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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Moderators keine Angaben machen.
    Saskia sah zum Schwert, das harmlos auf dem anderen Bett lag. Sie hatte gemerkt, dass die Menschen um sie herum abweisend auf sie reagierten, seit sie die Waffe mit sich trug. Ihre Gabe schien sie vor den Auswirkungen zu schützen und sie nicht wahnsinnig zu machen wie die Handwerker. Ließ sich damit Wills Veränderung erklären?
    Ein deutscher Nachrichtensender brachte die neusten Entwicklungen aus Hamburg: Die Pest war offiziell in die Hansestadt zurückgekehrt und breitete sich immer weiter aus. Die Ärzte sprachen nicht mehr von einem Anschlag, sondern von einer unerklärlichen Epidemie und einem Erreger, der sich als schwer eindämmbar erwies. Nachdem sie zuerst von einer Mutation oder einem unbekannten Pest-Bakterium ausgegangen waren, wurde nun darüber spekuliert, ob es sich um einen sehr alten Erreger handeln konnte, der vor Jahrhunderten ausgestorben sein sollte. Saskia beugte sich vor und stützte den Kopf mit den Armen ab, während sie gebannt lauschte. Untersuchungen hätten unter anderen auf die Pestepidemie in Venedig im siebzehnten Jahrhundert aufmerksam gemacht. Zwar habe man keine Erreger aus dieser Zeit zum direkten Vergleich, da sich das Bakterium nicht mehr als hundert Jahre im Boden oder alten Pestgruben hielt, doch die Beschreibungen der Kranken und die sehr besonderen Umstände würden den Schluss erlauben, es mit einem alten Erreger zu tun zu haben. Auf dem Bildschirm wurden Aufnahmen aus Venedig gezeigt, Ausgrabungen von damaligen Pestgruben.
    Saskia meinte plötzlich, sich im alten Venedig wiederzufinden; sie roch das Wasser, hörte es tröpfeln, roch den Moder, eilte gleich danach durch die Zimmer eines Palazzos und hörte dabei sogar ihre Schritte! Verblüfft kniff sie die Augen zusammen, riss sie wieder auf und sah sich ... im Hotelzimmer um. Die Eindrücke der Lagunenstadt waren schon wieder verschwunden. Sie konzentrierte sich wieder auf den Fernsehbeitrag. Mehr als elfmal war die Pest in den letzten Jahrhunderten in der Hansestadt ausgebrochen, und anscheinend hatte sich ein Relikt davon als außergewöhnlich resistent erwiesen. Der Schluss des Reporters war, dass das Bakterium die Medizinermeinungen Lügen strafte. Es hatte überlebt. Im Gegensatz zu den Experten wusste Saskia, warum sie im Garten einer Villa, in deren Umfeld es keine Pestgruben gegeben hatte, ausgebrochen war: Die Pest und Belua gehörten zusammen.
    Auf die Sondersendung und die Kontroverse, ob die Bakterien nun doch wie Milzbrandviren im Erdreich überlebten, verzichtete Saskia. Sie war einfach dankbar, dass sie bislang davon verschont geblieben waren.
    Wieder blickte sie auf die Uhr. Wo steckte Justine?
    Will hob den brummenden Kopf - und sah die steile Treppe vor sich aufragen. Seine Gemahlin jedenfalls in diesem Leben -kam besorgt auf ihn zu. »Hast du dich verletzt?« Seine Vision ging an dem Punkt weiter, an dem sie das letzte Mal geendet hatte.
    Will rieb sich die Stelle am Rücken, auf die er gefallen war. »Nichts geschehen«, sagte er und stand rasch auf, bevor sie ihn erreichen und ihm helfen konnte. »Du warst einfach zu überwältigend für mich.« Schaudernd dachte er an ihre pestversehrten Leisten.
    Sie strahlte ihn an. »Ich bin dir noch immer gut genug? Auch wenn du bald ein so mächtiger Mann sein wirst?«
    »Immer«, erwiderte er mit einem raschen Lächeln und deutete auf die Stufen. »Aber nun lass uns nach oben gehen. Ich muss Vorbereitungen treffen.« Das war natürlich eine Lüge, aber er wusste, dass sie ihm so keine weiteren Fragen stellen würde.
    Sie stiegen aus dem geheimen Zugang in der Küche, gingen durch das Haus, und seine Gemahlin, deren Namen er noch immer nicht kannte, verließ ihn vor dem Eingang in ihr Gemach. »Ich erwarte dich, Liebster«, hauchte sie in sein Ohr, bevor sie durch die Tür verschwand.
    Er musste sich abwenden, damit sie den Ekel auf seinem Gesicht nicht sah. Geschlechtsverkehr mit einer Pestverseuchten war nicht das, was er sich erträumte. »Ich freue mich«, presste er hervor und schritt hastig weiter.
    Will eilte dorthin, wo er sich mit Capitano Rastani unterhalten hatte. Er betrat das hohe Zimmer, setzte sich in seinen Sessel und trank von dem Wein, der auf dem Tisch stand. Partello, in dessen Körper er steckte, war also verantwortlich für den Ausbruch der Pest. Eine Vorbereitung für die Herbeirufung des Dämons, die fehlgeschlagen war - schließlich existierte Venedig nach wie vor, und die Welt wurde nicht von einem

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