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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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brachten Nachbargebäude zum Einsturz. Das triumphale Brüllen des Wesens drohte ihr Trommelfell zum Platzen zu bringen, und sie legte die Hände auf die Ohren. Feuer loderten auf, Qualm stieg auf und kündete vom Untergang der alten Stadt, in der schon die Könige David und Salomon gelebt hatten. Saskia wusste, dass es bald überall auf der Erde so aussehen würde.
    »Nein«, schrie sie gegen das Tosen des Dämons an, sprang auf die Beine, sammelte ihre letzte Energie - sie würde kämpfen, sie würde nicht nach einem Ausweg suchen wie Justine, nicht schwach werden wie ihre Freundin, von der sie nicht geglaubt hätte, dass sie Saskia blieb stehen. Sie wusste plötzlich, warum es nichts gab, das sie mit ihrer Macht attackieren konnte. »Was ich sehe, ist nicht real«, flüsterte sie. »Deswegen kann ich nichts dagegen tun!« Sie ahnte, wem sie das zu verdanken hatte, aber noch war es eine Theorie.
    »DESWEGEN!«
    Sie schrie das Wort so laut, dass ihre Kehle zu zerreißen drohte.
    Die graue, zweidimensionale Welt erstarrte.
    Saskia rannte hinunter, zurück in den siebten Stock, vorbei an den erstarrten Wesen. Der Professor lag mit zerrissener Kehle auf dem Boden, Levantin war von einer Horde abscheulicher Kreaturen, die aus Mäulern und dornbewehrten Tentakeln bestanden, niedergerungen worden und wurde soeben in Fetzen gerissen. Von Justine fand sich keine Spur. Aber Will war noch da.
    Er stand keine fünf Schritte von ihr entfernt. Und er war außer ihr der Einzige, der sich noch bewegte.
    »Hör auf damit!«, schrie sie ihn an. »Befreie uns aus deiner Vision, damit wir das, was du dir hier ausmalst, verhindern können!«
    Sein Blick richtete sich auf sie, er hielt die Hände gegen den monströsen Schädel gepresst und stöhnte. »Ich kann es nicht«, gab er gepresst von sich. »Es ist...«
    Saskia handelte: Sie näherte sich dem verwandelten Freund und nahm im Vorbeigehen einen Feuerlöscher aus der Halterung. Sie schlug zu, genau gegen seine Stirn. Dass Will den Schlag nicht abwehrte, kam ihr wie ein Einverständnis vor.
    Erst beim vierten Hieb ging er ohnmächtig zu Boden - und die Umgebung verwandelte sich.
    Die Verwüstungen verschwanden, Levantin, der Professor und Justine standen genau an den Stellen, an denen sie gewesen waren, als die Horrorvision begann.
    »Das Portal!«, rief Justine.
    Saskia sah, dass ein tennisballgroßes Flirren, das aus der toten Dämonendienerin aufstieg, langsam größer wurde. Da Will samt seiner Visionen ausgeschaltet war, wusste sie: Hier bereitete sich der echte Belua auf sein Erscheinen vor!
    Saskia sprang zu Valesca und zog das Schwert aus ihr heraus, dessen Griff sich anfühlte, als stünde er unter Strom. Wenn sie gehofft hatte, dass der Vorgang der Portalöffnung damit unterbunden wurde, sah sie sich enttäuscht. Der Durchgang erweiterte sich zusehends. »Dann eben auf meine Weise.« Sie tauchte entschlossen in die zweidimensionale Welt, ignorierte die Schmerzen in ihren Schläfen und versuchte, dem widerlichen Geschmack im Mund etwas Gutes abzugewinnen. Ihre Gabe flammte auf...
    ... und dieses Mal gab es etwas zu packen!
    Sie spürte den Widerstand, der ihr entgegengebracht wurde. Das Portal selbst oder jemand auf der anderen Seite wollte es nicht hinnehmen, dass sich der Riss fügte und die Welt der Menschen unangetastet blieb.
    Saskia verstärkte ihre Anstrengung, doch das Loch erweiterte sich, wenn auch wesentlich langsamer als vorher. Die Öffnung war nun so groß, dass ein Erwachsener leicht gebückt hindurchgehen konnte. Auf der anderen Seite erkannte sie tiefes, glimmendes Rot, wie die Spitze einer glühenden Zigarette unter einem Mikroskop. Nur die Kälte, die aus der Öffnung strömte, wollte nicht recht dazu passen.
    Unvermittelt erschien ein Auge vor dem Loch, ein hellblaues mit vier waagerechten, schlitzförmigen Pupillen. Jede Pupille glänzte in einer anderen Farbe, und jede einzelne von ihnen verströmte greifbare Angst. Saskia hätte um ein Haar die Kontrolle über ihre Gabe verloren, doch sie kämpfte verbissen gegen die Angst, die Hoffnungslosigkeit und die anderen Gefühle an, die ihr entgegenbrandeten.
    Das Auge starrte sie an, gleich darauf erklang ein merkwürdiges Geräusch, das wohl auf der anderen Seite einem Schrei oder einem Brüllen entsprach. In Saskias Welt klang es wie bremsende, sich ineinander verkeilende Güterwaggons, deren schrilles metallisches Kreischen die Ohren folterte.
    Saskia wusste, dass sie von Belua beobachtet wurde. Er wusste,

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