Blutportale
zwischen den Kleidungsstücken lag das Klingenstück!
Unbemerkt erschien eine durchsichtige Gestalt hinter Justines Rücken, die den Mund weit zum Biss geöffnet hatte. Die Fangzähne waren so lang wie der kleine Finger eines Erwachsenen und würden schreckliche Wunden reißen.
»Nein!« Saskia setzte ihre Macht ein weiteres Mal ein - und traf. Marat brüllte und wurde sichtbar. Justine schlug sofort mit dem abgebrochenen Messergriff zu, gegen seine Schläfe. Das Holz riss die Haut auf und blieb im Schädelknochen stecken.
Der Vampir wankte nicht einmal unter dem Hieb. Aber anstatt selbst zu attackieren, stieß er einen gellenden Schrei aus und fasste sich mit der Linken ins Gesicht, das sich wieder veränderte. Es war in ständiger Bewegung, die verschiedenen Partien fluktuierten, als könnten sie sich nicht entscheiden, was sie sein wollten.
»Merde!« Justine wich zurück. »Was hast du getan?«
Will nahm Saskia bei der Hand und rannte los, Justine folgte ihnen. Sie hetzten quer durch den Flughafen zu ihrem Gate und gelangten gerade noch rechtzeitig in ihre Maschine. Keuchend warfen sie sich in die Sitze, und Will erkannte die vielen Fragen in den Augen seiner Mitstreiterinnen. »Nicht hier«, sagte er nur schwer atmend und bemerkte, dass das Morphin seine Wirkung tat. Er spürte keinerlei Schmerzen.
»Wer ist Marat?« Saskia klang aufgeregt. »Will, woher kennst du jetzt auf einmal Vampire?« »Ich habe ihn in meiner Vision gesehen. Aber nicht in Venedig. Vor ihm wurde das Schwert verborgen.« Er dachte nach. »Nein, nicht vor ihm direkt. Vor einem seiner Vorfahren, glaube ich. Sie können nicht übers Wasser.«
»Nicht übers Wasser? Merde, Will, Irland ist eine Insel, und drumherum ist nichts als Wasser!«, brach es aus Justine hervor. »Wie soll er denn ...?«
Die Stewardess tauchte neben ihnen auf und bat sie, die Sicherheitsgurte anzulegen. »Wir reden später«, sagte Will und starrte auf die Kopfstütze des Vordermanns. »Gut, dass Sie sich melden«, begrüßte die Stimme des Informanten Levantin aus dem Lautsprecher des Telefons. »Es gibt ein kleineres ... Problem.«
»Dann schaffen wir es aus dieser Welt«, erklärte Levantin ruhig. Aber er war bereit, darüber hinwegzusehen; seine Begegnung mit der kleinen Bestie hatte seine Laune beträchtlich verbessert. Er konnte gut verstehen, warum Belua sie mit seinem Zeichen an sich gebunden hatte. Auch er hegte seit langer Zeit eine Vorliebe für die Wandelwesen dieser Welt, in der er festsaß aber diese Justine war wirklich einzigartig. Und nicht nur im Bett; ob sie das jemals begreifen würde? Denn letztendlich klebte der Makel des Menschseins an ihr wie an all den anderen Frauen, die er im Lauf der Jahrhunderte gekannt hatte. »Also, sprechen Sie.«
»Die Observation des Nonnenordens gestaltet sich doch etwas schwieriger, als wir angenommen haben«, erklärte der Mann. »Wir haben nun den Kontakt zu unserem dritten Team verloren. Es scheint so, als wüssten diese Frauen, dass wir sie verfolgen, und hätten entsprechende Schritte eingeleitet.«
Levantin dachte an die Nonne, die er vor langer Zeit geschont hatte, an die fette Frau Resikowa, der er aus einem Anflug von Mitleid heraus hatte helfen wollen. Niedere Kreaturen. »Dann schaffen wir das Problem aus dieser Welt«, wiederholte er gelassen.
16. November
Syrien, Al-Ladhiqiyah (Latakia)
Die Überfahrt nach Syrien erfolgte mit mehreren Fischerbooten und verlief reibungslos, Justines Kontakte hatten alles organisiert: Auf hoher See stiegen sie mehrmals um und näherten sich unauffällig und ohne Kontrollen ihrem Ziel. Nur Saskia wurde ständig mit feindseligen Blicken bedacht. Sie schwieg und ertrug es, um durch eine Erwiderung nicht noch Schlimmeres auszulösen.
Auf dem letzten Boot bekamen sie Pistolen überreicht, die Justine erst einmal routiniert zerlegte, säuberte und danach wieder zusammensetzte.
Will berichtete ihnen unterwegs noch einmal ausführlich -und diesmal kein Detail aussparend von seinen neuen Visionen und woher er wusste, wer Marat war. Als er den Dolch mit dem eingebrannten Zeichen auf dem Griff erwähnte, verlor Saskia die Gesichtsfarbe. »Der Seegang«, sagte sie schnell, weil sie befürchtete, sich zu verraten. Aber Will spürte ohnehin, dass sie log - und Justine wusste es: »Ich habe den Dolch gesehen, als ich bei dir in der Wohnung war. Drei gekreuzte Dolchpaare, eins oben, die anderen beiden darunter.« Will sah Saskia abwartend an.
Sie wurde noch bleicher. »Aber
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