Blutorks 3 - Blutorks 3
es sich bei dem Befreier, der den Staub der Kasernen nicht kannte, wirklich um ein Neugeborenes handeln musste und nicht um einen Erwachsenen, der nach allem, was er durchgemacht hatte, nicht mehr derselbe war wie zuvor?
Um einen Schattenelfen etwa, der plötzlich über das Blut der Erde gebot! Oder einen Ork, der mithilfe des Himmelsatems in der Luft schweben konnte!
»Kommst du endlich?« Bereits am vorüberführenden Gang angekommen, hatte sich Urok noch einmal umgedreht und wippte ungeduldig mit dem rechten Bein.
Benir drängte alle Gedanken und Zweifel, die ihn bestürmten, beiseite und folgte dem Kampfgefährten einfach.
Die Zeit, die ihnen noch blieb, war wirklich knapp, darum eilten sie so schnell wie möglich auf die von außen verriegelte Zelle zu, in der sich Tarren und Namihl befanden. Wie erhofft, war auch die unter einer weiten Kutte verborgene Grindel bei ihnen.
Urok trat sogleich auf die Kriegerin zu und schlug seine Stirn gegen die ihre, bevor er ihr hastig erklärte, was am nächsten Tag zu tun war. Benir, der sich seiner Nacktheit nicht schämte, stimmte sich ebenso eilig mit Tarren und Namihl ab, denn die Zeit drängte. Urok und Benir mussten zurück ins Verlies und auf ihre jeweiligen Plätze, bevor Tarren von den Wachen in den Kerker zurückgebracht wurde.
Doch sie wussten, dass sie es schaffen würden. Der schwerste Weg lag bereits hinter ihnen, und sie hatten das Blut der Erde auf ihrer Seite. Und vielleicht sogar den Atem des Himmels.
18
ie Kaserne der Legion
Die goldene Taube auf dem hohen Giebel war das schwerste Hindernis, das es aus dem Weg zu räumen galt. Um den aufmerksamen Vogel so mit einem Schuss zu erlegen, dass er anschließend auf das Dach der darunterliegenden Arkade fiel, bedurfte es schon eines herausragenden Bogenschützen, der sein Ziel mit höchster Präzision zu treffen imstande war. Unter Skorks Männern gab es keinen, der das vermochte, doch zum Glück stand ihnen Grindel zur Seite.
Der große Nordmann-Bogen, den sie ihr mitgebracht hatten, wirkte beinahe zierlich in ihren grünen Pranken. Als ihn die Orkkriegerin mühelos bis zur Belastungsgrenze spannte, glaubten die meisten aus der Diebesgilde, er würde ihr zwischen den Fingern zerbrechen, doch sobald der Pfeil unter leisem Zirpen auf die Reise ging, waren alle Zweifler eines Besseren belehrt.
»Gut gemacht!«, lobte Skork, als sie zu ihm in den schützenden Schatten einer wild wuchernden Hecke zurücktrat. »Den Rest übernehmen meine Männer.«
Die meisten der an die Kaserne angrenzenden Häuser standen leer, weil die Einwohner von Sangor die Schattenelfen viel zu sehr fürchteten, als dass sie mit ihnen in unmittelbarer Nachbarschaft leben mochten. Auf Skorks Wink hin entstand Bewegung in diesen stark bewachsenen und von fortschreitendem Verfall bedrohten Gebäuden. Gut zwei Dutzend Männer der Diebesgilde, die sich darin versteckt gehalten hatten, drangen auf die Gasse, die sie mit wenigen Schritten überwanden, bevor sie sich mit geschmeidigen Bewegungen daranmachten, die Ostmauer der Kaserne zu überwinden. Mit Wurfankern und Kletterseilen zu arbeiten, wäre bei Tageslicht viel zu auffällig gewesen, doch auch so kamen die gut aufeinander eingespielten Langfinger schnell voran.
Links und rechts des großes Tores knieten sich drei von ihnen nieder und boten ihre Rücken dar, die von jeweils zwei Nachfolgern als Podest genutzt wurden, auf das sie sich stellten und sich mit den Händen an der Mauer abstützten. Über deren Schultern wiederum konnte der Rest der Bande bis auf die Mauerkrone gelangen und sie mit raschen Flankensprüngen überwinden.
Ebenso wie ihr Anführer auch wurden sie alle von dem Wunsch getrieben, sich für den Mord an Canera und den übrigen Gildenbrüdern zu rächen, aber keiner von ihnen hätte wohl gewagt, die Kaserne anzugreifen, hätte sich noch ein einziger Schattenelf darin aufgehalten. Zum Glück waren die Kräfte von Gothars Elitetruppen durch den Feldzug in Arakia geschwächt. Außerdem hatte der Späher, der hier postiert war, seit sie das schillernde Fadenbündel zwischen Caneras steifen Fingerspitzen gefunden hatten, am frühen Morgen eine Wachübergabe an menschliche Gardisten beobachtet, bevor die neun Schattenelfen, die sich noch in Sangor befanden, in alle Himmelsrichtungen verschwunden waren, um sich über die ganze Stadt zu verteilen. Daraufhin war Skork nur zu gern bereit gewesen, sich auf den Plan einzulassen, den ihm Namihl, Caneras Favoritin, noch in der
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