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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Freien in Sicherheit zu bringen.
    Will hatte den Taxistand fast erreicht. Saskia versuchte, der Gabe Einhalt zu gebieten - durch ihre Wut hatte sie mehr Energie freigesetzt als beabsichtigt. Doch während die Menschen in Panik an ihr vorbeirannten, fühlte sie wieder diesen verhängnisvollen Rausch in sich emporsteigen. Sie war trunken von der Macht, die sie besaß ... und mit der sie zuschlagen wollte! Etwas in ihr reizte und stichelte sie, das Gebäude dem Erdboden gleichzumachen. Versuch es, flüsterte eine verführerische Stimme in ihr, stell sie auf die Probe. Es ist dein Recht, es zu tun - es ist deine Berufung! Will warf sich auf die Rückbank des Taxis, Justine klemmte sich hinter das Steuer und gab Gas. Saskia wurde davon überrascht, ihr Kopf gegen die Rückenlehne geworfen; der kurze Schmerz reichte, um sie aus ihrer Trance zu reißen und die Energie, die sich bereits in ihr aufgebaut hatte, mit einer energischen Kraftanstrengung unter Kontrolle zu bringen. Ihre Narben schienen sie für diesen Frevel umbringen zu wollen, so sehr brannten sie, und Saskia biss in ihre behandschuhte Faust, um einen Schrei zu unterdrücken.
    »Was jetzt?«, fragte Will atemlos und tastete an seiner Stirn herum. Ein Splitter hatte ihm die Haut aufgeritzt und Blut hervorquellen lassen.
    »Zurück nach Irkutsk«, sagte Justine und wich wirr auf die Straße laufenden Menschen aus, während sie das Gaspedal weiter durchgetreten hielt. »Hier wird heute kein Flugzeug mehr starten. Und schon gar nicht mit uns an Bord.« Sie schössen über die breite Straße dahin. Saskia brachte ihre schwergehende Atmung langsam wieder unter Kontrolle. »Was hast du rausgefunden, Will?«
    »Es ist nicht Alexandria«, sagte Will. »Er hat sich getäuscht.«
    »Er hat uns getäuscht«, entgegnete Saskia bitter und spürte, dass sie innerlich endlich zur Ruhe kam. Die Welt wurde wieder plastisch. »Er gehörte zum Maitre. Ich habe den Kerl im Fernsehen gesehen. Er war gestern in unserer unmittelbaren Nähe, am Baikalsee, und hat uns beinahe erwischt!«
    Will starrte sie an. »Hat der Professor nicht gesagt, er wäre in Brasilien?«
    »Monsieur le professeur hat uns verraten«, knurrte Justine.
    »Nein, hat er nicht! Er ist ebenso in Gefahr wie wir. Sein Plan, den Maitre umzubringen, ist aufgeflogen.« Saskia glättete die herausgerissene Seite, auf der die Radierung einer Ruinenstadt zu sehen war. »Bebud wollte auch auf die Jagd nach den Artefakten gehen, wie es aussieht. Darum wollte er uns auf die falsche Fährte locken. Wahrscheinlich wollte er dies für den Maitre tun.«
    »Und was will der mit den Artefakten?«, bohrte Justine weiter. »Der Maitre ist doch keiner der Dämonendiener ... oder?«
    Hilflos zuckte Saskia mit den Achseln. »Wenn ich das wüsste.« Sie wandte sich zu Will um, der ihr das Blatt sanft aus den Fingern nahm.
    »Dachte ich es mir doch«, sagte er und tippte auf den Druck. »Es ist Palmyra!« »Woher ...« »Als ich nach Alexandria gesucht habe, hat mir die Suchmaschine eines Reiseveranstalters eine Kulturrundreise vorgeschlagen, und als Werbung war eine Aufnahme von Palmyra abgebildet. Es traf mich wie ein Blitz. Ich bin mir absolut sicher, dass wir nach Syrien müssen!« »Nein, wir sollten bei unserem ursprünglichen Plan bleiben und zuerst nach Irland«, entschied Saskia. Sie nahm das Handy hervor und rief beim Professor an; er meldete sich nicht. Justine bat Will, für sie bei den Nonnen anzurufen, doch er konnte niemanden erreichen; auch der Sir nahm keine Anrufe entgegen. Obwohl dies alles noch nichts bedeuten musste, hatte Saskia das unangenehme Gefühl, dass sie ihre Verbündeten verloren und sie sich auf eigene Faust durchboxen mussten.
14. November
Republik Irland, Limerick 
    Saskia, Justine und Will streiften durch King John's Castle, das am behäbig dahingleitenden Shannon mitten in der Stadt lag. Sie hatten sich aufgeteilt; jeder von ihnen machte sich unauffällig Notizen zu Sicherheitsanlagen, Kameras, Bewegungsmeldern, Notausgängen und Personal. Noch in der gleichen Nacht wollten sie zuschlagen und das Haar aus der Harfe stehlen.
    Der Flug nach Irland hatte reibungslos funktioniert, und sie gelangten unbehelligt durch die Kontrollen der Billigfluglinie. Auffällig unbehelligt. Wieder war es Saskia vorgekommen, als wären die Sicherheitsleute darauf erpicht gewesen, sie nicht lange in ihrer Nähe haben zu müssen. Verströmte sie neuerdings eine negative Aura? Lag es an ihrer Gabe ... oder am Schwert? Justine

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