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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Hände ballten sich zu Fäusten. »Verdammt, der Übergang in diese ...« Sie krümmte sich, stöhnte und richtete sich mit rotem Kopf wieder auf.
    Von weitem erklang ein Signalhorn. Polizei, Rettungswagen oder Feuerwehr - irgendwer rückte an. Der Mann an der Überwachungsanlage schien gehandelt zu haben.
    »Zum Transporter, los«, entschied Saskia. »Wir haben keine andere Möglichkeit. Ich habe keine Lust, den Polizisten Dinge zu erklären, die ich selbst nicht verstehe.«
    Sie ging zum Wagen und wies Will an, die Leichen hinauszuwerfen, während sie die Innenseite der Frontscheibe so weit mit einem Lappen säuberte, dass sie durchschauen konnte. Dann setzte sie sich ans Steuer, und sie fuhren los. Gerade rechtzeitig: Als sie um die Ecke bogen, sahen sie Blaulichter in die Straße einbiegen.
    Will bewunderte Saskias Kaltblütigkeit. In ihr steckte viel mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Dann wandte er sich der Unbekannten zu. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich kämpfe noch immer mit der Umstellung ... die Schwerkraft hier, die Luft... es ist so vieles anders als ... dort.« Sie sog an der Zigarette.
    »Sollten Sie dann nicht die Qualmerei lassen?«
    Obwohl ein neuer Krampf ihr den Atem raubte, schaffte sie es immer noch, Will herausfordernd anzugrinsen. »Mit wem habe ich das ... Vergnügen?«
    »Will, Will Gul. Das hier ist Saskia Lange. Aber wer sind Sie -und woher kommen Sie?« »Mein Name ist Justine Marie Jeanne Chassard.« Sie nahm einen weiteren tiefen Zug. »Und ich komme direkt aus der Hölle.«
8. November
Deutschland, Hamburg, Bergedorf 
    Will fuhr mit dem Finger über die Anrichte und zog einen Strich in den feinen Staub. »Sie sind wohl lange nicht mehr hier gewesen, Justine.« Dann wurde ihm bewusst, wie unsinnig seine Anmerkung war.
    Sie befanden sich in der Chrysanderstraße. Den Transporter hatten sie vierzig Meter weiter stehen lassen und waren durch ein Seitenfenster in das Gebäude eingestiegen. Justine behauptete, dass das Haus einst ihrer Mutter gehört hatte, ein Geschenk eines Liebhabers; Justine hatte Teile ihrer Kindheit in dem Haus verbracht. Wem es nun gehörte, wusste sie nicht, aber die aktuellen Mieter waren wohl gerade dabei, ein- oder auszuziehen. Überall standen gepackte Kartons herum. Die wenigen Möbel und das bisschen an sonstiger Einrichtung kannte sie nicht. Saskia saß auf der Couch, die mit einem Tuch abgedeckt gewesen war. Ein Glas mit Whisky stand vor ihr. Will bevorzugte Gin; das war er seinen indischen Wurzeln schuldig. Gut, dass sie in einer der Kisten die Bar gefunden hatten.
    Justine hatte geduscht, sich durch die fremden Kleider gewühlt und umgezogen. Sie trug eine weiße, etwas zu weite Hose, darüber einen schwarzen Pullover. An ihren Füßen saßen feste, flache Stiefel. Sie schaffte es sogar, beim Ankleiden zu rauchen und den Stoff nicht zu versengen.
    Danach war sie kurz tiefer im Haus verschwunden und mit einer großen Metallkassette zurückgekehrt, während Will und Saskia die Gelegenheit genutzt und sich ebenfalls neu ausstaffiert hatten.
    »Mon Dieu, natürlich war ich schon lange nicht mehr hier«, sagte sie und lachte. »Es sollten um die fünf Jahre sein.« Sie nahm zwei halbautomatische Pistolen aus der Metallkassette, begutachtete sie und schob die Magazine in den Schacht. Sie lud einmal durch, und klickend rasteten die Schlitten ein, die Waffen waren einsatzbereit. »Aber es ist noch alles an seinem Platz.« Sie lächelte. »Wer auch immer sich mein Eigentum unter den Nagel gerissen hat, war nicht so clever, meine Verstecke zu finden.« Sie nahm ein Achsel- und ein Rückenholster heraus und legte beide an.
    Will atmete tief durch. »In den letzten Stunden ist so viel geschehen, was ich ...«, er sah zu Saskia, »was wir beide nicht verstehen. Helfen Sie uns, die Sache zu begreifen? Sie scheinen über gewisse ... Vorkenntnisse zu verfügen.«
    Justine steckte die Pistolen feixend in die Holster. »Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, was ich tun kann. Dass mich einer von euch aus meiner kleinen persönlichen Hölle befreit hat, dafür bin ich dankbar. Ich kann euch Geld geben - vorausgesetzt, mein Bruder hat meine Konten nicht aufgelöst. Wir können das also alles ganz freundlich regeln.« Sie fixierte Saskia. »Aber du hast mir einen Teil meiner Persönlichkeit geraubt, und das wirst du rückgängig machen«, fügte sie schärfer hinzu und gab einen kehligen Laut von sich, der sie selbst stutzen ließ. »Merde! Ich kann nicht

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