Blutportale
verfassen.« Sein Blick wurde durchdringender, und Saskia spürte ein merkwürdiges Ziehen hinter ihrer Nasenwurzel. Unwillkürlich machte sie einen Schritt nach hinten. »Leider bietet der Artikel nicht genug Platz, um alle Legenden über die Harfe des Teufels aufzuführen. Sie wären erstaunt, wie viele Menschen, die versuchten, sie ihrem rechtmäßigen Besitzer zu stehlen, den Tod fanden. Wenn sich die Harfe entschlossen hat, bei jemandem zu bleiben, verteidigt sie sich auf ihre Weise.« Er legte eine kurze, aber deutliche Pause ein, bevor er ein »Sagt man« hinterherschickte.
Saskia hatte den Eindruck, dass er damit eine direkte Warnung an sie aussprach. »Wem gehört die Harfe denn?«
»Dem Museum natürlich - allerdings muss ich zugeben, dass es sich für mich manchmal so anfühlt, als habe ich es ihm als Leihgabe zur Verfügung gestellt«, sagte Smyle freundlich, doch obwohl der Ausdruck in seinen Augen dabei etwas von seiner stechenden Intensität verlor, fühlte sich Saskia weiter unbehaglich. »Ein Dieb ist erst kürzlich gestorben; man fand ihn auf den Spitzen eines Gatters aufgespießt und vollständig ausgeblutet. Ein Kletterunfall. Der Harfe ist glücklicherweise nichts geschehen.« Er deutete eine Verbeugung an. »Wenn ich Sie nun bitten darf, sich vom Anblick dieser Schönheit loszureißen: Wir schließen bald. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt in Limerick.« Smyle nickte ihr freundlich zu, ging zur Tür, öffnete ein Kästchen an der Wand mit seinem Sicherheitsschlüssel und betätigte mehrere Knöpfe. Kontrolllampen leuchteten auf.
Saskia schlenderte auf den Ausgang zu und tat dabei so, als würde sie sich für die anderen Instrumente genauso interessieren wie für die Harfe. Bevor sie den Raum verließ, wandte sie sich noch einmal um. Doch Smyle war bereits verschwunden.
Sie hatte den Verdacht, dass der Einbruch ins Museum sie vor eine ganz besondere Herausforderung stellen würde. Und nicht nur wegen der Sicherheitstechnik.
XVI. KAPITEL
14. November
Republik Irland, Limerick
Die Schwachstelle der Burg lag eindeutig an der Flussseite. Es war ein Leichtes, mit einem Boot an die Befestigung heranzufahren und die Mauer an einer selbst bei Tag schlecht einsichtigen Stelle des Nordwestturms zu erklimmen; die Fugen zwischen den Steinen boten auch ungeübten Kletterern genügend Halt. Über den Wehrgang gelangte man auf das Dach des Touristenzentrums und von dort über ein Fenster in den Innenbereich.
»Das hört sich alles zu einfach an«, sagte Will nachdenklich und ging ans Fenster. »Vergiss nicht, was ich über diesen Mister Smyle erzählt habe«, rief Saskia ihm hinterher. »Mit dem Mann stimmt etwas nicht, das konnte ich spüren.«
»Den überlasst mir«, grinste Justine selbstsicher. »Mit undurchsichtigen Typen aller Art habe ich schon immer meinen besonderen Spaß gemacht.«
»Stellst du dir das alles nicht zu einfach vor?«, wollte Saskia wissen.
»Natürlich mache ich das«, gab Justine ihr überraschenderweise recht. »Aber glaub mir, manchmal ist das der beste Weg, um überhaupt etwas zu erreichen.« Als sich Will kurze Zeit später zu ihnen wandte, fragte sie ihn: Hast du deinen Sir endlich erreicht?«
Er schüttelte den Kopf. Auch Saskias Versuch, den Professor zu erreichen, war fehlgeschlagen. Die Französin streckte ihm auffordernd, die Hand entgegen; er gab ihr das Satellitentelefon, und sie wählte die italienische Nummer. Zu ihrer großen Erleichterung meldete sich eine vertraute Stimme.
»Die Nonnen haben Beluas Spuren in der Vergangenheit gefunden«, berichtete sie Will und Saskia wenig später. »Sein Name fällt stets im Zusammenhang mit der Pest. Sieht so aus, als würden seine Anhänger sie im Vorfeld eines Beschwörungsversuchs als Zeichen der Ehrerbietung verbreiten.«
»Also haben sie Hamburg ausgewählt, um es ihrem Herrn zu opfern?«, resümierte Saskia. »Das kommt mir merkwürdig vor«, gab Will zu bedenken. »Die Pest ist ausgebrochen, nachdem das Schwert verschwunden ist - und ohne Artefakte können sie den Dämon nicht beschwören.«
»Vielleicht ein Unfall? Ein Frühstart?«, mutmaßte Saskia. »Es gibt auch gute Nachrichten: Das Zeichen in Saskias Haut hat keinen Zusammenhang mit Belua«, sagte Justine. »Die Nonnen glauben aber, dass sie schon einmal mit dem Wesen zu tun hatten, das dahintersteckt. Es gibt eine Novizin, die sich auf die Geschichte der Schwesternschaft spezialisiert hat, die wird uns mehr sagen können. Doch das kann
Weitere Kostenlose Bücher