Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
unterhielt, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen, danach zu dem Geheimdienstler. »Wo stecken Sie, und woher wissen Sie ...«
    »Ich stehe am Eingang zu Palmyras Ruinen und wollte Sie eben suchen.« Der Empfang wurde schlechter, seine Stimme klang abgehackt und verzerrt. Er erklärte ihr gerade etwas, doch sie verstand nichts.
    Saskia räusperte sich, stand auf, deutete mit einem Lächeln auf die Toilettentür und schloss sich in der kleinen Kabine ein. »Professor, wie kommen Sie denn ...?«
    Für einen kurzen Augenblick war der Empfang einwandfrei, bevor die Stimme des Professors wieder im Rauschen unterging. Doch die paar Sekunden reichten, um Saskia erstarren zu lassen: »Der Maitre hat Sie in seiner Gewalt!«
    Saskia sank auf die geschlossene Klobrille und klammerte sich an das Handy. Der Professor hatte keinen Grund, sie anzulügen. Ganz egal, ob Al-Utri tatsächlich dem syrischen Geheimdienst angehörte oder nicht, er hatte sie für ihren Feind aufgelesen. Deswegen war alles so einfach gewesen.
    So viel zu Justines kleinen Spielchen, dachte Saskia bitter und sah sich selbst in dem kleinen Spiegel über dem Waschbecken, ihr müdes, erschrockenes Gesicht. Nun war es an ihr, sie aus der schwierigen Situation herauszuholen. Die aufkeimende Wut, offenen Auges in die Falle gelaufen zu sein, kam ihr gerade recht. Die Narben auf ihrer Brust erwärmten sich. Saskia atmete tief ein, spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht und konzentrierte sich. Sie würde in die Kabine zurückkehren, ein Portal öffnen und dadurch mit Justine entkommen. Sollte AlUtri versuchen, sie aufzuhalten, würde er Bekanntschaft mit ihren Kräften machen. Saskia löste die Kordeln am Bein, nahm das Schwert in die Hand, kehrte zu Justine und dem Geheimdienstler zurück und blieb vor ihm stehen. Die beiden starrten die Waffe an, Al-Utri erstaunt, Justine alarmiert. »Ich weiß, für wen Sie arbeiten«, sagte sie mitten in die unterbrochene Unterhaltung hinein und legte die Schwertklinge an seinen Hals. »Wohin bringen Sie uns wirklich?«
    Al-Utri starrte auf das Schwert, sein Adamsapfel zuckte auf und nieder. »Bitte, ...« »Nein, nicht bitte!«, schrie Saskia und übte mit der Klinge Druck aus, darauf bedacht, ihn nicht zu verletzen, auch wenn ihre Narben brannten und etwas, das sich tief in ihr regte, den sofortigen Tod des Mannes forderte. »Ich will unverzüglich von Ihnen hören, was das Ziel unserer Reise ist und was wirklich mit Will geschehen ist!«
    Justine starrte an ihr vorbei, zog ebenfalls ihre Waffe und knurrte einen französischen Fluch. »Lassen Sie mich es erklären«, sagte eine angenehme Stimme in Saskias Rücken. Sie fuhr herum - und sah Levantin im Gang stehen! Er trug einen hellgrauen Anzug mit einer dunkelgrauen Krawatte aus Seide, elegante schwarze Schnürschuhe und ein triumphierendes Lächeln, wie es Blücher nach der Schlacht bei Waterloo auf dem Gesicht gestanden haben musste.
    »Willkommen an Bord! Bevor Sie Dinge tun, die Sie später selbst als töricht betrachten würden: Ihrem Freund geht es den Umständen entsprechend gut. Er bekommt die beste Behandlung, die es gibt. Die Ärzte haben ihn in ein künstliches Koma versetzt, um sicherzustellen, dass er überlebt, bis Sie wieder bei ihm sind. Aber vorher«, er zeigte auf sich, dann auf Saskia und Justine, »machen wir drei einen kleinen Ausflug. Ich weiß, wo das letzte Artefakt verborgen ist.«
     
18. November
Syrien, Damaskus
    Ashlay Askany war Putzfrau in der Inneren Medizin und versah ihren Dienst schon seit vielen Jahren gründlich und zuverlässig. Wie alle anderen Kolleginnen wurde sie nicht weiter beachtet, sondern gehörte zum Inventar. Aber das hatte auch Vorteile: Ashlay hatte inzwischen einiges über Krankheiten gelernt und den Ärzten Dutzende Male bei der Reanimation zugesehen. Sie wusste, ab wann Blutwerte schlecht waren und mit welchen Befunden es Grund zur Hoffnung gab. Manchmal kam sie sich selbst wie eine Ärztin vor, wenn sie bei Visiten anwesend war und beim Bodenwischen den Gesprächen der Mediziner lauschte. Sie stand mit ihrer fahrbaren Putzstation vor Zimmer 1.83, in dem ein britischer Patient namens Smith lag. Ihrer Ansicht nach war er eines der ärmsten Schweine in der gesamten Inneren. Sie setzte die Schutzmaske auf, die Nase und Mund bedeckte, danach öffnete sie die Tür und trat ein. Da sie als Profi einen Tropfen Minzwasser in die Maske gegeben hatte, roch sie den Eitergestank nicht, der im Raum hing. Der Schnitt, den sie

Weitere Kostenlose Bücher