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Blutorks 2 - Blutorks 2

Blutorks 2 - Blutorks 2

Titel: Blutorks 2 - Blutorks 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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überlegte sie kurz, ob sie den Hohepriester von der Erscheinung über dem Feuer erzählen sollte.
    Doch wozu?
    Nach Ulkes Meinung war nur er allein fähig, Vurans Willen zu erkennen. Dabei wurde Ursa das Gefühl nicht los, dass der Hohepriester und seine Getreuen ebenso blind waren wie sie, nur mit dem Unterschied, dass die fünf Hohen gerade dort absichtlich die Augen verschlossen, wo Ursa verzweifelt zu sehen versuchte.
    Die gefiederte Schlange tauchte auf gleich zwei Seiten der Zauberschrift auf. Und je länger Ursa sie betrachtete, desto sicherer glaubte sie zu erkennen, dass es sich tatsächlich um Zeichnungen von verwitterten Steinen handelte, in die eine unbekannte Hand vor unendlich langer Zeit dieses seltsame Symbol eingemeißelt hatte. Doch noch ehe sie sich Gedanken darüber machen konnte, was das zu bedeuten hatte, forderten laute Rufe ihre Aufmerksamkeit.
    »Was ist das?«, rief eine Stimme, die sie nicht eindeutig zuordnen konnte. Und eine andere fiel überrascht mit ein: »Seht doch nur! Dort drüben, hoch über Cabras!«
    Zuerst war es nur ein einziger Arm, der in den wolkenlosen Himmel zeigte. Doch je mehr Orks das weit entfernte Massiv ausmachten, das rasch näher schwebte, desto mehr deuteten ihm entgegen. »Da! Das ist doch nicht möglich!«
    Der Anblick dieses Phänomens erschütterte einige Brüder und Schwestern so sehr, dass sie beinahe die Beherrschung verloren. Dabei hatte Urok oft genug vor diesem Augenblick gewarnt, und auch Ursa musste nicht erst einen Blick in die Zauberschrift werfen, um zu erkennen, was dort nahte: die schwebende Festung des Tyrannen.
    Ursa zeigte ihrem Knappen die Zeichnungen der gefiederten Schlange in der Zauberschrift und wies ihn dann an: »Rasch, bring den Lederband zu meinem Bruder, und erzähle ihm, was ich in meiner inneren Versunkenheit gesehen habe!«
    Moa war längst ein guter Vertrauter, der ebenfalls an den Fähigkeiten des Hohepriesters zweifelte. Deshalb wusste sie diese delikate Aufgabe in guten Händen. Während Moa zu Hatra hinabeilte, hob Ursa ihre Kutte an und ließ sich auf die Lederschürze nieder, die ihre dürren Beine vor Verletzungen schützte, wenn sie sich auf ihren Händen empordrückte und sich auf diese Weise über den schroffen Felsboden schob. Rasch kehrte sie an ihren alten Platz zurück. Schneller als manch einer, der zwei gesunde Beine hatte. Noch ein letztes Schleifen von Leder über Stein, und sie war bereit für das große, abschließende Ritual.
    Inzwischen war der Kreis, der das Rad des Feuers nachbildete, beinahe wieder vollzählig. Nur Ulke stand noch. Gemessenen Schrittes ging er auf das Feuer in ihrer Mitte zu und füllte noch ein wenig Pech aus einem Tonkrug nach, damit es so lange wie möglich brannte. Danach griff er in seine rote Robe und holte ein halbes Dutzend getrockneter Ahornblätter hervor, die er geschickt zwischen den Fingern zerrieb und in die Flammen rieseln ließ.
    Ursa wusste nicht, auf welche Weise er das Laub zuvor behandelt hatte, doch die Krümel vergingen leise zischend im Feuer, aus dem umgehend eine dicke Rauchsäule emporstieg. Kerzengerade wuchs sie in den Himmel und verwehte erst mehrere Körperlängen über ihren Köpfen.
    »Nun, da unser Feind aus der Luft naht, sollten wir uns vor ihm verbergen«, erklärte Ulke, während er seine gelben Zähne in einem selbstzufriedenen Grinsen entblößte. »Stellt euch die Form einer großen Halbkugel vor, und stimmt in meinen Ruf mit ein.«
    Nachdem auch er sich wieder gesetzt hatte, öffneten alle ihren Geist und folgten dem Weg, den er ihnen vorgab. Auch Ursa. Und tatsächlich: Kaum, dass sie ihren murmelnden Gesang wieder aufgenommen hatten, zerflossen die schweren Schwaden über ihren Köpfen und sanken herab, dann wölbten sie sich zu einer hauchdünnen Schicht, die sich über ganz Felsnest stülpte.
    Obwohl die aus dem Feuer steigende Säule längst erloschen war, blieb der Rauch erhalten. Ständig in Bewegung, bildete die eingefangene Masse mal hier und mal dort stärkere Schlieren, blieb aber insgesamt durchsichtig. Ein grauer Schleier, das war alles, was sie von ihrer Außenwelt trennte – aber von der anderen Seite, da war sich Ursa sicher, wirkte es bestimmt so, als wäre Felsnest von einer dicken Nebelbank umhüllt.
    Ulke verfügte also doch über die eine oder andere Fähigkeit, die ihn über die anderen heraushob. Schade nur, dass er sie nicht dazu nutzte, das Blut der Erde wirklich zu verstehen.

3
    ine gefiederte Schlange?« Torg spuckte

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