Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
sie die Heizung auf die maximale Stufe und brachte sie nach Selenginsk.
    Keiner von ihnen sprach ein Wort; Müdigkeit, Erschöpfung und die Angst, dass ihr russischer Wohltäter womöglich doch verstehen konnte, worüber sie sprachen, ließen sie schweigen. Saskia und Will dösten immer wieder weg und waren noch im Halbschlaf, als sie vor dem Bahnhof anlangten. Sie wurden von dem Fahrer sehr unfreundlich verabschiedet, der plötzlich froh zu sein schien, sie loszuwerden.
    Mit dem nächsten Zug ging es zurück nach Irkutsk. Sie merkten zuerst nicht, dass die Passagiere einer nach dem anderen das Abteil verließen, als würde sie etwas vertreiben. 
     
11. November Russland, südöstlicher Baikalsee
    Valesca hatte sich mit ihren Leuten unter die Schaulustigen gemischt, die immer noch den aufgewühlten See bestaunten.
    Die Straße war hoffnungslos zugeparkt, es gab kein Vorwärtskommen. Alle wollten die unerklärlichen Vorgänge beobachten und darauf warten, dass es wieder geschah. Dass sich der Baikalsee benahm wie das Rote Meer. Dafür hielten die Leute auch mitten auf dem Asphalt an. Valesca wählte mit dem Handy eine Nummer. »Ja?«, meldete sich eine männliche Stimme. »Hier ist Valesca. Wir haben das Schwert an die anderen verloren«, berichtete sie knapp. »Wir waren im falschen Kloster. Als wir den Irrtum bemerkten, war es zu spät. Unsere Gruppe auf der Fähre konnte nichts ausrichten. Saskia Lange ist viel stärker, als wir angenommen haben. Das wird nicht leicht.«
    Schweigen.
    »Wir werden die Verfolgung aufnehmen. Sie können nicht weit entfernt von uns sein«, redete sie weiter. »Ich vermute, dass sie sich in Irkutsk befinden und von dort das nächste Ziel ansteuern. Das werden wir verhindern.«
    Schweigen.
    »Gibt es diesbezüglich Instruktionen?«
    »Veranlassen Sie alles, was notwendig ist«, befahl die Männerstimme, »und kommen Sie mit der Hälfte des Teams umgehend nach Berlin. Der Rest soll sich an die Verfolgung machen. Ein drittes Team ist bereits in Syrien. Sobald Sie in Berlin gelandet sind, rufen Sie mich wieder an.«
    Valesca legte auf und winkte ihren Leuten zu. Sie versammelten sich um sie und nahmen ihre neuen Befehle regungslos entgegen. »Ich fahre nach Selenginsk, Walter wird Team zwei anführen und Lange verfolgen. Ihr erhaltet die Anweisungen wie immer per SMS.« Sie schüttelte Walter die Hand und eilte die Straße entlang zu den Wagen, die fast ganz hinten in der Schlange standen.
    Walter, ein Mann um die vierzig, stämmig und mit einem durchschnittlichen Gesicht, dem die dicken Augenbrauen einen Hauch von Auffälligkeit gaben, trabte mit zehn weiteren Leuten in die entgegengesetzte Richtung an die Spitze der Schaulustigen. Sein Plan war, ein paar Autos zu requirieren und damit so rasch wie möglich nach Irkutsk zu kommen.
    Wie genau er Lange, Gul und die Unbekannte ausfindig machen sollte, wusste er noch nicht. Es würde das Einfachste sein, den Flughafen im Auge zu behalten.
    Er näherte sich dem Anfang des spontanen Staus, an dessen Kopf ein ganzer Bus stand. Die Insassen harrten immer noch an den Leitplanken aus und gafften, schauten mit Ferngläsern auf das Wasser und riefen laut, wenn sie etwas entdeckt hatten.
    »Wir nehmen uns die ersten drei Autos neben dem Bus. Bereitmachen.« Walter zog seine Maschinenpistole unter der Jacke hervor und hielt sie am langen Arm.
    Das Stampfen der Stiefel seiner Leute war nicht mehr zu hören, sie mussten zurückgefallen sein oder hatten sich ohne seinen Befehl verteilt.
    Er sah über die Schulter - und blieb abrupt stehen. Er stand allein zwischen den verlassenen Wagen, als hätte es seine Begleiter nie gegeben! Walter lief einige Meter zurück, blickte hinter die Autos, bis er sich in den Liegestütz begab und unter den Fahrzeugen nachschaute. Nichts! Er nahm sein Handy aus der Tasche und wählte Valescas Nummer, um ihr Bescheid zu geben, dass etwas nicht stimmte und er Unterstützung benötigte.
    Es dauerte etwa zehn Sekunden, bevor sie das Gespräch entgegennahm. Doch sosehr sie auch Walters Namen rief, er antwortete nicht.
    Ihre Stimme drang aus dem Handy, das mit dem Display nach oben im Schnee lag. Ein paar rote Spritzer im dreckig grauen Weiß ließen darauf schließen, dass Walter sein Telefon nicht freiwillig aus der Hand gegeben hatte.
    Aber das konnte Valesca nicht sehen, geschweige denn wissen. So legte sie nach weiteren zehn Sekunden wieder auf.
     
11. November Russland, südöstlicher Baikalsee 
    »Wir haben das erste

Weitere Kostenlose Bücher