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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Massives. Durch die schmalen, verkrusteten Bullaugen sahen sie, dass sie im Hafen von Al-Ladhiqiyah angekommen waren. Gleich darauf wurden sie an Deck geholt, sie huschten nacheinander von Bord und tauchten in die Gassen der Stadt ein. In Syrien war es heiß und staubig, das genaue Gegenteil ihres russischen Abenteuers. Die drei schwitzten sofort.
    Auf ihrem Weg durch die Sträßchen kauften sie sich einheimische Kleidung. Sie wollten sie bei der Suche nach dem Pergament tragen, um nicht auf einhundert Meter als Ausländer erkannt zu werden. Mit Kopftuch und Sonnenbrille fielen sie kaum mehr auf, außerdem half die einheimische Tracht gegen die Hitze. Zum Glück fanden sie auch schnell ein kleines Hotel, das mit englischsprachigem Personal warb. Fremde Devisen, vor allem Euro, waren in Syrien willkommen.
    Nachdem sie sich geduscht hatten - eine Wohltat nach der langen Reise -, setzten sie sich in Saskias und Justines Zimmer zusammen, um das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Auf dem Tisch lagen die Saiten und das Schwert.
    »Ich werde versuchen, über sie eine Verbindung zum Pergament herzustellen«, sagte Will und legte seine Hände auf die Gegenstände. »Da sie alle Teil der gleichen Kreatur waren, sollte es mir ...« Er unterdrückte einen Schrei, der zu einem lauten Stöhnen wurde; die Augen wurden trüb, und seine Atmung beschleunigte sich.
    »Hat er eine Vision?« Justine blickte zu Saskia. »Sieht irgendwie anders aus als in Irland ...« Aus Wills leicht geöffnetem Mund drang noch immer ein Stöhnen, das dunkler und dunkler wurde, vergleichbar mit einem sehr tiefen Hornton. Schwarzrotes Blut sickerte aus seinem rechten Mundwinkel. Aus den Augen sprangen schwarze Tränen, die ihm über die Wangen rollten und auf die Tischoberfläche tropften.
    »Will!«, rief Saskia entsetzt. »Will, was ist mit dir?«
    Justine hörte das Knistern und schaute zur Wand. Der Putz darauf zeigte Risse, kleine Stückchen brachen heraus und fielen auf den Boden. Auch die Mauer darunter hatte Sprünge bekommen, die Backsteine platzten auseinander. »Sacre enfer«, murmelte sie fassungslos. »Sein Blick ist...«
    Wills Finger krampften sich noch fester um die Artefakte, doch der Strom der Tränen versiegte allmählich. »Es ist ein Mann, der das Pergament bei sich hat«, sagte er undeutlich. »Er ist auf dem Rückweg von der Ruinenstadt. Ich sehe, dass er gestohlene Gegenstände bei sich hat... eine Vase, zwei Schmuckstücke.« Er schluckte und hustete, das Blut sprühte auf den Tisch. »Ich sehe ein Geschäft ... es heißt ... Wunderlampe. Er
    betritt den Laden und stellt sich hinter den Tresen ... Es ist sein Laden ...« Will schloss die Augen und lehnte sich zurück, seine Hände gaben die Artefakte frei.
    »Ein Grabräuber. Wir suchen einen Plünderer«, verkündete er erschöpft. »Er benutzt die Macht des Pergaments zum Aufstöbern von antiken Gegenständen.« Er sah betroffen auf seine feuchten schwarzen Finger und bemerkte nun erst sein Blut auf dem Tisch.
    Saskia reichte ihm eine Packung Taschentücher. »Tut es weh?«
    Er schüttelte den Kopf. Ein Teil seines Verstands schien noch in der Vision zu hängen und sich nur langsam zu lösen.
    »Dann ist er jetzt im Laden? Hier in Al-Ladhiqiyah?« Saskia betrachtete ihn gespannt. Will erhob sich, ging zum Waschbecken, schüttete sich Wasser ins Gesicht und betrachtete, wie das verdünnte Blut durch den Ausguss rann. »Nicht hier. In der Nähe von Tudmur. Ich erkenne die Stadt, wenn ich sie sehe«, sagte er dumpf und trocknete sich das Gesicht ab. Er warf das Handtuch neben sich auf den Boden und ging zur Tür. »Wir treffen uns in zehn Minuten in der Lobby. Ich ziehe mir die anderen Sachen an.« Laut schlug er die Tür hinter sich zu. »Er bekommt seine Visionen nun also wirklich immer, ohne dass du ihn anfasst«, sagte Justine nachdenklich, steckte die Pistolen ein und warf sich eines der weißen Gewänder über. »Er entwickelt seine Gabe sehr schnell weiter. Du auch?«
    »Es fällt mir immer leichter«, bestätigte Saskia und zog sich ebenfalls um. Sie sah die Französin an und musste lachen. »Scheiße, wir sehen jetzt aus wie verkleidete Touristen.« Justine grinste. »Aber wir sind bewaffnete, verkleidete Touristen. Das ist ein großer Unterschied und wird uns einige Probleme ersparen.« Sie steckte die Haare ein, Saskia nahm das Schwert und verbarg es unter ihrem weiten Kleid. »Vas-y.«
    Sie nahmen in der Lobby neben einem kleinen Springbrunnen Platz und warteten auf

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