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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sie versuchte, einem entgegenkommenden Passanten ein Zeichen zu geben, damit er verstand, dass sie Hilfe benötigte.
    »Lassen Sie das!«, zischte Liberté. Der Griff an Hansens Arm wurde schmerzhaft. »Es war von Todesfällen in der Vergangenheit die Rede.«
    »Die Opfer der Kämpfe zwischen uns und denen. Nicht immer konnten wir die Spuren rechtzeitig beseitigen. Trifft Magie auf dämonische Kräfte, kommt es mitunter zu unvorhersehbaren Ereignissen.« Hansen hielt unauffällig Ausschau nach einem Polizisten. »Vor einer Woche hat sich etwas in Hamburg verändert, das spürten alle, die magiefühlig sind. Der Ursprung befand sich irgendwo in der Speicherstadt. Und als unsere sämtlichen Schutzsprüche gegen die Bêlualiten versagten, ahnten wir, dass Fürchterliches geschehen würde. Wir konnten es dennoch nicht verhindern.«
    »Und dieses Blutportal, was genau ist das?«
    »Es ist ein Begriff für eine bestimmte Art von Übergang zwischen den Welten. Weil entweder Blut fließen muss, um sie zu öffnen, oder Blut fließen wird, sobald sie geöffnet werden. Meistens recht viel«, erklärte Hansen.
    »Ahrs, hören Sie gut zu: Die Consciten werden uns in Ruhe lassen«, knurrte Liberté. »Alles ist bei uns in besten Händen. Wir versuchen, das Ungleichgewicht rückgängig zu machen, und arbeiten dabei mit dem Letzten der MacKenzies zusammen.
    Sagen Sie das Ihren Verbündeten.« Sie waren vor einem kleinen Obstgeschäft angekommen, und die Französin nahm den Geldkoffer an sich. »Das ist für meine Unkosten. Munition ist teuer.« Liberté zeigte schneeweiße, kräftige Zähne - und schoss Hansen ansatzlos in den Oberschenkel.
    Deren Frage verwandelte sich in einen Aufschrei; sie starrte entsetzt auf das Loch, aus dem nach zwei Sekunden Blut floss, dann kippte sie zur Seite in die Auslage mit den Äpfeln. »Finger weg von Will! Geben Sie meinen Gruß in den Oberschenkel so an Ihre Freunde weiter«, sagte Liberté, wandte sich um und ging entspannt davon. Der Wind brachte ihren Mantel und die Haare zum Wehen.
    Hansen wollte etwas erwidern, doch die Zunge lag ihr bleischwer im Mund. Die Welt wurde dunkler, ein Sonnenuntergang im schnellen Vorlauf.
    Jemand beugte sich über sie. »Halten Sie durch«, hörte sie den Mann sagen. »Ich kümmere mich um Ihre Verletzung.« Er hob sie spielend leicht in die Höhe und trug sie. »Keine Sorge, ich kenne einen guten Arzt.«
    »Wohin bringen Sie mich?«, lallte sie und wusste, dass sie gleich ohnmächtig wurde. Er lächelte sie nur an.
    In größter Beunruhigung verlor sie das Bewusstsein. Das Letzte, was sie sah, waren seine merkwürdig gelb leuchtenden Augen.
    8. November Deutschland, Hamburg, Sandtorkai Ungläubig starrten Will und Saskia in den geöffneten Koffer, in dem sich die Geldscheine stapelten. Eben waren Hansens letzte Erklärungen aus den elektronischen Innereien des Handys erklungen. Zuvor hatte Justine in salopper Art berichtet, was sie in den letzten Stunden erlebt hatte.
    Zurück blieb vorerst atemloses, ungläubiges Schweigen der beiden, an dem sich Justine weidete. »Das müssten in etwa dreißigtausend Euro sein«, sagte sie abgebrüht. Sie betrachtete das Blut auf ihrem Rollkragenpullover und zog ihn aus; darunter trug sie einen schwarzen BH. Das Einschussloch hatte sich schon lange geschlossen, nur das getrocknete Rot auf der Haut wies auf eine Verletzung hin.
    »Du bist angeschossen worden?«, sagte Saskia erschrocken.
    »Ein Kratzer.« Sie winkte ab.
    »Dreißigtausend«, sagte Will verdattert. Auch wenn man ihm vor kurzem schon mal einen Koffer voller Geld hingestellt hatte, an den Anblick würde er sich nicht gewöhnen. »Tres bien! Und sie gehören mir.« Justine verschwand kurz im Bad, kehrte mit einem angefeuchteten Waschlappen zurück und wischte sich das Blut von der Haut. Dabei klappte sie den Deckel zu und stellte den Koffer auf den Boden. »Und? Was gibt es bei euch Neues?« Sie setzte sich, legte die Füße auf den Tisch und zog die Kaffeekanne und eine Tasse zu sich. »Wo ist mein Pass, und wohin reisen wir zuerst?«
    »Du willst das Geld behalten?« Will fand es immer noch unglaublich, wie sie sich benahm. Justine lachte mit einer Spur Herablassung darin. »Ich habe mir Madame Hansen und ihre Consciten ohnehin zum Feind gemacht. Da kann ich denen ebenso gut das Geld abnehmen.« Sie fuhr sich mit der Linken durch die blonden Haare. »Aber sie wissen, dass ich den Koffer habe und nicht du, Will.« Sie schnalzte mit der Zunge. »Es tut mir leid um

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