Blutportale
bald zu Ende sein, wenn der Herr Einzug auf Erden hält. Die Menschen werden sehen und verstehen, dass die Macht der Dämonen größer als die eines jeden anderen Gottes ist. Ungläubige wie Lentolo werden mit feurigen Peitschen zu Sklaven gemacht, deren einziger Wunsch es bald sein wird, uns zu dienen.« Er erhob sich. »Treibt Eure Leute an, Partello«, schärfte er ihm ein. »Ich kümmere mich um Lentolo und seine Meute. Eine hübsche falsche Fährte wird ihn Euch vom Hals schaffen. Ihr sorgt für die Vermehrung der Pesttoten.« Grußlos verschwand Rastani und ließ Will zurück.
Aufgeregt wanderte er im Raum auf und ab. »Shiva, gewähre mir deine Gnade und rette mich aus dieser Hölle«, bat er und trank sogar den schlechten Wein aus, um seine aufkeimende Angst zu bekämpfen. »Denk nach«, murmelte er und sah aus dem Fenster in den undurchdringlichen Nebel.
Er - genauer gesagt, dieser Partello - hütete die Artefakte? Dann sollte er sie sich anschauen. Es wäre bei der Suche in der Gegenwart sicherlich von Vorteil, zu wissen, was genau sie in ihren Besitz bringen mussten.
Will streifte durch den Palazzo, durchforstete jeden Raum, jedes Stockwerk, klopfte die Wände und Böden nach Hohlräumen ab. Wie viel Zeit dabei verging, konnte er nicht sagen, und auch die Blicke der Dienerschaft kümmerten ihn nicht. Doch trotz all seiner Mühen blieb er erfolglos. Erst in der Küche, unmittelbar vor dem großen Herd, klang der Fußbodenbelag aus kunstvollen Kachelornamenten hohl. Will sah genauer hin - und entdeckte auf einer der Kacheln die bekannte Fratze des Fabelwesens. Gefunden! Er scheuchte den Koch und die Mägde hinaus. Will stampfte fester auf; es gab keinen Zweifel, dass sich unter seinen Füßen ein Raum befand. Er ließ sich auf die Knie nieder und suchte in den Fugen nach einem Öffnungsmechanismus. Er stocherte mit Schürhaken und Messern, kratzte den Dreck aus den Schlitzen - bis es plötzlich klickte. Eine ein Quadratmeter große Öffnung tat sich auf, und eine Treppe wurde sichtbar, die nach unten führte. Für Venedig war das außergewöhnlich.
Will nahm eine Laterne von der Wand, verriegelte die Tür zur Küche und stieg hinab. Die Steine der Wendeltreppe waren feucht, gelegentlich sickerte Wasser durch winzige Risse und tröpfelte zu Boden. Er wusste, dass er sich unterhalb des Wasserspiegels befand. Die Hausbauer hatten einen gemauerten Schacht angelegt, dessen Stufen bis hinab zum Grund der Lagune führten.
Hier fand Will eine eiserne Klappe mit Symbolen, die ihm nur zu bekannt waren; eine Aussparung bot Platz für das Zeichen, das er als Amulett um den Hals trug. Rasch legte er es ein und drückte leicht.
Unter dem Rattern von Zahnrädern fuhr ein etwa hüfthoher, fassdicker Metallzylinder heraus, in dem verschiedene Glaskammern sichtbar wurden. Ein Fach war leer, dort sollte sicherlich das Schwert untergebracht werden.
Im Schein der Lampe umrundete Will den Zylinder. Er sah ein aufgespanntes schwarzes Haar, ein Stück Pergament, auf dem in merkwürdigen Zeichen etwas geschrieben stand, sowie einen Gegenstand, der ihn an eine faustgroße Halbkugel aus verschrumpeltem Plastik erinnerte. In einer weiteren verglasten Kammer lag ein geöffneter Lederbeutel, in dem auf einem Bett aus Kräutern ein schwarzer Stein lag, der in etwa die Größe der Kuppe eines kleinen Fingers besaß. Erst beim zweiten Hinsehen verstand er, dass es sich dabei um einen Zahn handelte, dessen Kante aus vielen kleinen Spitzen bestand.
Wills Aufregung stieg: Das waren die Artefakte, nach denen sie suchten!
»Ach, hier bist du«, sagte eine Frau; Licht fiel von hinten auf ihn.
Will fuhr herum und sah eine junge Frau, die ohne Rücksicht auf ihr teures Kleid den Weg die Stufen hinab gewagt hatte. »Wie bist du in die Küche gekommen?«
Sie lachte ihn aus. »Mit dem Schlüssel, Gemahl. Du warst unvorsichtig!« Sie kam näher und gab ihm einen wilden Kuss auf die Lippen. »Du bewunderst einmal mehr unseren größten Schatz?«, flüsterte sie andächtig und verneigte sich vor dem Zylinder. »Der Herr wird uns unermesslich entlohnen, wenn er durch uns sein Reich auf Erden errichten kann.«
Will lachte und gab sich Mühe, zuversichtlich zu klingen. Diese Chance musste er nutzen. »Ja, uns wurde große Ehre zuteil.« Er berührte das Behältnis. »Lass mich noch einmal hören, was wir besitzen, damit ich vor Freude erschauere. Es bereitet mir größere Freude, es aus deinem Mund zu hören, Liebste.« Er hoffte, dass sie ihm
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