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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Haus. Er roch den Schwefel und das Pech. Seine Bewohner waren wohl Opfer der Pest geworden und entweder als Leichen zu den Toten oder als Infizierte in ein Quarantänelazarett gebracht worden.
    Er wagte es, eine Lampe zu entzünden und sich das Artefakt näher anzuschauen. Schön wäre es, wenn er es aus seiner Vision einfach mit hinüber in die reale Welt nehmen könnte, dann könnten sie sich die Suche sparen ... Will zog die Handschuhe aus, um das Schwert besser untersuchen zu können, drehte und wendete es im Lichtschein. Er hatte sich nicht getäuscht: Es war aus Elfenbein geschnitzt, die Schneide höllisch scharf und die gesamte Klinge mit Symbolen geschmückt, teils eingraviert, teils als Intarsie mit silbrigem Draht geformt. Manche davon glaubte er von der Tür aus seiner Villa zu kennen, andere sagten ihm nichts.
    »So siehst du also aus«, murmelte Will und wog das Schwert in der Hand. Es war perfekt ausbalanciert, aber nicht eben leicht; wer längere Zeit damit kämpfen wollte, musste schon geübt sein und über kräftige Muskeln verfügen.
    Etwas Schweres rammte gegen die Tür, das Holz knirschte, quietschend sprangen einige der Nägel aus den Balken. Will hörte ein wütendes Schnauben, gleich darauf ein lautes Schnüffeln an der Türritze. Die Hunde hatten ihn gefunden!
    Er entschied sich für den einzig sinnvollen Fluchtweg: das Dach. In den Gassen war er zu leichte Beute. Will steckte das Schwert in die Scheide und wollte die Holztreppe nach oben hasten, als hinter ihm mit einem lauten Krachen die doppelflügelige Tür aufsprang. Die beiden Hundewesen schlichen mit der Überlegenheit geübter Jäger herein, hoben witternd die langen Schnauzen - und rannten dann schnaubend auf die Treppe zu.
    Will verspürte die größte Furcht seines Lebens. Die glutroten Augen jagten heran, und scharfe Fänge blitzten auf; dennoch blieb er stehen, zog das Schwert und richtete es auf die heranschießenden Angreifer. Nicht, weil er sich wie ein Held fühlte, sondern weil eine Flucht aussichtslos war. Sie würden ihn einholen, bevor er ein Bein aus dem Fenster schwingen konnte. Immerhin hinderte die schmale Treppe sie daran, ihn zu umgehen.
    Er besann sich seiner indischen Kampfkunst, packte den Griff mit beiden Händen, so gut es durch den Korbgriff möglich war, und schlug nach dem ersten Hund, der sich eben zum Sprung abgestoßen hatte.
    Die Schneide traf das Wesen in die rechte Schulter - und das Silber in der Klinge geriet in Bewegung! Es pulsierte und schien wie aus einer unerschöpflichen Quelle in die Wunde des Riesenhundes zu schießen.
    Das Tier stieß einen ohrenbetäubenden Schmerzensschrei aus, prallte gegen das Geländer, wobei der Silberstrom unterbrochen wurde, keuchte und spie Blut, in dem es silbrig schimmerte. Gleich danach brach es zusammen und blieb unter Krämpfen auf den Stiegen liegen. Der zweite Hund beobachtete mit gefletschten Zähnen, was mit seinem Artgenossen vor sich ging, und schaute zwischen ihm und dem Menschen hin und her.
    Will starrte das Schwert an. Ihm war klar gewesen, dass es sich um eine besondere Waffe handelte, aber bisher war er davon ausgegangen, dass es dabei um das Material ging, nicht um seine besonderen Fähigkeiten. Der Griff fühlte sich zudem wärmer an als zuvor, als würde er von innen erhitzt.
    Der zweite Hund sprang über seinen verendenden Artgenossen hinweg, machte zwei eher an eine Raubkatze erinnernde Sätze das Geländer entlang und warf sich mit weit geöffnetem Maul auf Will. Im Flug formten sich die Vorderläufe zu Armen mit krallenbewehrten Fingern, die nach dem Schwert griffen! Will ließ sich nach hinten fallen und stieß mit der Waffe nach oben, um der Kreatur den Wanst aufzuschlitzen. Das Tier hatte mit einem solchen Manöver gerechnet und rollte sich zusammen, um nicht getroffen zu werden - aber die Klinge erwischte es an der Flanke und hinterließ einen fingerlangen Schnitt, nicht tiefer, als ein Blatt Papier dick war. Doch auch diese Verletzung und der Sekundenbruchteil, den das Schwert in den Leib drang, genügte dem Metall, in den Wandler zu schießen. Er fiel auf die Treppe, schnappte nach der Stelle und wühlte mit den Zähnen im eigenen Körper, um das Silber herauszureißen; Blut strömte aus der Wunde, und wieder erkannte Will das metallische Glänzen darin. Heulend und knurrend sank der breite Kopf auf das Holz, und das rote Leuchten flackerte nur noch schwach. Wills Atem raste, Adrenalin und Angst gaben den Takt vor, nach dem Herz und

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