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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Frage auf, wie sehr sie Bebud trauen konnte. Gehörte er noch immer zu den Freunden des Professors oder bereits zu dessen Feinden? Als sie ihr Schwert im Mantelinneren spürte, wurde ihr plötzlich eine beiläufige Äußerung Bebuds bewusst. Nur eine Kleinigkeit.
    Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als sie sich zu Bebud drehte. »Hat Ihnen der Professor noch etwas gesagt?«
    Bebud lehnte sich zurück. »Nein. Warum?«
    Sie versuchte, in den hellblauen Augen des anderen zu lesen, ob er die Wahrheit sagte oder log, doch er ließ sich nichts anmerken. Saskia lehnte sich ebenfalls zurück und achtete darauf, mit einem schnellen Griff an das Schwert gelangen zu können. »Woher wissen Sie, dass es sich um ein Schwert handelt?«
    Sein rechtes Augenlid zuckte. »Es stand in dem Text.«
    »Ich dachte, es würde artefactum genannt.« Sie schnippte sich mit dem Finger gegen die Nase, als wollte sie sich dort kratzen; tatsächlich war dies ein Zeichen, das sie mit Justine verabredet hatte.
    Bebud stand auf und riss eine Seite aus dem Buch, bevor Saskia zugreifen konnte. Achtlos ließ er es danach auf den Boden fallen. »Verhalten Sie sich ruhig, Frau Lange. Ich weiß, dass Sie auf der Liste der union weit oben geführt werden, doch ich bin mir sicher, dass ich Sie zusammen mit meinen Schülern besiegen würde.« Sein Auftreten war das eines britischen Snobs, sogar der Tonfall passte. Nur der Akzent nicht.
    Justine tauchte halb hinter ihm auf, aber Bebud hatte sie bemerkt. Er schlug aus der Drehung mit dem Schirm nach ihr, die Französin wich aus und packte das Schlaggerät mit sicherem Griff. Es klickte leise, Bebud riss seinen Arm zurück - und hielt einen Degen in der Hand, während Justine verwundert die Bespannung umklammerte. Bebud stach sofort zu und durchbohrte ihre Schulter. Die Französin schrie laut auf, Qualm stieg aus der Wunde, und mit einem Grollen sprang sie nach hinten. Zwei Frauen, die auf der Nachbarbank gesessen hatten, schrien auf und liefen davon. Der Fechter lächelte überheblich und wandte sich Saskia zu. Gleichzeitig kamen aus drei Richtungen junge Männer angelaufen, die unter ihren Mänteln Waffen hervorzogen. Säbelklingen blitzten auf. Bebud hatte wohl seine eigene Schule gegründet, um die union mit Nachschub versorgen zu können. Es waren zu viele Gegner! Trotzdem zerrte Saskia bereits das Schwert aus dem Innenfutter heraus. Dass ihre Finger keinerlei Schutz vor der gegnerischen Klinge besaßen, weil ihr Schwert weder Fangkorb noch Parierstange hatte, beunruhigte sie. Wenn sie es richtig gesehen hatte, war Bebuds verkürzter Degen dreikantig und schimmerte geschliffen. Eine robustere Version der normalerweise schlanken, eleganten Waffe. Bebud führte einen Schlag gegen ihren Kopf, sie parierte und stach aus der Bewegung zu. Der Mann blockte; klirrend trafen die Klingen aufeinander. Er machte einen schnellen Schritt auf sie zu und versuchte, ihr den Ellbogen gegen die Brust zu rammen. Saskia wich aus, schlug nach seinem Hals und spürte, wie sich die Narben auf ihrer Brust erwärmten und zu ziehen begannen. Die Wut weckte die Gabe - doch das Schlimmste, was ihr nun passieren konnte, war, wenn die graue Zweidimensionalität ihr einen Teil der Sicht raubte.
    Er lenkte ihren Hieb ab, und ihre Schneide prallte gegen die Sitzbank.
    Justine schnellte nach vorn und versuchte, Bebud zu packen -doch der Mann war schnell, zu schnell. Er trat ihr gegen das Schienbein und stoppte sie. Die Spitze seiner Waffe fuhr ihr dieses Mal durch die Hand, mit der sie nach seinem Hals greifen wollte. Es zischte und stank verbrannt, und jetzt brüllte die Französin laut.
    Zwei Sicherheitsbeamte kamen angelaufen, zogen ihre Pistolen und schrien auf Russisch und Englisch durcheinander, aber sie wurden von hinten von mehreren weiteren Schülern Bebuds überrascht. Die Wachleute hatten keine Chance, sie wurden mit den flachen Klingenseiten nacheinander niedergeschlagen.
    Die drei zuerst aufgetauchten Schüler machten Anstalten, ihrem Meister nun beizustehen. »Die gehören mir!« Justine gab einen grollenden Laut von sich und nahm eine geduckte Haltung ein. Saskia setzte zu einem enormen Schlag an, der Bebud waagerecht ins Kreuz treffen würde. Er parierte den Angriff zwar, aber der stabile Degen zerbrach mit einem singenden Geräusch. Das Schwert hieb Bebud in den Arm - und die Intarsien verflüssigten sich! Das Silber strömte wie von selbst in Bebuds Körper, er brach kreischend zusammen und wälzte sich

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