Blutorks 3 - Blutorks 3
belangloses Zeug schwätzten.
Aufmerksam verfolgte er, wie sich der metallisch glänzende Vogel auf einen der Holzmasten niederließ, von denen die Baldachine herabhingen, und direkt zu Urok herüberäugte. Zumindest bei Tage waren die Boten des in Sangor verbliebenen Lichtbringers allgegenwärtig. Die Lichtgestalt selbst schwebte irgendwo hoch droben, zwischen den Wolken, und ließ sich nur selten blicken. Das war auch gar nicht nötig. Allein das Wissen um seine unsichtbare Gegenwart sowie die überall umherflatternden Tauben wirkten drohend genug, um die Ordnung in Sangor aufrechtzuerhalten.
»Wird es nach einem Sieg über Arakia überhaupt weitere Kriege geben?«, fragte Mondor zwischenzeitlich überrascht. »Ist denn nicht alles endgültig befriedet, sobald die ganze Welt unter Gothars Knute ächzt?«
Die anderen Menschen lachten verächtlich über so viel Dummheit, aber nur Tarren machte sich die Mühe, den begriffsstutzigen Gladiator aufzuklären.
»Glaubst du wirklich, König Gothars Machthunger endet am Frostwall oder an den Schwaden des Nebelmeers?«, fragte er kopfschüttelnd. »Nein, mein friedliebender Vandorier. Hält der Tyrann erst mal die Quelle des mächtigen Blutstahls in Händen und marschieren die Orks unter seinem Banner, findet er auch einen Weg, in neue Gefilde vorzustoßen, selbst wenn der Maar persönlich aufsteigen müsste, um ihm mit dem Lichtschwert eine Schneise in den Frostwall zu schlagen.«
Mit abgehackten Bewegungen ihres Kopfes sah die Taube immer wieder von links nach rechts, um den Überblick über das Geschehen in der Arena zu behalten. Am Ende starrte sie aber immer wieder geradeaus, direkt zu Urok herüber.
»Weiter geht's, du Tölpel!«, riss Ordon den Ork unsanft aus seiner Beobachtung. »Reih dich in die Linie der Nordmänner ein und zeig mir, dass du mit ihnen Seite an Seite zu kämpfen vermagst, oder ich lasse dich die Flammenpeitsche schmecken.«
Solche Drohungen vermochten Urok schon lange nicht mehr zu schrecken. Erfreut rollte er mit den Schultern, um seine Muskeln zu lockern, denn er gierte förmlich danach, noch mehr von der menschlichen Waffenlist zu erlernen.
In der Blutkammer
Ursa hatte alles versucht, sogar die neu gewonnene Kraft ihrer Beine hatte sie dem Blut der Erde angeboten. Ja, sie war wirklich bereit, wieder auf ihren Knien durch den Hort zu rutschen, wenn sie dafür nur eine Antwort erhalten würde, wie ihr Volk dem immer engeren Würgegriff der feindlichen Truppen begegnen konnte. Doch meistens schwieg die Stimme oder gab nur rätselhafte Antworten, die ihr nicht weiterhalfen.
Wirf alle Fesseln ab, Urtochter, und gib dich dem Blut der Erde hin , orakelte sie wieder einmal, als Ursa am Ufer des brodelnden Glutsees stand. Nur im natürlichen Fluss der Dinge, ohne erzwun gene Dämme, wirst du die Wahrheit entdecken.
Die junge Hohepriesterin wusste mit dieser Forderung einfach nichts anzufangen, und auch die altgedienten Hohen wie Finske und Vokard konnten ihr nicht weiterhelfen.
»Wer bist du überhaupt?«, fragte sie verärgert, weil sie einfach nicht weiterkam.
Wir sind die Seelen aller! , raunte es daraufhin in ihren Ohren. All derer, die einst im Blut der Erde aufgegangen sind.
Es war also nicht Vuran, mit dem sie sprach! Ursa atmete erleichtert auf, ohne dass sie sich dessen bewusst war. Ihr Bild von dem angeblichen Feuergott hatte durch die aus Glut und Hitze geschaffenen Trugbilder erheblich gelitten.
»All derer, die im Blut der Erde aufgegangen sind?«, echote sie laut. »Kann ich dann auch mit meinem Vater sprechen?«
Das geht leider nicht , erklang es bedauernd. Es gibt keinen Ein zelnen mehr, nur noch uns alle.
Ursa nickte mit zusammengepressten Lippen, um sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Gleichzeitig spürte sie einen Hauch von Freude. Immerhin bedeutete die gerade erhaltene Antwort, dass ihr Vater im Blut der Erde aufgegangen war. Der erzwungene Felltod hatte ihm also nicht den Weg versperrt.
Befreie dich endlich von solchen Gedanken , tadelte die wispernde Stimme. Und öffne deinen Geist – so wie dein Bruder! Er ist inzwi schen bereit, sich zu fügen, doch seine Lage ist schwer. Nur wenn er sich aus eigener Kraft befreien kann, vermag ihm das Blut der Erde zu helfen. Du hingegen bist körperlich frei, legst dir aber selbst geis tige Fesseln an.
»Was für Fesseln?«, rief sie verzweifelt. »Sagt es mir doch endlich. Ich weiß überhaupt nicht, wovon ihr sprecht!«
Du weißt es längst! , beharrte die
Weitere Kostenlose Bücher