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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Zimmer, das dort wahrscheinlich immer noch auf sie wartete. Sie musste lächeln. Bientôt, je serai avec vous mes sœurs. Inzwischen war es kurz vor Mitternacht. Wenn Justine aus dem Fenster blickte, sah sie den nächtlichen Hamburger Hafen unter sich liegen. Will und Saskia schliefen. Justine genoss Kaffee, Zigaretten und das weltweite Netz, das seit ihrem Verschwinden noch schneller, größer und informationsreicher geworden war. Unangenehmerweise musste sie aber auch feststellen, dass ihr Körper kleinere Aussetzer hatte: kurze Sehschwächen, ein Zucken der Hand oder eines einzelnen Fingers, ein Husten mit orange-silberfarbenem Auswurf. Hoffentlich legte sich das bald.
    Justine hatte nach den Consciten gesucht, den Mitwissenden, aber nichts gefunden. Nichts Relevantes zumindest, nur lateinische Texte und einen Link zu Turnschuhen, der sie schallend auflachen ließ. Will schreckte kurz hoch.
    »Entschuldigung«, sagte Justine schnell - und so weich, dass sie sich über sich selbst ärgerte. Aber der Inder hatte sich schon wieder zurückfallen lassen und war gleich wieder eingeschlafen.
    Danach hatte sie der Schwesternschaft vom Blute Christi eine Nachricht mit den neusten Erkenntnissen geschrieben. Kurz bevor sie die Mail losschickte, löschte sie den letzten Satz, den sie über ihren Namen geschrieben hatte, ganz langsam Buchstabe für Buchstabe: h c u e e s s i m r e v h c i . Falscher Zeitpunkt.
    Die Antwort von Faustitia ließ nicht lange auf sich warten: Die Nonnen arbeiteten mit Hochdruck an der Aufarbeitung der Seiten und des Fotos, hatten aber noch keine neuen Erkenntnisse; außerdem wollten sie mehr über den Maitre wissen.
    Justine nahm Wills Handy und schlich ins Schlafzimmer. Saskias Kleider lagen auf dem Boden. Sehr gut, das machte es leichter. Behutsam zog sie die Decke von der Schlafenden und fotografierte ihren nackten Oberkörper und das Zeichen darauf, dann legte sie die Decke wieder über Saskia und schlich hinaus. Gleich darauf ging die Aufnahme als E-Mail nach Genzano. Der Orden könnte die Linien auf dem Körper studieren und in den Archiven wühlen, welcher Dämon sich hinter der Maske des Fechtmeisters verbarg.
    Justine zog den Ärmel in die Höhe und betrachtete ihr eigenes Mal. Malsinamsös. Ihr ganz persönlicher Dämon. Sie schauderte, dann streifte sie den Ärmel wieder herab und klemmte sich erneut hinter die Tastatur. Dieses Mal wollte sie mehr über die Villa und die Linie der MacKenzies herausfinden.
    Zusammen mit dem Namen und der Verbindung Mentalist landete sie mehrere Treffer, in erster Linie Hinweise auf Darbietungen im Variete Wintergarten um das Jahr 1900, als Persönlichkeiten wie Houdini, der Clown Brock und der sensationelle Jongleur Rastelli dort aufgetreten waren. Die Namen erregten Justines Aufmerksamkeit. Sie griff sich Wills Notizen zu seinen Visionen und fand darin die Namen des Clowns und des Jongleurs. Sie las weiter und erfuhr, dass der Wintergarten 1944 durch mehrmalige Bombentreffer stark beschädigt worden war, bis er im Juni nach der letzten Vorstellung ganz zerstört wurde. Anscheinend hatte sich der Mann, durch dessen Monokel Will geschaut hatte, in dem Augenblick im Varieté aufgehalten. Nun, letztendlich mussten sie diesem Teil der Vision nicht nachgehen; Wills Auftraggeber hatte gesagt, dass er sich darum kümmern würde. Ihr war es allerdings ein Rätsel, wie man ein Monokel als magische Waffe einsetzen sollte. Bei einem Schwert konnte sie es eher nachvollziehen. Es gab Möglichkeiten, eine Klinge so zu schmieden oder sie zu weihen, dass sie besondere Kräfte erhielt. Glas dagegen ... Wir sammeln die Sachen ein und sehen, was daraus wird, sagte sie sich und rief ein weiteres Mal die E-Mails ab. Nichts Neues. Es klopfte zweimal an der Tür. Justine stellte den Kaffee ab, sprang auf und zog ihre Pistolen, eine einzige fließende Bewegung, elegant und sicher. Es schwappte nicht ein einziger Tropfen der schwarzen Flüssigkeit über den Tassenrand. Sie positionierte sich schräg neben der Tür und öffnete sie einen Spalt.
    Im Gang stand der Professor, eine Aktentasche in der rechten Hand. »Bonsoir, Madame. Kann ich reinkommen?«
    »Sicher. Ist ja Ihre Wohnung, Professor.« Sie machte einen Schritt zur Seite und steckte die Pistolen erst ein, nachdem er eingetreten war und sie einen Blick hinaus in den leeren Korridor geworfen hatte. Dann folgte sie ihm zurück ins Zimmer. »Haben Sie meinen Reisepass?« »Wo sind Frau Lange und Herr ...« In dem Moment

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