Blutportale
dunkles, fröhliches Lachen. »An einem Abend kommen so viele Diebe? Einen schlechteren Zeitpunkt hätte es für euch nicht geben können. Meine Verbündeten und mich freut es hingegen. Wir haben Durst!«
Die Anführerin der Dämonendiener schwebte in die Höhe -und flog in hohem Bogen durch die Luft, um dumpf zwischen Will und Saskia aufzuschlagen. Dabei verlor sie ihr Headset, es rutschte neben Will. Einer ihrer Männer versuchte, zu ihr zu gelangen, schrie dabei »Valesca!« und wurde von zwei Vampiren niedergerissen, die wie hungrige Löwen über ihn herfielen. Justine schrie plötzlich auf und hielt sich den Hals; Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor. Der unsichtbare Smyle spie aus, wie sie am Geräusch und den Flecken am Boden erkannten. »Eine Wandlerin!«, rief er angewidert - und erschien einen Augenblick später wieder neben der Harfe. Er wischte sich den Mund mit einem Taschentuch ab. »Sehr schade.« Justines Selbstheilungskräfte hatten die Wunde bereits wieder versiegelt. »Und mit wem habe ich das zweifelhafte Vergnügen?«, fragte sie herausfordernd.
Smyle sah hinüber zum erlahmenden Kampf. Seine Freunde hatten inzwischen ebenfalls Verluste hinnehmen müssen; fünf von ihnen Tagen zwischen den Stühlen, ein weiterer hinter Justine. Doch nur noch zwei Maskierte leisteten ihnen Widerstand, und auch sie waren bereits eingekreist worden.
Valesca starrte Smyle an, dessen rote Haare ihm jetzt offen auf die Schultern fielen. »Ein Kind des Judas!«
Er deutete eine Verbeugung an. »Also gehört ihr nicht zu den Dieben, die meinen, schnell ein Vermögen mit dem Raub der Harfe verdienen zu können? Und das da«, er deutete auf das Schwelt, das Saskia trug, »scheint mir keine einfache Waffe zu sein. Ich würde gern verstehen, was hier gerade vor sich geht.« Ein dumpfes Grollen erklang von außerhalb des Gebäudes; ein Gewitter hatte sich über Limerick zusammengezogen. Das einsetzende Rauschen ließ auf einen wahren Sturzbach schließen, der auf die Stadt niederging.
Will und Saskia standen auf und gingen zu Justine hinüber. Valesca kämpfte sich ebenfalls hoch, griff dabei nach ihrem Headset und streifte es wieder über den Kopf. Dann verneigte sie sich tief vor dem Vampir. »Hätten wir gewusst, dass die Harfe einem Judassohn gehört, hätten wir um Erlaubnis gebeten, Euch die Aufwartung machen zu dürfen«, sagte sie schmeichelnd. »Wir sind die Diener Beluas.«
Smyle sah sie abwartend an; das verunsicherte Valesca, die es wohl gewohnt war, dass der Name ihres Meisters Ehrfurcht auslöste.
»Wir ersuchen Euch in seinem (Namen, uns die schwarzen Saiten Eurer Harfe zu überlassen.« Smyle lachte auf. »Das Haar der Banshee wird diesen Ort niemals wieder verlassen. Ich habe es nicht seit langer Zeit vor Räubern und Dieben beschützt, um es nun den armseligen Dienern eines Dämons zu schenken.«
»Die Herrschaft des großen Belua steht kurz bevor. Wenn er zurückkehrt, wird er seine Freunde entlohnen, aber seine Feinde vernichten.« Valesca schaute zu Will hinüber und spuckte aus. »Dann nehme ich an, dass diese drei dort zu einem anderen Dämon gehören und verhindern wollen, dass ihr euer Ziel erreicht.« Smyle wirkte eher amüsiert als beunruhigt und tupfte sich die letzten Reste von Justines Blut aus dem Mundwinkel. »Wem dienst du, Wandlerin?« Justine zuckte die Achseln. »Ich habe hier nicht das Sagen.« Will fand sie, angesichts ihrer bisherigen Schlagfertigkeit und ihres großen Mundwerks, überraschend defensiv. Sie zeigte auf Saskia. »Frag sie.«
Saskias Gedanken überschlugen sich. Valesca wusste anscheinend, wen oder was sie vor sich hatte - sie hingegen hatte keinen Schimmer. Was bedeutete Kind des Judas? Konnte sie es wagen, dem Vampir die Aufsicht über das Artefakt zu überlassen und ihn kurzerhand zu einem Verbündeten zu machen? Mächtig genug war er ohne Frage. Sie würde einen Verhandlungsversuch starten, um nicht auf die Gabe zurückgreifen zu müssen. »Wir dienen keinem Dämon. Im Gegenteil, wir wollen verhindern, dass Belua in unsere Welt zurückkehrt. Deswegen wollten wir die Saite in unseren Besitz bringen.«
»Und zerstören?«, vermutete Smyle. »Nun, so ehrenhaft ich euren Kampf finde: Der Harfe darf kein Leid angetan werden. Meine Verbündeten und ich werden nicht zulassen, dass auch nur ein Splitter von ihr genommen wird.« Er lächelte und zeigte die kräftigen Eckzähne. Valesca verneigte sich. »Verzeiht unser Verhalten. Wir werden das Museum nun
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