Blutportale
Art von dem Schwert besessen zu sein. Es konnte seinen Verstand beeinflussen.
Hoffentlich verliert er ihn nicht, dachte Saskia beunruhigt.
Sie wünschte sich den alten Will zurück, mit dem sie scherzen konnte, den sie verstand - und mit dem sie, wie sie auf einmal verstand, inzwischen wohl wirklich deutlich mehr wollte, als nur einen Kaffee zu trinken. Nach dieser Sache.
Dass es ihm genauso ging, hatte sie nun oft genug in seinen Augen gesehen. Allerdings hatte sich auch dieser Ausdruck verändert. Zuerst war es unterschwellig und zurückhaltend gewesen, inzwischen zeigte er sein Interesse direkt und beinahe aggressiv. So etwas mochte Saskia ganz und gar nicht. Sie stand nicht auf Machos. Sie wollte den alten Will zurück.
In die Stille nach dem Sturm läutete das Satellitentelefon. Der Sir meldete sich zurück. Saskia brauchte eine Weile, bis sie das Gerät in dem Chaos gefunden hatte. »Ja?«, sagte sie atemlos. »Ist Herr Gul da?«, fragte die bekannte Stimme mit dem britischen Akzent.
»Wo haben Sie gesteckt? Wir versuchen die ganze Zeit...«
»Wenn ich mich nicht melde oder unerreichbar bin, habe ich wichtige Gründe. Und jetzt geben Sie mir Herrn Gul!«
»Er ist ohnmächtig. Wir hatten eine Auseinandersetzung mit einem unserer Gegner«, antwortete sie nicht ganz wahrheitsgemäß. »Aber es wird wieder.«
»Die Dämonenanbeter haben Sie gefunden?«
»Nein. Ein Vampir.« Sie wunderte sich, wie selbstverständlich ihr das über die Lippen kam, ohne zu lachen, vor Wahnsinn zu heulen oder zu schreien. »Er hat eins der Artefakte beschützt und wollte es zurück. Wir fliegen in ein paar Stunden weiter nach ...«
»Sagen Sie es nicht!«, fiel er ihr ins Wort. »Die Leitung kann abgehört werden.« »Sie haben recht. Jedenfalls haben wir zwei Artefakte, das aus Russland und das aus Irland, und das dritte werden wir uns auch schnappen. Wie sieht es bei Ihnen aus?«
»Das Monokel ist nach wie vor in meinem Besitz, und ich gehe selbst Hinweisen nach, die mich zu einem weiteren Fundstück bringen. Melden Sie sich, sobald Sie Erfolg haben, damit wir einen Treffpunkt vereinbaren, von dem ich Sie abholen lasse. Entweder reisen wir gemeinsam zum Marianengraben oder bergen das letzte Artefakt gemeinsam.« Er klang dabei wieder sehr gehetzt, als müsste er rennen oder eine andere sportliche Aufgabe bewältigen. »Wir haben nur noch ein paar Tage! Denken Sie daran.« Er legte auf.
Saskia stand auf und ging zur Minibar, um sich ein Bitter Lemon zu nehmen. Dabei drückte sie die Wahlwiederholung ihres Handys. Kein Professor, keine Nonnen.
Sie kontrollierte Wills Atmung und seine Herzfrequenz, bevor sie den Fernseher einschaltete und sich durch die Nachrichtenkanäle zappte.
Es gab Berichte über ein starkes Unwetter, das absolut unerwartet über Limerick hereingebrochen war und sich aktuell über Shannon austobte, was mit verheerenden Überflutungen einherging. Der Flughafen hatte den Betrieb einstellen müssen. Saskia fluchte. Smyle hatte einen Weg gefunden, sie an der Flucht zu hindern. Demnach würde er bald einen weiteren Überfall auf sie planen. Und der Vampir war zu allem Unglück jetzt auch noch vor ihren Fähigkeiten gewarnt und würde sich nicht ein zweites-Mal derart offen wie im Hotel zeigen.
Sie stieß auf einen Bericht über die Ermittlungen zum Überfall auf das Museum. Verschiedene Experten wurden dazu befragt, keiner wusste eine Antwort, warum man die Harfe zerstört hatte. Ein Raub, ja, aber die Zerstörung ergab keinen Sinn.
Nach den Kunstexperten kamen die etwas anderen Gelehrten zu Wort, welche die Geschichte der Harfe ausbreiteten und auf ihre tödliche Rolle in der Vergangenheit hinwiesen. Das Wort »übersinnlich« fiel sehr oft, und einer der Männer meinte lapidar, dass eine sehr große Gefahr gebannt worden sei. »Ach ja?«, sagte Saskia wütend. »Du bist ja ein ganz Schlauer!«
Sie schaute auf die Uhr. Wo blieb Justine?
Saskia wurde aufmerksam, als eine Expertin auf den Raub eines Schwertes verwies; es sei unter dubiosen Umständen in einem russischen Kloster aufgetaucht. Ihr lägen Zeugenaussagen von zwei russischen Handwerkern vor, die in dem Gebäude Sanierungsmaßnahmen vorgenommen hatten und von einer rätselhaften Macht gezwungen worden seien, ihre Freunde zu attackieren. Der gleichen Macht, wie sie auch die Teufels-Harfe aus Irland besaß, nämlich aus Verbündeten, Freunden und Angehörigen Todfeinde zu machen. Über den Verbleib des Schwertes konnte die Frau auf Nachfrage des
Weitere Kostenlose Bücher