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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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während der Behandlung aufschrecken.«
    »Ich ... möchte es ... sehen«, sagte er mühsam. »Spiegel?«
    »Sie müssen noch einen Moment Geduld haben«, vertröstete sie ihn. »Gleich dürfen Sie aufstehen.«
    Will schlürfte den Becher leer und wartete ungeduldig. Dann, endlich, löste jemand die Schnallen. »Versuchen Sie, aufzustehen, Herr Gul«, sprach ihn eine Männerstimme an. »Wir stützen Sie, falls notwendig.« »Werden die Nähte nicht reißen?« Noch wagte er nicht, sich zu bewegen.
    »Es ist eine sehr kurze Naht.«
    Will zog die Arme an und stemmte den Oberkörper in die Höhe. Er hatte Schmerzen erwartet aber er spürte nichts, lediglich ein leichtes Brennen und eine taube Stelle in seinem Kreuz, die sicher von einem Lokalanästhetikum herrührte. Also richtete er sich weiter auf, bis er saß und den Arzt und die Krankenschwester ansehen konnte. Der Mann war jung, Ende zwanzig vielleicht, hatte die Haare modisch blondiert und trug eine randlose Brille. Die ergraute Schwester sah dagegen nach Urgestein aus, die ihren Dienst hier bestimmt schon dreißig Jahre verrichtete.
    Schuhe, Socken und Hose hatten sie Will gelassen, sein Oberkörper war nackt. Die blutigen Reste seines Jacketts lagen in einer Plastiktüte zu seiner Rechten.
    »Sehr schön«, lobte Freisen. »Geht es? Schwindel? Übelkeit?«
    »Eine leichte Benommenheit«, sagte Will langsam.
    Schwester Renate reichte ihm einen Spiegel, und damit wiederum reflektierte er das Bild des Spiegels hinter sich. Er sah eine rote, waagerecht verlaufende Linie im unteren Drittel seines von Desinfektionsmittel orangegefärbten Rückens. Jeweils an den Enden bemerkte er dunkelblaue Fäden, ansonsten schien der Schnitt nahtlos geschlossen zu sein. Will blickte genauer hin.
    Freisen erkannte die Verwunderung auf seinem Gesicht. »Wir haben ebenso gestaunt wie Sie, Herr Gul. Was war es denn, das Ihnen diesen Schnitt zugefügt hat?«
    Schwester Renate sah zur Tür, bevor sie flüsterte: »Und was ist denn mit Ihnen passiert? Draußen stehen zwei Polizisten!«
    Will antwortete lieber nicht; den Dämon würde ihm keiner glauben. Umgeben von Sterilität, Kunstlicht und nüchterner Krankenhausatmosphäre und gegen das rationale Denken eines Schulmediziners hatte das Unheimliche und Übernatürliche keine Chance. »Ich ... ich glaube, dass mich jemand mit einem Schwert angegriffen hat.« »Niemals«, entgegnete der Arzt sofort. »Es sei denn, das Schwert wäre so heiß gewesen, dass es die Wunde sofort kauterisiert hat. Gegen Darth Vader werden Sie ja nicht angetreten sein, oder, Herr Gul?«
    »Nein«, sagte Will knapp, ohne auf den Scherzversuch einzugehen. »Aber ich dachte wirklich, es sei eine Art Schwert gewesen.«
    »Wenn überhaupt, dann war es eine glühende Klinge. Die Schnittstellen waren nicht ganz von der Hitze versiegelt worden, die mussten wir nähen. Aber ansonsten gab es wenig zu tun, außer etwas Salbe daraufzugeben. Schwester Renate versorgt Sie noch mit einer schönen Kompresse, Herr Gul, und dann sind Sie erlöst, was uns angeht.« Er sah zur Tür. »Die Herrschaften von der Polizei baten mich, ihnen mitzuteilen, ob Sie transportfähig sind. Wollen Sie transportfähig sein, Herr Gul, oder lieber noch etwas Ruhe haben, ehe man Sie zur Zeugenaussage auf die Wache bringt?«
    Will wollte zwar nicht, aber das Schicksal seiner Gäste, des Hauses und vor allem sein Schicksal verlangten, dass er sich mit der Polizei zusammensetzte. Am besten sofort. Und danach musste er dringend den Sir anrufen.
    »Ja. Hilft ja nichts.« Er rutschte von der Liege, Schwester Renate stützte ihn dabei. Obwohl ihm etwas flau war, stand er fest auf seinen Füßen. Will schaute auf die Plastiktüte. »Hätten Sie ein Hemd für mich?«
    »Ich kann Ihnen nur das anbieten.« Freisen nahm aus dem Schrank hinter ihm ein kurzes OPHemd, dann einen weißen Kittel vom Haken. »Bringen Sie den Kittel bitte wieder zurück.« »Danke.« Will nickte und streckte die Hand aus - da zuckte ein Blitz aus seinem Lendenwirbel das Rückgrat hinauf und hinunter wie ein Stromschlag! Keuchend ließ er sich auf die Liege sinken. Er spürte einen Fremdgegenstand in seinem Kreuz stecken, irgendwo zwischen den Wirbeln, der rieb und scheuerte und Schmerzen verursachte, die ihn den Atem anhalten ließen. Freisen packte ihn alarmiert am Arm. »Was ist, Herr Gul?«
    »Haben ... Haben Sie was ... übersehen, Doktor?«, schnaufte er und deutete auf den Rücken. »Da steckt etwas drin! Zwischen den

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