Erschlagenen zu plündern. Sie war ungefähr drei Handbreit kleiner als er, mit einem glatten, fein geschnittenen Gesicht und den richtigen Rundungen an genau den richtigen Stellen. Die geschickte Art, mit der sie die Köpfe ihrer erschlagenen Feinde abtrennte und ausbluten ließ, sprach ebenfalls für sie.
Trotzdem beschäftigten Urok derzeit ganz andere Dinge. Etwa, dass Tabor gerade einen Steinwurf entfernt Rowan beim Plündern störte und ihn lautstark zurechtwies, weil er sich von der eigenen Schar entfernt hatte.
»Du kannst meine Unterstützung gut gebrauchen«, sagte Vandall zu Urok, dem diese Szene ebenfalls nicht entging. »Es gibt immer noch viele, die schlecht auf dich zu sprechen sind.«
»Ich weiß dein großzügiges Angebot sehr zu schätzen«, antwortete Urok, um sich das Wohlwollen des Streitfürsten nicht zu verscherzen. »Und wir haben auch weiterhin dieselben Feinde. Doch das ändert nichts daran, dass ich meine eigene Schar bleiben will.«
2
elsnest Noch nie zuvor hatte sich Ursa dem Blut der Erde so nahe gefühlt wie in dem Augenblick, da es ihrem Ruf zu folgen begann. Endlich! Die Tage der Meditation und der gemeinsamen Beschwörungen trugen erste Früchte. Zuerst spürte sie nur ein angenehmes Kribbeln, das von den Zehenspitzen bis unter die Haarwurzeln reichte. Dann folgten heiße Wellen, die ihr den Schweiß auf die Stirn trieben. Plötzlich fühlte sie sich fiebrig und trunken, wie nach dem übermäßigen Genuss eines berauschenden Kräutersuds.
Keuchend warf Ursa den Kopf in den Nacken, und obwohl sich ihre Augen in den Höhlen nach oben verdrehten, bis fast nur noch das Weiße darin auszumachen war, sah sie den sternenlosen Himmel, der sich über ihr dehnte.
Neben ihr begannen auch andere Priester ekstatisch zu stöhnen.
Nur selten war das Plateau so stark bevölkert wie in diesen unruhigen Tagen, in denen Arakia die Invasion drohte. Die dreißig stärksten Priester des heiligen Hortes hatten sich dort versammelt, um das Rad des Feuers zu drehen. Drei mal zwei Handvoll, so war es Brauch, schon seit undenklichen Zeiten. Zehn Priester für jedes von Vurans drei Gesichtern, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft symbolisierten.
Nur von ihren persönlichen Knappen versorgt und bewacht, bildeten die dreißig einen großen Kreis. Der wurde von blutigen Strichen durchzogen, die an brennende Speichen erinnerten.
»Das Blut der Erde!«, rief Ulke, der Hohepriester, plötzlich so laut, dass es weit über die Felsplatte hinaushallte und mit einem leisen Echo in der Nacht verklang. »Endlich erhört es unser Flehen!« Mehr brauchte er nicht zu sagen, die anderen wussten auch so, was zu tun war. Gemeinsam schlossen sie die Augen und verstärkten ihren Ruf.
Einen flüchtigen Moment lang kam Ursa in den Sinn, dass Urok gerade sein Leben bei einem Scheinangriff riskierte, doch sie schüttelte den Gedanken sofort wieder ab. Die Beschwörung war wichtiger. Jeder in dem großen Kreis musste sich völlig konzentrieren. Nur so ließ sich das Blut, das durch die glühenden Adern der Erde floss, in Wallung bringen. Damit sie es im richtigen Moment entfesseln konnten, um den Feind zu vernichten.
All die Anzeichen von Müdigkeit und Erschöpfung, unter denen Ursa noch kurz zuvor gelitten hatte, waren vollständig verschwunden. Frische Kräfte durchströmten ihren Körper. Energien, von denen sie niemals zu träumen gewagt hätte, obwohl sie die Macht des Blutes von Kindesbeinen an kannte.
Füge …
Ursa konnte sich nicht erinnern, sich ihren Brüdern und Schwestern schon einmal so nahe gefühlt zu haben. Alle knieten, allein das machte sie den anderen so ebenbürtig wie
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