Blutportale
Erschossenen und sah drei deformierte Projektile neben ihrem Kopf liegen. Die Schusswunden hatten sich ebenso geschlossen wie die Wunde in ihrer Seite!
»Wird's bald?«, brüllte der Maskierte.
Ein »Äh« bekam Will gerade noch heraus - dann sprang die Nackte auf und warf sich mit einem lauten Knurren gegen den ersten Feind, dem sie ihre Faust krachend ins Gesicht schlug; gleichzeitig spross Fell aus ihrer makellosen hellen Haut, die Gliedmaßen wurden länger, die Muskeln kräftiger.
Der zweite Schlag traf den Maskierten nicht mit einer Hand, sondern mit einer nagelbewehrten Klaue, die dem Mann spielend leicht die rechte Gesichtshälfte wegriss. Er fiel - und löste dabei mehrmals die Halbautomatik aus. Die Kugeln störten die Frau nicht weiter, die jetzt einem Wolfsmenschen glich. Ihr Fell war rötlich, entlang des Rückgrats verlief ein dunkler Streifen, und die Augen in dem sich knackend immer weiter verändernden Raubtierkopf glommen rot vor Hass und Wut.
Die nun starken Kiefer schnappten nach dem Arm des zweiten Angreifers und zerbrachen Elle und Speiche mühelos. Die Hand mit der Pistole fiel auf den Asphalt, und der Mann starrte im Schock auf seine Wunde; eine Sekunde darauf trennte ihm ein Hieb der Klaue den Kopf von den Schultern.
Eine Werwölfin! Will konnte sich nicht rühren, wurde zum erstarrten Beobachter. Eine solche Kreatur kannte er allenfalls aus dem Nachtprogramm der Privatsender, und auch dann schaltete er lieber um. Das ist nicht möglich. Aber es gab keine Fernbedienung für die Realität! Die Wolfsfrau schwang sich knurrend in den Transporter und wütete darin. Der Wagen schaukelte heftig, ein Mann schrie. Plötzlich färbte sich die Frontscheibe von innen rot, und das Wippen endete.
Etwas sprang aus dem Innenraum und rollte eiernd die abschüssige Auffahrt hinab, bis es neben den Leichen der Maskierten zum Stillstand kam. Will erkannte einen weiteren abgetrennten Kopf. Der blutige Halsstummel sah aus, als sei er durchgebissen worden.
Eine tödliche Stille senkte sich über den Einfahrtschacht.
Will schluckte und starrte zitternd durch die zurückgeschobene Seitentür in die Dunkelheit. Er vernahm das leise, zufrieden klingende Grollen der Bestie und sah das Blut, das aus dem Innern des Transporters lief und zu Boden tropfte. Fraß sie da drinnen gerade? Wills Übelkeit wuchs, und er musste sich schwer beherrschen, um Saskia nicht fallen zu lassen. Sie mussten weg von hier, weg von der Werwölfin, die sie von einem Ort befreit hatten, der jenseits seiner Vorstellungskraft lag. Sofort!
Saskia hustete und hielt sich den Kopf. Ihre Augen standen offen, aber sie fokussierten sich auf nichts. »Das kann ...« Sie blickte zu Will auf, und er erkannte in ihnen die unausgesprochene Bitte, ihr zu sagen, das hier sei bloß ein Traum, aus dem sie bald erwachen konnte. »Leise!«, flüsterte er und deutete auf den Transporter. »Wir müssen hier weg, schnell!« »Was?«, flüsterte sie zurück, ließ sich absetzen und stützte sich an der Betonwand ab. Sie schüttelte energisch den Kopf, als könne sie damit den Anblick der Toten, die sie gesehen haben musste, verscheuchen; dann ging sie vorsichtig in die Hocke und griff wie in Zeitlupe nach ihrem Dolch.
»Saskia, wir haben keine Zeit!« Will zeigte die Auffahrt hinauf und scheuchte sie mit einer Geste. »Leise!« Er bemühte sich, seine Angst nicht vor ihr zu zeigen.
Sie eilten die leichte Steigung hoch und waren schon hinter der Kurve, als Will die Werwölfin aus dem Transporter springen hörte. Laut und wild knurrend, schoss sie Sekunden später hinter den beiden Menschen her und riss sie zu Boden.
Will spürte die harte Klaue mit den Krallen an seinem Hals, die erbarmungslos zudrückte und seine Haut an fünf Stellen gleichzeitig punktierte. Seine gezielten Schläge gegen die blutige Schnauze brachten keinen Erfolg; in Erwiderung seines Angriffs hob sie ihn am Hals einmal an und schmetterte ihn mit Wucht auf den Boden. Seine Arme und Beine versagten den Dienst. Er drehte den Kopf, so gut es ging, und sah Saskia neben sich. Die andere Klaue der Werwölfin hatte ihren Hals gepackt; Saskia schlug ihre Hände unter das triefende Kinn der Bestie, um sie wegzudrücken. Dabei stach sie mit dem Dolch zu und schrie laut, das Echo brandete gegen die Wände und kehrte hohl aus der Tiefgarage zurück. Die Klinge fuhr der Kreatur durch die Kehle, Blut quoll augenblicklich aus dem Schnitt. In Saskias Schrei mischte sich das Aufbrüllen der Werwölfin,
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