Blutportale
langte vorsichtig unter sein Sakko und nahm ein gefaltetes Pergament hervor, das er auf den Tisch legte. »Ihr Freund hatte es bei sich. Und wie ich schon sagte: Er bekommt die beste medizinische Versorgung. Machen Sie sich keine Sorgen um ihn.« Saskia nahm das Schwert von Al-Utris Hals, setzte sich neben Justine und richtete die Spitze auf den Maitre. »Wer bist du wirklich?«, sagte sie heiser und beherrschte nur mühsam ihre Wut. »Was hast du mir angetan?«
»Mein Name ist Levantin. Ich nehme an, wir kennen uns inzwischen gut genug, dass ich Saskia sagen darf?« Er lächelte so entspannt, als würden sie sich gerade in einem Cafe kennenlernen, und faltete die Hände. Dann sagte er etwas auf Arabisch, und Al-Utri ging nach vorn in die Pilotenkanzel. »Dank eurer Kleingeistigkeit bemerkt ihr Menschen in den seltensten Fällen, wenn euch ein kostbares Geschenk gemacht wird«, sagte er bedauernd. »Wir haben uns vor nicht allzu langer Zeit in der Vergangenheit getroffen, korrekt? Ein hübsches kleines Paradoxon.«
Saskia nickte. »Im alten Palmyra, ja. Leider konnten wir dich dort nicht töten.« Levantin sah sehr glücklich aus. »Dann habe ich mich wirklich nicht getäuscht. Du bist meine Schöpfung - und all das, was in den letzten Jahrhunderten geschah, hatte nur den Sinn, dich zu finden«, sagte er. »Du, Saskia, bist der Grund, weswegen ich die union des lames gegründet habe. Deine überragende Fechtkunst in Palmyra verriet mir, wie ich dich zu mir locken können würde.«
»Was willst du von mir?«, fragte sie mit bebender Stimme.
Er betrachtete sie wie ein stolzer Vater. »Ich gehöre nicht in diese Welt, sondern möchte in meine Heimat zurück, aus der ich herausgerissen wurde. Du musst verstehen, dass ich nicht freiwillig hierhergekommen bin - ich bin, wenn man so will, ein Opfer der Menschen.« »Eine einfache Art, sich zu rechtfertigen«, gab sie verächtlich zurück.
»Ob du die Wahrheit annimmst oder ablehnst, ändert nichts an den Tatsachen.« Levantin öffnete eine Dose und trank. »Menschen haben mich in diese Welt geholt, und Menschen werden es sein, die mich nach Hause bringen werden. Wärst du damals nicht verschwunden, nun, du hättest mir viel erspart - und viele unnütze Tode verhindert.« Obwohl er seiner Stimme einen bedauernden Ausdruck gab, verriet sein Gesicht, dass ihn seine unzähligen Morde wenig berührten.
»Also hast du viele mit diesem Zeichen verflucht.«
»Ich durfte nicht nachlassen und nur darauf hoffen, dir eines Tages wieder zu begegnen. Aber sie taugten nichts. Die wenigen, die in der Lage waren, ein Portal für mich zu öffnen, vermochten nicht, dies zu steuern. Es gibt so viele Welten und Sphären, und nur eine, in die ich gehöre. Du aber«, er strahlte sie voller Selbstgefälligkeit an, »du bist mir am besten von allen gelungen.«
Saskia wünschte sich nichts(mehr, als ihm seine Arroganz mit Faustschlägen auszutreiben, doch sie ahnte, dass dies keine gute Idee war. Stattdessen musterte sie ihn eingehend. »So sieht also ein Dämon aus?« Levantin schüttelte den Kopf und lachte amüsiert. »Ich bin kein Dämon, und die Welt, aus der ich stamme, wird von euch Menschen recht selten mit dem Wort Hölle bezeichnet.« Er lächelte sie an. »Und doch steht so viel darüber in dem Buch geschrieben, an dem sich die Menschheit seit so langer Zeit mit viel Leidenschaft festhält: die Bibel.«
Justine lachte bitter auf. »Außerdimensionale oder Außerirdische in der Heiligen Schrift? Das ist so albern, dass es mir gefällt.«
»Buch Hiob, Kapitel achtunddreißig, Verse vier bis sieben«, zitierte Levantin. »Der entscheidende Satz lautet: als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne.«
»Bitte?«
»Plural«, sprach er sanft. »Wenn du deiner Heiligen Schrift glaubst, hat der Gott, zu dem du betest, mehrere Söhne. Den einen, den ihr Jesus nennt, hat er zu euch geschickt. Aber wo sind die anderen? Und wo stecken die anderen Morgensterne? Wenn ich zum Himmel hinaufschaue, erkenne ich nur einen.«
»Sacre.« Justine sah ihn verblüfft an. »Soll das heißen ...«
»Möchtest du noch mehr Beweise aus der Bibel für die Existenz höherer Wesen?« Er überlegte. »Dann lies das erste Buch Moses: Da sahen die Söhne Gottes die Töchter der Menschen, wie schön sie waren, und sie nahmen sich von ihnen allen zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht ewig im Menschen bleiben, da er ja auch Fleisch ist. Seine
Weitere Kostenlose Bücher