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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Krankenschwester schaute hin und schrie entsetzt auf. Im selben Moment kreischten und pfiffen die Warnsignale der Monitore auf, weil sich die Vitalwerte weit über die Grenzen hinaus beschleunigten.
    Ashlay kannte keinen Menschen, der einen Puls von vierhundert hatte, geschweige denn überstand. Smiths Körper schien einen Turbolader eingeschaltet haben, doch der Mann selbst lag einfach nur da - und starrte die Pflegerin an.
    Ashlay wagte es nicht, den Blick abzuwenden; die erbosten Anweisungen des Arztes ignorierte sie. Und obwohl sie nicht mehr tat, als das Gesicht des Kranken anzustarren, verursachte dies einen stechenden Schmerz unmittelbar hinter ihrer Nasenwurzel, der sich von dort unaufhaltsam in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Schlimmer musste es für die Krankenschwester sein, die direkt in seine merkwürdigen Onyxaugen blickte.
    Der Arzt griff nach der Schulter der Pflegerin und rief erschrocken ihren Namen, doch die Frau fiel wortlos zu Boden, ohne die geringsten Anstalten zu machen, den Sturz abfangen zu wollen. Mit voller Wucht schlug sie mit dem Kopf gegen den Rahmen des Tischchens, riss es um und prallte auf den Linoleumboden.
    Ashlay wartete nicht, bis sie Anweisungen bekam, sondern sprang sofort nach vorne und kümmerte sich um die Ohnmächtige. Kein Puls! Zuerst dachte sie, sie würde ihn wegen der Handschuhe nicht finden, und streifte sie ab. Doch auch ohne sie war nichts zu spüren. »Sie ist tot«, keuchte sie erschrocken und schaute nach dem Arzt.
    Dessen Hand baumelte unmittelbar vor ihr vom Bett herab, und als sie sich halb aufrichtete, sah sie ihn über Güls Füßen liegen. Seine Lider waren zur Hälfte geschlossen, aus seinem Mund sickerte roter Schleim.
    Purpurfarbene, dicke Ranken brachen plötzlich durch den Boden und wuchsen in rasendem Tempo in die Höhe, schlängelten sich an Ashlay entlang, durchbrachen die Decke und stemmten die sieben Stockwerke über der Inneren in den Himmel, als wären sie aus Kartonage; dann schleuderten die unendlich vielen Tentakel das Gebäude einfach zur Seite. Die Ranken platzten und gebaren weitere Zweige, die an überlange Gliedmaßen erinnerten - und alles durchdrangen, was ihnen im Weg stand. Ashlay spürte, wie sich zwei in ihre Brust und den Unterleib schlugen, sie schrie, bis ihr die Luft ausging -und war wieder in Zimmer 1.83. »Allah, hilf mir!« Ashlay musste plötzlich husten, ihr wurde schwindlig. Alle Kraft wich aus ihrem Leib, und sie rutschte auf Knien davon, um den Raum verlassen zu können. Unentwegt hustend, schob sie die Tür auf und wälzte sich hinaus auf den Gang, vor die Füße der zurückkehrenden Pflegerin. »Nicht... hinein ...«, würgte sie und hatte das Gefühl, dass sich ihre Lunge zersetzte. Es brannte in ihr, das Atmen fiel ihr immer schwerer.
    Doch die Krankenschwester verstand sie nicht! Sie sah durch die Glasscheibe, erkannte ihre leblose Kollegin und den Arzt und stürmte in den Raum.
    Ashlay verfolgte durch das Glas, wie sie nach einigen Schritten ins Taumeln geriet und zur Seite wankte. Vergeblich versuchte sie, bis zur Tür zurückzugelangen, brach zusammen, prallte gegen die Putzstation und warf sie um. Das rote Wasser ergoss sich über den Boden und schwemmte die verstreuten Spritzen durch den Raum. Über die Lippen der Schwester lief blutiger Schleim.
    Ashlay zog sich die Maske von Mund und Nase und erkannte die roten Spritzer darin. Mit zitternden Fingern zog sie ihr Handy aus der Kitteltasche und rief das Stationszimmer an. Niemand durfte sich ihr oder dem Patienten ohne Schutzkleidung nähern.
     
18. November
Syrien, Luftraum über Syrien
    Saskia starrte den Maitre an. Tausend Gedanken schössen ihr gleichzeitig durch den Kopf, aber(sie wusste nicht, was sie zuerst tun sollte. Sie bemerkte, dass sie noch immer dem syrischen Geheimdienstmann das Schwert an den Hals hielt, und sah sich zu ihm um. Justine saß wie eingefroren in ihrem Sessel. Der Ausdruck in ihren Augen war eine Mischung aus Hass und Furcht.
    »Ich bin nicht euer Feind«, sagte der Maitre freundlich.
    »Was dann?«, kam es unverzüglich über Saskias Lippen. Sie fühlte sich so desorientiert wie damals, als sie in der Kammer aufgewacht war. Damals? Es war erst zehn Tage her! Und doch schien es ihr so, als seien inzwischen Monate vergangen.
    Der Mann kam auf die Frauen zu und setzte sich. »Ich möchte Ihnen beiden gern erklären, in was Sie hineingeraten sind, Frau Lange. Und dass Sie mich bald wieder los sind, wenn wir zusammenarbeiten.« Er

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