Blutportale
was ...«, sagte sie erschrocken, »... was soll ich denn mit Vampiren zu tun haben? Vielleicht hast du das Zeichen in Wills Vision gesehen?« »Wie sollte das gehen?«, wollte er gereizt wissen.
»Saskia, niemand macht dir einen Vorwurf«, sagte Justine vorsichtig, die nicht riskieren wollte, dass ihre Gemeinschaft einen weiteren Sprung bekam. »Warum sagst du uns nicht einfach, was das für ein Zeichen ist?«
»Es war das Wappen meines Vorfahren ...« Saskia stockte. Sie hatte gehofft, nicht näher darauf eingehen zu müssen, doch die Ablenkung hatte nicht funktioniert. Dabei stimmte es: Sie war sich sicher, selbst einen Ausläufer von Wills Vision vom alten Venedig gefühlt zu haben. »Tut mir leid, aber ich wollte einfach nicht, dass es eine Beziehung zwischen diesen ... diesen Monstern und meiner Familie gibt. Und es gibt auch keine!«, fügte sie trotzig hinzu. »Es ist ein Zufall.«
Justine sah sie verständnisvoll an. »Niemand hier verurteilt dich - und glaub mir, es ist nicht schlimmer, einen Vampir in der Familie zu haben, als ...«
»... als mit einer Werwölfin durch die Gegend zu ziehen?«, vollendete Will den Satz trocken. Justine rollte mit den Augen. »C'est ca! Aber du darfst nicht anfangen, uns Dinge zu verschweigen. Wer etwas für sich behält, bringt alle anderen in Gefahr.« Kaum hatte sie es ausgesprochen, überfiel sie ein Anflug von schlechtem Gewissen, denn sie musste an Levantin denken. Aber Justine hatte im Laufe ihres Lebens gelernt, sich Gefühle nur dann anmerken zu lassen, wenn sie es wollte.
»Der Name meines Vorfahren war Frans Hohentgar«, murmelte Saskia und fuhr dann lauter fort: »Er reiste viel, war Söldner und Fechtlehrer an den verschiedenen Höfen der Edelleute im siebzehnten Jahrhundert.«
Justine schaute zur Kabinentür. Von draußen war die Unterhaltung der Fischer zu vernehmen. »Ich begegnete Marat irgendwann im ... ich schätze, achtzehnten Jahrhundert«, grübelte Will. »Er könnte ein Schüler deines Vorfahren gewesen sein. Vielleicht hat er ihn umgebracht und ihm den Dolch gestohlen? Nur, wie ist er dann wieder bei deiner Familie gelandet? Das wäre schon ein ziemlicher Zufall.«
»Es geht nicht um Zufälle - es geht darum, dass Saskia eine Beziehung zu diesem Zeichen hat.« Justine rieb die Pistolen mit einem Tuch ab und betrachtete die Oberflächen. »Und es wird einen Grund geben, weswegen du ausgerechnet diese Vision hattest. Sie haben bislang immer einen Zusammenhang zwischen den Artefakten und ihren Besitzern hergestellt, und zwar zu entscheidenden Momenten in der Geschichte der Artefakte.« Sie sah Will an. »Bist du sicher, dass dieser Dolch nicht dazugehört? Zu den Artefakten?«
»Ganz sicher. Sonst hätte ich ihn in Venedig sehen müssen.«
Justine streckte ihm die Hand entgegen. »Gib mir das Satellitentelefon. Ich rufe noch einmal bei den Schwestern an. Vielleicht können sie uns etwas über Dominic de Marat sagen.« Sie lauschte auf das elektronische Klickern, während die Nummer gewählt wurde. »Vielleicht haben die Schwestern auch schon einen Hinweis darauf, wer... der Maitre ist.« Sie lauschte, drückte die Wahlwiederholung, wartete noch einmal. Schließlich streckte sie Will das Gerät wieder entgegen. »Scheinbar haben wir hier keinen Empfang.«
Er sah sie irritiert an. »Das ist ein Satellitentelefon, Justine, damit hat man überall Empfang.« Ohne Vorwarnung schleuderte sie es ihm entgegen; er konnte es gerade noch rechtzeitig auffangen.
»Bist du wahnsinnig geworden?«, rief Will erschrocken.
»Wenn das Ding funktionieren würde, hätte ich ein Freizeichen bekommen müssen - aber es gab gar nichts, nur ein Rauschen!«, fauchte sie ihn an und widmete sich wieder der Waffe. Ihre Anspannung war ihr deutlich anzumerken.
Will drückte die Speichertaste, über die er den Sir erreichen konnte. Ein regelmäßiges Tuten zeigte ihm an, dass die Verbindung hergestellt war, auch wenn sein Auftraggeber das Gespräch wieder einmal nicht annahm. Doch das sagte er Justine im Moment lieber nicht. Saskia hing ihren eigenen Gedanken nach. Marat war aufgetaucht, weil er zu einem früheren Zeitpunkt das Schwert besessen hatte, und der Mann, in den Will eingefahren war, verfügte über den Zahn. Sie fand es merkwürdig, dass ihr Familienwappen in diesem Zusammenhang erschien. Justine hatte recht, das konnte kein Zufall sein. Sie würde nach den Kindern des Judas suchen und recherchieren.
Die Rufe wurden lauter, dann stieß der Kahn gegen etwas
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