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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sie die Artefakte für die Erschaffung des Portals zusammengesammelt hatten, eines Blutportals, falls er die Inschrift auf der Tür in der Villa richtig entziffert hatte. Es würde mitten in Beluas Reich führen; damit besaß er die Gewissheit, dass ihn Hansen beim Verhör nicht angelogen hatte. Es war ein Glücksfall gewesen, dass er sich entschlossen hatte, die Französin selbst zu überwachen. Er mochte sie, weil sie sich von den anderen niederen Kreaturen deutlich unterschied, in ihrer Haltung, ihrer Art und ihrer gesamten Ausstrahlung. Ein Teil von ihr gehörte nicht in diese Welt, das machte sie für ihn interessant. Er hatte immer schon ein Faible für ihre Spezies gehabt und sich hervorragend amüsiert, als sie gnadenlos, souverän und mit schnoddriger Gelassenheit die Leibwächter ausgeschaltet und Hansen deutlich gemacht hatte, was ihr blühte.
    Levantin hatte sie eigentlich nur aufgesammelt, um etwas mehr über das neue Objekt seines Interesses herauszufinden -und so die Anführerin der Consciten in die Finger bekommen. Allerdings war er enttäuscht gewesen, als sich herausstellte, dass hinter dem eindrucksvollen Ordensnamen bloß vier armselige Menschen steckten, die glaubten, sie könnten echte Magie wirken, obwohl sie zu kaum mehr als Schutzzaubern und ein bisschen Feuerwerk fähig waren. Echte Magier heuern keine Söldner an, hatte er der panischen Frau erklärt, als er den Kopf eines ihrer Muskelpakete vor ihren Augen mit zwei spitzen Fingern durchbohrte. Levantin betrachtete eingehend seine Hände, nahm das Obstmesser aus der Ablage und entfernte getrocknetes Blut aus dem Nagelbett des rechten Zeigefingers. Während er schabte, las er die Vollzugsmeldung auf dem Bildschirm. Er hatte die übrigen Consciten nach Hansens Verrat von einem seiner Teams ausschalten lassen, um die Parteien in diesem Spiel überschaubar zu halten. Zwei von ihnen hatten sich mit ihren Kräften sogar ernsthaft wehren können, waren dann aber doch gefallen. Den angeblichen Auftraggeber hatte es nie gegeben; nur eine lächerliche Lügengeschichte, wie Hansen schnell zugegeben hatte. Es war erstaunlich, wie schnell diese Menschen redeten, kaum dass man ihnen einen einzelnen Finger ausgerissen hatte. Aus Neugier hatte er ihr sogar noch sein Zeichen eingeritzt. Er wollte sehen, wie sich seine Macht mit menschlicher Magie vertrug. Er war sehr enttäuscht, dass sich bislang gar nichts tat. Mira Hansens geschundener Körper starb unter der Beobachtung seiner Leute weiter vor sich hin, ohne auf die Erhöhung zu reagieren.
    Nun waren nur noch die Bêlualiten in der Lage, ihm die Artefakte streitig zu machen. Und die Dämonendiener entwickelten gerade die lästige Eigenart, schneller zu sein als er, beispielsweise bei diesem Freund von Will Gul. Die Bêlualiten hatten sich die Daten von ihm besorgt; damit waren sie für Levantin vorerst verloren.
    Er nahm nicht an, dass damit die Attacken auf Lange und Gul enden würden, ganz im Gegenteil. Die beiden waren für die Dämonendiener zu starken Konkurrenten geworden und wurden zudem nicht mehr als Informationsquelle benötigt. Die Bêlualiten würden ihre Attacken zweifellos verstärken und rücksichtsloser vorgehen. Auch wenn Gul und Lange mit der Französin eine starke Beschützerin an ihrer Seite hatten, die nicht gerade zimperlich war, besaß die Gegenseite den Vorteil der Übermacht.
    Er rief die neusten Polizeiermittlungen auf. Zeugen hatten gegenüber den Beamten ausgesagt, dass die Französin über einen heranbrausenden Wagen 'gelaufen war und dabei noch die Ruhe besessen hatte, auf die Fahrer zu schießen. Danach hatte sie sowohl mehrere Schussverletzungen als auch den Zusammenprall mit einem VW Tuareg überstanden. Levantin lächelte. Eine Frau fast nach seinem Geschmack. Die Polizei fand etwas Blut von ihr auf dem Asphalt und leere Patronenhülsen. Der Untersuchungsbericht der Ballistik war noch nicht abgeschlossen, aber der erste Hinweis brachte Erstaunliches zutage: Sie benutzte Silbergeschosse! Der Reinheitsgrad des Edelmetalls lag über dem üblichen Schnitt, und solche Kugeln waren nicht einfach so zu beschaffen. Levantin wusste sehr genau, für welche Art von Wild man Argentum zum Einsatz brachte, um es mit tödlicher Sicherheit zur Strecke zu bringen. Auch das war ungewöhnlich. Sie jagte ihresgleichen also nicht mit Krallen, sondern Kugeln.
    Er legte das Obstmesser zurück, lehnte sich zur Seite und schaute hinauf zu dem Stockwerk, in dem die drei untergebracht waren.

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