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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gestern beim Verbandswechsel auf seinem Rücken gesehen hatte, verlangte zwar eher nach der chirurgischen Abteilung, aber der Zustand seiner inneren Organe hatte einen Aufenthalt in diesem Bereich der Klinik dringender gemacht.
    Ashlay erledigte ihre Arbeit souverän: Sie vernichtete Bakterien und Pilze mit den chemischen Zusätzen im Putzwasser, sprühte und wischte und näherte sich dabei dem Bett des Patienten. Sie warf einen Blick auf die Monitore, die den schlechten Zustand des Mannes verdeutlichten, wischte unter dem Bett hindurch, ohne hinzuschauen, drückte den Lappen ins Wasser und betätigte die Presse, mit der überschüssige Feuchtigkeit herausgedrückt wurde. Als sie die Augen auf den Eimer richtete, atmete sie vor Schreck tief ein: Das Wasser hatte sich rot gefärbt. Rasch schaute sie unter das Bett, wo sich eine breite Lache gebildet hatte. Sie sah geronnene Blutfäden aus der durchweichten Matratze herabhängen und bis in die Pfütze reichen; an anderen Stellen tropfte es immer noch.
    Ashlay zögerte nicht, sondern drückte den Alarmknopf. Wenige Sekunden später sprangen zwei Schwestern und ein Arzt ins Zimmer. »Er blutet durch«, erklärte sie dem medizinischen Personal aufgeregt und trat einen Schritt zurück, um sie nicht bei der Arbeit zu behindern.
    »Weg«, knurrte der Arzt sie an, obwohl sie schon zwei Meter zur Seite gewichen war. Die Schwester schlug das Laken zurück und fluchte: Rund um Smiths Rücken hatte sich die Bettwäsche mit Blut vollgesogen! Gemeinsam drehten sie ihn zur Seite.
    Ashlay sah den Schnitt, der auf seiner gesamten Länge aufgebrochen war. Die Drainagen lagen herausgerissen auf der Wäsche, und weißes Gewebe, das denaturiert aussah, quoll aus dem Spalt wie Füllung aus einem Kuscheltier.
    Plötzlich und ohne dass sie wusste, wie ihr geschah, sah sie die Wände um sich herum verschwinden. Sie befand sich unbegreiflicherweise auf einer weiten Ebene aus dunklem Stein, über ihr leuchteten goldene Sterne an einem violettfarbenen Himmel ... Ashlay kniff die Augen erschrocken zusammen, öffnete sie vorsichtig wieder - und fand sich in Zimmer 1.83 wieder. Ashlay hatte keine Ahnung, was mit ihr geschehen war; ihr Herz schlug schneller. Sie wollte davonlaufen, aber etwas hielt sie zurück, von dem sie nicht genau wusste, was es war. Wie gebannt schaute sie weiter den Medizinern zu.
    Der Arzt wurde hektisch und starrte auf die Monitore, die längst hätten Alarm schlagen müssen. »Was ist das für eine Scheiße?« Er schrie eine Schwester an, dass sie den Oberarzt und Professor Tibi holen sollte. Ashlay ahnte, dass der Mann keine Ahnung hatte, was zu tun war. Während die eine Schwester wieder verschwand, bettete die andere den Patienten in die stabile Seitenlage, und der Arzt entfernte das merkwürdige Eiweiß mit Lanzette, Pinzette und Skalpell aus der Wunde. Ashlay wollte gehen, konnte sich aber einfach nicht von dem Anblick losreißen. Wieder blitzte es vor ihren Augen - und auf einmal schwebte sie in einem dunklen, leeren ... Nichts? Ashlay ruderte mit den Armen, bewegte sich auf der Stelle und drehte sich. »Hallo?«
    Rot leuchtende Kreaturen mit vielen Augen und schleimigen Körpern ohne Proportionen eilten unvermittelt von allen Seiten auf sie zu. Mäuler so groß wie Ladeluken öffneten sich und zeigten ihr schiefe, messerartige Zähne, die nach ihr schnappten. Ashlay schrie auf, riss schützend ihre Arme hoch - und hörte das Piepsen der medizinischen Geräte.
    Sie zitterte und öffnete die Augen. Zimmer 1.83. Was ging mit ihr vor? Machten die Ausdünstungen eines besonders scharfen Reinigungsmittels ihr zu schaffen?
    »Raus«, schnauzte der Arzt sie an und ließ sich von der Krankenschwester verschiedene Spritzen aufziehen. Er pumpte eine nach der anderen in das Fleisch rund um den Schnitt, der auseinanderklaffte, danach tupfte er die Wunde aus und wollte eben eine vierte Spritze in den Zugang an Güls Hand geben. »Haben Sie nicht verstanden?«
    »Sofort, Doktor ...« Ashlay legte erschrocken eine Hand vor den Mund und drückte dabei ihren Mundschutz platt: Smith hatte die Augen geöffnet! Das Weiß darin war gegen ein fahles Grün ausgetauscht worden, die Pupillen wirkten wie funkelnder Onyx, und plötzlich schwollen die Adern an Hals und Händen an und färbten sich dunkler, als würde sich das Blut rapide verdicken. »Doktor«, sagte sie erstickt. »Seine Augen!«
    Der Arzt warf ihr einen bösen Blick zu und wollte ihren Hinweis ignorieren, doch die

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