Blutportale
Maklerin die Luft ab. Hansen verfluchte den Umstand, dass sie den Tisch hinter dem Paravent ausgesucht hatte. Niemand sah sie und sprang ihr bei - es sei denn, der Kellner kehrte zurück. Ihr wurde schwindlig, das Gesicht der Blonden verschwamm. Ihre magischen Kräfte reichten nicht aus, um sich zur Wehr zu setzen.
»Oder gehören Sie zu denen, welche die Festplatte mit den Daten gestohlen haben und die versuchen, Will und Saskia umzubringen?«, fragte Liberté weiter. »Sie wissen doch etwas über die Artefakte! Wenn Sie weiter schweigen, werden Sie in wenigen Sekunden sterben. Ich zähle für Sie die ablaufende Lebenszeit: zehn ... neun ...«
»Consciten!«, hustete Hansen mehr, als sie sprach, und der Druck ließ nach. Jetzt half nur noch die Wahrheit. »Ich gehöre zu den Consciten!«
»Das bedeutet was?«
»Wir sind die Mitwissenden«, krächzte sie und nahm einen langen Atemzug, der dem einer Ertrinkenden glich. »Wir sind ein Kreis von Menschen, die um die Geheimnisse in der Villa wissen und sie seit Generationen aus dem Verborgenen heraus vor dem Zugriff der Höllenknechte bewahren.«
»Wie genau?«
Hansen seufzte. »Sie würden mir doch nicht glauben. Sie haben keine Ahnung, was es auf der Erde alles gibt.«
Liberté lachte laut und schallend. »Sie würden mir nicht glauben, was alles in der Hölle los ist«, gab sie zurück und erhob sich, dabei zog sie Hansen mit auf die Füße. Sie nahm das Handy hervor und aktivierte die Aufnahmefunktion. »Sie werden mir alles sagen, was ich über die Consciten wissen muss.« Mit der anderen Hand drückte sie die schallgedämpfte Waffe unauffällig gegen Hansens Seite. »Ich kann Sie immer noch töten. Nehmen Sie den Geldkoffer. Wir gehen ein paar Schritte.«
Und Hansen erzählte tatsächlich, während sie, unbemerkt vom Kellner, das Café verließen und in eine Nebenstraße marschierten.
»Ich rede mit Ihnen, weil ich hoffe, Sie von einer Zusammenarbeit überzeugen zu können, denn Sie verstehen die Dringlichkeit nicht! Das Schwert ist sicher verschwunden, habe ich recht? Die Bêlualiten werden versuchen, es zu finden.«
»Ich frage, Sie antworten«, unterbrach Liberté. »Was ist mit der Villa? Warum möchten Sie das Anwesen noch immer kaufen?« »Wir wollten es in unseren Besitz bringen, weil wir dort wei tere Geheimnisse vermuten, die uns helfen werden, gegen die Belualiten zu bestehen und sie daran zu hindern, ein Blutportal zu öffnen, um ihren Herrn ...« Hansen brach ab. »Sie glauben mir das alles?«
»Mais oui«, erwiderte sie. »Kennen Sie alle Artefakte?«
Hansen schüttelte den Kopf. »Nein. Die Familie MacKenzie, der das Haus gehört, ist seit vielen, vielen Jahren auf der Suche nach den Gegenständen. Sie sind die Nachfahren von Mentalisten, echten Mentalisten, die sich der Lösung des Rätsels verschrieben haben. Arthur MacKenzie gehörte einst zu uns, bevor er sich von uns und unseren Regeln lossagte, aber nicht von den Artefakten. Er hat ein Ritual durchlaufen, das seinen Geist nach dem Tod in die Kammer bannte. Um genau zu sein, hat er sich darin umgebracht, um das Artefakt zu schützen.«
»Dann war er es, der das Massaker angerichtet hat«, unterbrach sie die Frau.
Hansen nickte. »Schrecklich, nicht wahr? So wurde aus einer guten Absicht ein furchtbarer Unfall.« Sie überlegte, wie viel von der Wahrheit sie ausplaudern durfte. »Sie sagten, dass Herr Gul von den Artefakten weiß?«
»Diese andere Seite, gegen die Sie und die Consciten antreten ... wer sind die?« »Belualiten. Sie suchen die Artefakte und wollen sie zusammensetzen, um daraus ein Blutportal zu errichten, durch das ihr Dämonenfürst treten soll. Wenn die Kammer geöffnet wurde, was jetzt geschehen ist, sind sie ihrem Ziel so nahe wie niemals zuvor. Damit können sie endlich alle Gegenstände einsammeln. Sofern sie wissen, wo sie suchen müssen. Deswegen werden Herr Gul und Frau Lange von ihnen gejagt: Die Belualiten erhoffen sich weitere Informationen und Einblicke in die Kammer.«
»Wie Sie.«
»Ohne uns wäre die Familie MacKenzie schon lange ausgerottet worden. Wir mussten sie und das Artefakt schützen, auch wenn sie uns hassten. Die Bêlualiten versuchten auf ihre eigene Weise, das Schutzsiegel zu brechen.«
»Der Einbruch in die Villa ging auf das Konto Ihrer Gesellschaft, nehme ich an.« Sie nickte. »Wir erfuhren von einem Schlüssel, der in dem Tresor verborgen sein soll. Wir durften nicht länger zögern. Aber es war nichts darin, was uns weiterhalf.«
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