Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutorks 2 - Blutorks 2

Blutorks 2 - Blutorks 2

Titel: Blutorks 2 - Blutorks 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
fünf Roben von Ursa entfernt. Trotzdem ließ sie sich nicht beirren.
    Hilf ihm , flehte sie erneut, während ein leichtes Zittern durch ihre lahmen Beine lief, aber das mochte auch von der Sorge um ihren Bruder herrühren. So hilf Urok doch endlich! , forderte sie ein letztes Mal mit aller Kraft, bevor sie, einer spontanen Eingebung folgend, noch hinzufügte: Hilf ihm, und ich werde zusammenfü gen, was zusammengehört!
    Ein, zwei Herzschläge lang geschah überhaupt nichts, dann sah sie in dem Trugbild, wie ihr Bruder die mit Schwert und Schild gewappneten Hände über den Kopf hob. Noch ehe sie begriff, was Urok damit bezweckte, ertönte ein dunkles Grollen aus der Tiefe. Die Schwaden über dem Feuer verflüchtigten sich innerhalb eines Lidschlags, dafür gab es eine schwere Erschütterung in der Ebene, die selbst in den Bergen noch als leichtes Zittern zu spüren war.
    Alarmiert schreckten die übrigen Priester aus ihrer Trance.
    Nicht mal Ulkes scharfe Mahnungen konnten noch verhindern, dass einige von ihnen aufgeregt in die Höhe sprangen und zur freien Ostseite rannten, um zu sehen, was im Grenzgebiet zu Cabras vor sich ging.
    »Das Blut!«, riefen sie vor Begeisterung aus. »Seht doch nur, Brüder und Schwestern! Das Blut der Erde hat auf unseren Ruf reagiert!«
    »Aber nicht so, wie es sollte!«, schimpfte Ulke wütend. »So etwas wie gerade eben darf nicht noch einmal passieren, besonders dann nicht, wenn Hellhäuter in unser Land einfallen!«
    Obwohl der Hohepriester seine Worte an die Allgemeinheit richtete, sah er Ursa scharf an, als wüsste er genau, dass einzig und allein sie es gewesen war, die ihren eigenen Gedanken gefolgt war. Die Priesterin reagierte nicht auf den stummen Vorwurf, sondern kroch, ihre gelähmten Beine nach sich ziehend, zur Westseite, wo sie ihr Knappe Moa bereits mit einem Steinkrug voll Wasser erwartete. Gierig trank sie den Krug leer, um ihren ärgsten Durst zu löschen.
    Als sie das Gefäß wieder abgesetzt hatte, erzählte sie Moa mit leiser Stimme, was sie in ihrer inneren Versunkenheit gesehen hatte, und verlangte dann: »Bring mir Ragmars Zauberschrift!«
    Moa eilte sofort los, um ihren Wunsch zu erfüllen. Das in Leder gebundene Buch, das der junge Hellhäuter ihrem Bruder vermacht hatte, steckte in einer von Hatras Satteltaschen. Doch der gezähmte Lindwurm, der Ursa seit kurzem die Beine ersetzte, hatte nicht oben auf der Felsplatte bleiben dürfen. Ulke hatte es verboten, angeblich, weil die Anwesenheit eines Tiers das Ritual gestört hätte.
    Darum hatten sie Hatra an einem tiefer gelegenen Vorsprung angepflockt, der genügend Platz zum Stehen und Schlafen bot.
    Während der Knappe den steilen Bergpfad hinabrannte, machte es sich Ursa auf einem flachen Stein bequem, auf dem sie öfter saß. Nachdenklich pflückte sie einige Geröllsplitter, die sich tief in das schützende Leder gedrückt hatten, von der langen Beinschürze. Erst danach zog sie die Kutte über die Knie herab, sodass sie wieder wie all die anderen Brüder und Schwestern aussah, die sich ebenfalls erfrischten. Das Beben in der Tiefe, das die meisten dem Blut der Erde zuschrieben, beherrschte alle Gespräche. Viele werteten es als Zeichen, dass die göttliche Kraft bereit war, ihnen gegen Arakias Feinde beizustehen – nur Ulke wirkte immer noch verdrossen, obwohl sein Gesicht weiterhin von der tief in die Stirn gezogenen Kapuze bedeckt wurde.
    Ein wenig abseits von den übrigen Orks stand er mit seinen engsten Vertrauten zusammen. Ursa konnte sich nicht des Gefühls erwehren, dass dabei über sie gesprochen wurde, zumal sich immer wieder einer der fünf Hohen zu ihr umdrehte und in ihre Richtung sah. Besonders Finske und Vokard wirkten nervös.
    Ursa warf ihre Kapuze zurück und setzte ein unschuldiges Lächeln auf. Das beeindruckte die Runde immerhin so weit, dass Ursa weitere auffällige Blicke erspart blieben.
    Im Osten lugte bereits das obere Rund der Sonne hinter dem Forstwall hervor, als Moa mit der Zauberschrift zurückkehrte. Im Licht der aufziehenden Dämmerung brauchte Ursa nicht lange, um auf einer der mit zahllosen Zeichnungen übersäten Pergamentseiten das zu finden, was sie suchte: das Symbol einer gefiederten Schlange.
    Also doch, ihre Erinnerung hatte sie nicht getrogen. Auch wenn die Darstellung nicht so plastisch wie das Trugbild war, sondern eher wie ein in Stein geritztes Zeichen aussah, so war die Ähnlichkeit doch nicht zu übersehen. Während Ursa die Abbildung näher betrachtete,

Weitere Kostenlose Bücher