Blutorks 3 - Blutorks 3
dass der Maar sie viel zu dringend brauchte, um sich ihrer wegen ein paar lästiger Fragen zu entledigen.
»Es gab ihn wohl«, drang es plötzlich unter der Maske hervor. »Gothar war einer der vielen, die in der Zeit des Chaos, die nach Vurans Sturm auf die Himmelsfeste folgte, die Macht an sich zu reißen suchten. Ich habe ihm meine Hilfe angeboten, weil er leichter zu beeinflussen war als andere. Und ihn rasch unter meine Kontrolle gebracht, so wie die anderen, die in seinem Namen folgten, als er das Zeitliche segnete.«
So viel zu König Gothars Geheimnis der ewigen Jugend.
Eine schöne Enttäuschung.
»Aber warum überhaupt ein Strohkönig?«, hakte sie nach. Der gelungene Aufstieg der Festung machte den Maar gesprächig, das musste sie ausnutzen. »Warum nicht ganz einfach Maar, der Tyrann? Euch Lichtbringern kann ohnehin niemand trotzen.«
Der Blick der gleißenden Augen hinter der Maske schien sich auf sie zu richten. Feene spürte Unbehagen in sich aufsteigen, dennoch hielt sie dem Blick stand.
»Weil die Menschen, wie alle anderen Warmblüter, den Reptilien von Natur aus misstrauen«, erklärte er grollend. »Und solches Misstrauen ist eine starke Macht, die nicht zu unterschätzen ist. Das mussten wir einst erfahren.«
Die kühlen Luftmassen, in denen die Festung schwebte, ließen Feene jäh frösteln. Vielleicht aber auch der Blick hinter den Schleier der Vergangenheit, der ihr gerade gewährt worden war. Es hatte also auch für die Lichtbringer schon eine Zeit der Schwäche gegeben, vor der Zeit des Chaos, an die sich alle nur noch als eine Abfolge unendlich vieler Schlachten erinnerten, in denen jeder gegen jeden gekämpft hatte.
In einem der Eingangsportale angekommen, rieb sie sich verstohlen über die kalten Arme, um das eisige Gefühl zu vertreiben. Der Maar wies ihr einen Bereich zu, in dem sie sich aufhalten durfte, während er selbst noch einmal alle Tunnel, Türme und Mauern auf Schäden überprüfen wollte.
Alles musste vollständig ausgeheilt sein, wenn es gegen die letzte Bastion des Feindes ging, in der sich ebenfalls Kräfte zentrierten und kanalisiert werden konnten – den heiligen Hort von Arakia.
»Das Kind«, hielt Feene ihn zurück, bevor er davonschweben konnte. »Ich will es behalten, auch wenn es älter ist. Wenn du mir diesen Wunsch erfüllst, werde ich alles tun, um euren Strohkönig für die Menschen am Leben zu erhalten.«
Der Maar lachte. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte. Das zischelnde Gekicher ließ ihr Blut in den Adern erstarren.
»Du hoffst doch wohl nicht, den Befreier aufzuziehen?«, fragte er mit ätzendem Spott. »Armer, dummer Todbringer. Diese Prophezeiung beruht auf keiner Urkraft, sondern nur auf dem puren Wunschdenken deiner geknechteten Vorfahren.«
Feene fühlte sich ertappt und bis auf die Knochen durchschaut, trotzdem schüttelte sie entschieden den Kopf. »Ich will einfach nur, was mir zusteht«, behauptete sie. »Schließlich habe ich meine eigene Leibesfrucht im Kampf gegen die Orks geopfert.«
Der Maar lachte immer noch, bis ihr Tränen der Wut in die Augen traten.
»Solange du tust, was wir dir sagen, kannst du das Kind behalten«, erklärte er endlich. »Das wird dich zum gefügigsten Todbringer machen, den wir je hatten. Aber glaub mir, du hast nichts davon. Wir entreißen euch Elfen nur deshalb euren Familien, weil euch das zu entwurzelten, rücksichtlosen Kriegern macht, nicht, weil wir ein Kind zu fürchten hätten, das in den Armen einer liebenden Mutter aufwächst.«
Feene sah ihm noch lange nach, selbst als er schon längst hinter einer dunklen Tunnelbiegung verschwunden war. Eine Prophezei ung aus purem Wunschdenken! Ihre Augen glitzerten feucht, während die Worte des Maar in ihrem Kopf nachhallten. Und wenn schon , dachte sie trotzig. Auch so eine Prophezeiung kann einen Befreier hervorbringen.
12
m Frostwall Es war der quälende Hunger, der Bava Feuerhand aus seinem bleiernen Schlaf riss. Während er sich unruhig umherwälzte, hielt der rasselnde Atem des nahe bei ihm liegenden Raubtiers den gleichmäßigen Takt. Ein verführerischer Duft von geronnenem Blut und angefaultem Aas erfüllte die Höhle.
Nach einer Weile hielt es Bava einfach nicht mehr aus. Vorsichtig wälzte er sich auf die Knie und kroch der Quelle des Geruchs entgegen. Nur Stück für Stück schob er seine tastenden Hände voran, stets darauf gefasst, gegen etwas zu stoßen, das ihn schon im nächsten Herzschlag zu töten versuchte.
Das Schnarchen vor
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