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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Wirbeln.«
    Der Arzt nickte Schwester Renate zu, die ihm einen Umschlag mit Röntgenbildern reichte. Er nahm eins nach dem anderen heraus und begutachtete sie akribisch im Schein der starken Lampen.
    Will sah seinen durchleuchteten Oberkörper, aber auch er erkannte mit seinen unkundigen Augen, dass es keine Auffälligkeiten gab, die auf einen Gegenstand in seinem Leib schließen ließen.
    »Ich finde nichts, Herr Gul«, befand Freisen. »Kann sein, dass der Schlag die Bandscheiben auf eine harte Probe gestellt hat, aber eine Beschädigung Ihres Rückgrats kann ich nicht erkennen. Und auch keine Splitter. Zum Glück.« Er öffnete eine Schublade und nahm eine Packung Pillen hervor. »Nehmen Sie die dreimal am Tag. Wenn die Kreuzschmerzen bleiben, schieben wir Sie in den Kernspin.«
    Vorsichtig richtete Will sich wieder auf - und fühlte keinerlei Beeinträchtigung mehr. Die Wirbel schienen wieder in ihre richtige Position gesprungen zu sein. Sicherheitshalber nahm er die erste Pille trotzdem sofort.
    Schwester Renate sah ihn besorgt an. »Sind Sie immer noch sicher, transportfähig zu sein, Herr Gul?« Sie legte eine Kompresse über die Naht und fixierte sie mit einigen Streifen Tape. Will winkte ab und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Geht schon.« Er zog das Hemd an, das er sich in die Hose stopfte, und warf den weißen Kittel darüber. Er sah jetzt bestimmt aus wie ein Arzt... oder doch mehr wie ein entflohener Patient, der sich bemühte, nicht allzu sehr in seiner Verkleidung aufzufallen.
    Freisen öffnete die Tür zum ambulanten Behandlungszimmer; davor stand ein breit gebauter Zivilpolizist und unterhielt sich mit einem Kollegen. Noch hatten sie Will nicht bemerkt. Der Arzt reichte ihm die Hand. »Wenn es schlimmer wird, Herr Gul, kommen Sie unverzüglich zu uns.« Will versprach es.
    Die Polizisten wandten sich um, zeigten ihm ihre Dienstausweise und nahmen ihn in die Mitte. »Guten Tag, Herr Gul. Mein Name ist Kapler, ich bin Kriminaloberkommissar«, stellte sich der rechte vor. Er war breit gebaut und etwa fünfzig Jahre alt, hatte kurzes schwarzes Haar und machte einen sympathischen Eindruck. »Das ist Kriminalhauptkommissar Wanger. Sehr nett, dass Sie sich bereit erklären, uns zu begleiten, trotz Ihrer Verletzung. Wir würden Sie gern gleich befragen, Herr Gul. Auf der Wache.«
    »Sicher«, sagte Will und nickte.
    »Mit einem solchen Fall hatten wir bisher noch nicht zu tun«, gab Kapler unumwunden zu, »und wir müssen schnell handeln, ehe sich die Presse darauf stürzt und Hamburg bald nur noch über diesen Massenmord redet.«
    Will merkte, dass er keinerlei Beschwerden mehr hatte; diese Pillen mussten ein wirklich gutes und vor allem schnelles Schmerzmittel sein. »Haben Sie schon etwas herausgefunden?« »Nein«, sagte Wanger, dessen Augen zu dicht beieinanderstanden, um besonders vertrauenerweckend zu wirken. Die blonden Haare lagen in strähnigen Wellen auf seinem Kopf, die Stoppeln standen unterschiedlich lang im Gesicht. Er räusperte sich. »Denken Sie auf dem Weg zum Kommissariat nach, machen Sie sich Notizen«, er reichte Will ein Blöckchen und einen Kugelschreiber, »und dann reden wir.«
    »Haben Sie nicht irgendeinen Hinweis, wer die ...«
    Wanger hob die Hand. »Herr Gul, wir dürfen Ihnen nichts sagen, um Ihre Aussagen und Erinnerungen nicht zu beeinflussen, verstehen Sie das bitte. Erst wenn wir fertig sind, können wir Ihnen mehr erklären. Gehen Sie aber bitte davon aus, dass wir Sie derzeit nicht als Verdächtigen betrachten. Es gibt Hinweise auf mehrere Täter.«
    »Aha?« Will war gespannt, welche Erklärung sie ihm liefern würden. Vorher aber musste er sich sehr genau überlegen, was er den Polizisten verraten konnte. Den Brand und den Dämon würde er auf jeden Fall verschweigen, man sollte ihn nicht für verrückt halten. Und eine innere Stimme sagte ihm, dass es besser war, auch Hansen und ihren Bestechungsversuch zu verschweigen. Somit blieb nicht viel, was er zu Protokoll geben konnte; aber notfalls würde er es auf den Schock schieben, dass ihm nichts mehr einfiel.
    Sie nahmen den Fahrstuhl nach unten; die sanfte Abwärtsbewegung verursachte ein Stechen in seinem Lendenwirbel. Ein unangenehmes, blödes Gefühl. Wie konnte diese eine Stelle der Wirkung der Pillen trotzen?
    Will wandte sich an Kapler. »Mit mir war noch ein Freund im Freien, Oliver Sattler. Wissen Sie, was aus ihm geworden ist?«
    »Tut mir leid. Wir haben niemanden sonst außerhalb des Hauses

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