Blutportale
einmal mehr richtig knurren, um Menschen einzuschüchtern!« Justine ballte die Fäuste und trat auf Saskia zu. »Alors, ich gebe dir einen Versuch. Entweder ich kann mich wieder in einen Loup-Garou verwandeln, oder ich ...«
Saskia sprang auf und zog den Dolch. »Versuch es«, raunte sie. »Du wirst dich wundern!« Will löste sich von der Anrichte und wagte sich zwischen die beiden. Wieder fiel ihm auf, dass sich Saskia nicht wie eine Köchin, sondern wie eine geschulte Kämpferin bewegte. »Warten Sie, Justine!«
»Auf was?« Sie funkelte ihn an und richtete sich auf. »Möchtest du die Prügel für deine kleine Freundin einstecken, Will?«
Er hob die leeren Hände. »Sie helfen uns, die Rätsel zu lösen, vor denen wir seit dieser Nacht stehen, und dann schauen wir, was wir für Sie tun können.« Er konnte kaum glauben, dass er mit einer Frau oder vielmehr einem Wesen schacherte, das aus einer Dimension gestiegen war, die es eigentlich gar nicht geben sollte. Konnte. Was auch immer! Er zeigte auf Saskia. »Sie hat diese ... diese Kräfte noch nicht lange ...«
Saskia nickte. »Seit dem Duell«, flüsterte sie und entspannte sich etwas. Sie griff nach dem Glas, leerte es und schüttelte sich. »Nach dem Duell hat es angefangen.«
Justine seufzte. »Welches Duell?«
»Gegen den Maitre.«
Justines Augenbrauen zuckten nach oben. »Gegen einen Küchenchef?«, spottete sie und hielt die Zigarette aufreizend lässig abgespreizt. »Über wie viele Gänge?«
»Mit Blankwaffen«, erwiderte Saskia ungerührt. »Bei einem ... bei einer Art Turniersport.« Justine sah zu Will. »Und du, Will, bist nicht der Liebhaber von Madame, sondern ...?« Sie zog an der Kippe und wartete auf eine Erklärung. »Bon«, sagte sie nach einer kleinen Pause. »Ich werde unsere kleine combattante vorläufig in Ruhe lassen. Erzählt mir genau, was vorgefallen ist.«
Will berichtete aus seiner Sicht, was in der vorangegangenen Nacht in seinem Haus geschehen war, und Saskia ergänzte das, an was sie sich erinnern konnte.
Justine musterte sie jetzt genauer. »Zeig mir das Zeichen, das dieser Maitre dir verpasst hat.« Saskia blickte die Französin verwundert an. »Was denn für ein Zeichen?«
»Die Schnitte auf deiner Brust und dem Bauch.« Justine nickte herrisch. »Los, Bluse auf.« Saskia kam dem Befehl nach und zeigte ihre Narben. Dabei erschrak sie selbst: Die Krusten waren abgefallen, und zurückgeblieben waren unterschiedlich dicke Linien in ihrem Fleisch, die eher einer Tätowierung als Schnitten glichen und ein komplexes Muster bildeten, dessen Bedeutung ihr verborgen blieb. Es erinnerte sie aber an das Zeichen auf dem Rücken des Maitre. »Er hatte ein sehr ähnliches«, sagte sie halblaut. »Aber es war viel größer und verschlungener.«
Justine ging vor ihr auf die Knie, schlug die Ränder der Bluse weiter auseinander und fasste den BH-Verschluss. Noch bevor Saskia reagieren konnte, hatte sie die Haken gelöst, und das nur mit zwei Fingern und einer sehr souveränen Bewegung. »Nicht festhalten, Madame. Ich möchte das Zeichen in Gänze sehen, und das Ding stört.« Sie sah zu Will, der sich bereits abgewandt hatte. »Aha, ein cavalier«, sagte sie belustigt. Langsam fuhr sie die geschwungenen Zeichen mit dem kleinen Finger der linken Hand nach und schloss die Augen.
Will schenkte sich Gin nach. »Was hat das Duell mit alldem zu tun?«
Justine antwortete ihm nicht, sondern setzte die sehr zarte Untersuchung fort; schließlich roch sie - ohne die Augen zu öffnen - an der Haut und den Linien. Dabei wanderte sie tiefer und tiefer, Saskias Schritt entgegen.
Saskia spürte den Atem und die Wärme des Gesichts und glaubte fast, die Französin wolle sie dort unten küssen!
»Das Zeichen kenne ich nicht«, sagte Justine bedächtig, richtete sich auf und schaute Saskia an. »Doch man hat dich nicht nur geschlagen, sondern auch gezeichnet.« Sie zog die Bluse wieder zusammen. »Den BH brauchst du nicht.«
»Das ist alles?«, platzte es aus Saskia heraus.
»Du siehst die Linien, Madame, aber du erkennst die Tragweite nicht.« Justine nahm sich ein Glas und goss sich Whisky ein. »Wer auch immer sich hinter dem Titel Maitre verbirgt, er ist der sehr potente Diener eines Dämons und hat dir etwas ... etwas angehängt. Die einen würden es sicher einen Fluch nennen, die anderen eine Gabe.« Sie trank und strahlte. »Das gab es auch nicht da, wo ich herkomme. Quel délice!«
Saskia sah sie entgeistert an. »Dass ich Menschen
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