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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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etwas nicht erlauben. Sie zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln, als Elizabeth zum achten Versuch ansetzte. Valesca war sich darüber im Klaren, dass sich Levantin und das, was wohl einmal Gul gewesen war, durch das Gebäude wühlten, um an die Artefakte zu kommen. Zeit spielte für ihre Sekte nach Jahrzehnten des geduldigen Wartens plötzlich wieder eine sehr große Rolle. Dabei wusste sie gar nicht, wie viele von ihren Glaubensfreunden übriggeblieben waren. Nach einem langen, harten Gefecht in Chinon hatte sie sich zur Flucht aus ihrem Refugium und für dessen Zerstörung entscheiden müssen. Die Geheimnisse auf den Computern waren nicht alles gewesen, besonders die Schriften im Haus durften keinen Ungläubigen in die Hände fallen. Oder den Feinden des Herrn.
    Ihre Flucht hatte Rückzug bedeutet, aber nicht die Kapitulation. Da es ihren Hohepriester nicht mehr gab, trat sie an seine Stelle. Die Beschwörung würde stattfinden, und Levantin wäre der Erste, der durch Belua sterben musste.
    »Es geht nicht«, sagte Elizabeth und fuhr sich über den Kopf. Valesca sah ihr die Erschöpfung an. Chemotherapie hatte das Mädchen geschwächt.
    »Streng dich an, Liebes«, zischte sie. »Willst du, dass der Engel gegen den Dämon verliert? Sollen wir beide sterben?«
    Elizabeth schüttelte entschlossen den Kopf und setzte zu einem erneuten Anlauf an. Und jetzt, endlich, klappte es. Der Knoten saß und hielt das Pergament fest um den Griff. »Ich habe es!«
    »Fein! Jetzt noch den Zahn.« Valesca zeigte auf eine Lücke am Ende des Griffstücks. »Da muss er hinein.«
    Elizabeth setzte das Artefakt an, wollte es festdrücken - da sirrte etwas heran und traf das Mädchen an der Stirn. Bewusstlos brach es zusammen, neben ihr fiel ein prall gefüllter Infusionsbeutel zu Boden.
    Valesca richtete ihr Gewehr in die Richtung, aus der das Geschoss gekommen war: Der Halbdämon Gul stand am Ende des Gangs, neben einem Wagen mit Infusionsbeuteln, und er kam auf sie zu. Hinter ihm erschien Levantin.
    Valesca spürte die Schritte der beiden überschweren Wesen als Schwingungen im Boden und wusste, dass es keine zweite Gelegenheit mehr geben würde, ihren Herrn durch das Blutportal zu holen. Blitzschnell entschied sie sich zum größten Opfer, das sie zu geben bereit war. Ihr Daumen drückte den Zahn fest in die Lücke, klickend rastete er ein, und bevor der heranstürmende Gul sie erreicht hatte, rammte sie sich selbst das Schwert durch den Leib. »Belua, venias!«, schrie sie und flüsterte sterbend die Formel, um die Grenzen zwischen den Welten niederzureißen.
    Flüssiges Silber strömte in sie hinein.
    Ihr Opfer war angenommen worden.
    Das Portal hatte sein Blut bekommen.
    »Wie weit noch?«, japste Saskia und hielt sich die rechte Seite. Mit der anderen Hand stützte sie sich am Treppengeländer ab.
    Justine hielt den Kopf erhoben, ihre Nasenflügel blähten sich. »Ich rieche Levantin. Er ist ganz oben.« In ihren braunen Augen brannte das Jagdfieber, der gelbe Ring um die Pupille loderte; die Bestie war frei.
    »Dann weiter.« Der Professor zeigte für sein Alter ein enormes Durchhaltevermögen. Er war besser zu Fuß als Saskia.
    Sie hetzten die Stufen nach oben, gelangten in den siebten Stock und verließen das Treppenhaus. »Da entlang«, fauchte Justine.
    Der Anblick, der sich ihnen in dem Raum vor ihnen bot, war grotesk: Auf dem Boden lag die erstochene Valesca, aus der das Schwert hervorragte. Links von ihr stand Levantin, rechts von ihr eine grausam verzerrte Gestalt, in der Saskia erschrocken Will erkannte. Etwas hatte ihn grausam verwandelt. Und zwischen ihnen öffnete sich, als würde es aus der Leiche der Dämonendienerin herausfließen, ein blutrotes Tor!
    »Wir kommen zu spät!« Saskia starrte es an; sie sahen Wills schwarze Gestalt durch das Flirren, das sich immer weiter ausdehnte.
    »Halt es auf!«, rief Justine entsetzt.
    Saskia atmete tief ein und setzte ihre Gabe frei.
    Das Portal war auch in der zweidimensionalen Sicht ein beeindruckender Anblick. Die Ränder brannten sich durch die Luft, es wucherte und vergrößerte sich gleichförmig. In seinem Mittelpunkt waberte es nicht rötlich, wie damals bei Justines Auftauchen, sondern milchig golden und mit roten Schlieren durchsetzt.
    Saskia versuchte, mit ihrer Macht die Ränder zu fassen, doch es gelang ihr nicht. Das Portal, das inzwischen einen Durchmesser von zwei Metern besaß und an Boden, Wände und Decke stieß, zeigte sich unbeeindruckt von ihrem

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