Blutorks 3 - Blutorks 3
belauscht!«
Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, doch sie hatte genügend Geistesgegenwart, um nicht laut aufzuschreien oder in Tränen auszubrechen. Nach einer Zeit des Schweigens, in der sich Kuma an ihrer abgrundtiefen Furcht ergötzte, erklärte er ihr, was er wirklich von ihr wollte.
»Du verkehrst regelmäßig mit einem der Gladiatoren«, sagte er ihr auf den Kopf zu. »Streite es nicht ab, denn ich weiß es genau.«
Das ohnehin helle Gesicht der Hure wurde kalkweiß. Ihre Hände verkrampften sich in das Laken, das nun auch ihre Brüste bedeckte, und sie sprach kein Wort, sondern nickte nur bestätigend.
Genau die Reaktion, die er erwartet hatte.
»Hör gut zu«, forderte er eindringlich. »Richte deinem Freier eine Botschaft aus, für den Schattenelfen, der mit ihm im Kerker sitzt. Er soll Benir sagen, dass es seinem Sohn gut geht. Alle Schat tenelfen haben ein Auge auf ihn. Sie wird ihm ebenfalls kein Haar krümmen, denn sie ist fest davon überzeugt, dass es ihre Bestimmung ist, den Befreier aufzuziehen. Und ehrlich gesagt, ich glaube das auch. Mag ihr Herz auch kalt sein – wenn es denn eine vermag, ein Kind dem Staub der Kaserne zu entziehen, ist sie es und niemand sonst.«
Namihl sah ihn mit wachsendem Unverständnis an.
»Wer ist sie ?«, verlangte sie zu wissen, am ganzen Körper bebend. »Und von wem soll ich diese Botschaft ausrichten?«
Sie war zwar verängstigt, aber weiterhin gerissen, das musste er ihr lassen.
Drohend legte Kuma eine Hand auf den Schwertgriff an seiner Hüfte, um seinen nächsten Worten besonderen Nachdruck zu verleihen. »Namen sind ohne Belang«, stellte er klar. »Wichtig ist nur, dass du ganz genau übermittelst, was ich dir aufgetragen habe, und zu sonst niemanden ein Wort verlierst. Ansonsten wäre ich nämlich gezwungen, Skork mitzuteilen, dass du heimliche Absprachen mit seinen Männern triffst, verstanden? Und glaub mir, mit dem König der Diebe Kontakt aufzunehmen, ist für mich keine große Kunst.«
»Ich werde alles so ausführen, wie du es von mir verlangst«, erklärte sie eilig. Nun, da sie wusste, dass es nur um eine rätselhafte Botschaft ging, entspannte sie sich allmählich wieder.
Kuma ließ sie trotzdem mehrmals jeden Satz wiederholen, um sicherzugehen, dass sie auch alles richtig verstanden hatte.
»Gut!«, nickte er nach einer Weile zufrieden, denn für eine Barbarin hatte sie eine gute Auffassungsgabe. »Falls alles zu meiner Zufriedenheit geschieht, brauchst du bloß hinterher alles zu vergessen, um mein Wohlwollen zu erlangen. Sollte ich aber irgendwo Gerüchte zu Ohren bekommen, die meinen Besuch bei dir betreffen, kehre ich noch einmal persönlich zurück und ziehe dir die Haut bei lebendigem Leibe vom Körper ab.«
Mit dieser Drohung ließ er sie allein; ehe sie noch ein Wort erwidern konnte, verschwand er auch schon unter dem Mantel und war zum Fenster hinaus.
An der Schwarzen Pforte
Selbst jene, denen die Kunst der Levitation ein unlösbares Rätsel war, versammelten sich in ehrfürchtigem Schweigen, als die abgestürzte Festung zu beben begann. Die über ihr schwebenden Lichtbringer stiegen und fielen unruhig auf und ab, als müssten sie laufend die Stabilität des Bollwerks überprüfen. In Wirklichkeit waren es jedoch die entfesselten Kraftströme, die sie in der Luft umhertanzen ließen.
Auch Feene fühlte sich, als würden unsichtbare Finger nach ihr langen, sie durchbohren, zerreißen und ihr Innerstes nach außen stülpen. Es war der Atem des Himmels, der sie auf so heftige Weise attackierte, doch diesmal strömte er nicht von allen Seiten auf sie ein, nein, er durchdrang sie aus einer einzigen Richtung, deren Ursprung ganz eindeutig in der bizarr geformten Festung lag.
Erst in diesem Moment wurde ihr wirklich bewusst, dass es sich bei dem Hauptquartier des Maar nicht nur um eine uneinnehmbare Bastion handelte, sondern auch um einen Fokus, in dem sich die Kräfte zentrierten, ganz ähnlich den Vulkanen, die das Gleiche für die Blutorks darstellten.
Die starke Vibration, die sich durch den Boden fortpflanzte, war im gesamten Tal zu spüren. Die Stiefelsohlen kitzelten längst unangenehm an den Füßen, als die Festung zum ersten Mal emporruckte. Anhaftende Erdklumpen lösten sich und fielen zur Seite hin ab, während der Koloss höher und höher stieg.
Die Gardisten um Feene herum, die das Schauspiel mit ihr zusammen aus sicherer Entfernung beobachteten, hielten den Atem an. Ein jeder von ihnen fürchtete wohl insgeheim,
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