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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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platzen lassen kann, soll eine Gabe sein?« Justine atmete tief durch, legte die Hand an die Schläfe und biss die Zähne so fest zusammen, dass sie es knirschen hörten. Die Umstellung auf die Welt der Menschen war noch immer nicht abgeschlossen. Sie spuckte aus, und Will sah einen orangefarben-silbrigen Klumpen Speichel in der Zimmerecke landen. Schließlich musterte sie Saskia.
    »Mediatrice«, erwiderte sie nachdenklich, spreizte den Mittelfinger der Hand, die das Glas hielt, ab und zeigte auf sie. »Das hat er aus dir gemacht.«
    »Eine ... eine Mediatrice?« Saskia schnappte sich die Ginflasche. »Was bedeutet das?« Sie setzte sie an die Lippen und trank.
    »Eine Vermittlerin zwischen den Welten und, wenn man so will, eine Öffnerin. Ich weiß, ein schnödes Wort, aber es trifft es sehr gut«, begann Justine. »Die Zeichen sind eine Art Beschwörungsformel, die du trägst und aktivieren kannst. Jedenfalls vermute ich das. Sobald du es getan hast, öffnet oder schließt sich etwas für dich: Gegenstände, Portale und scheinbar auch Menschen ...« Sie warf Will einen ironischen Blick zu. »Ich wäre an deiner Stelle sehr, sehr vorsichtig - diese Frau kann wirklich Herzen brechen. Sagt man nicht so?«
    »Und Türen zu versteckten Kammern öffnen«, fügte Will hinzu.
    »Kammern?« Justine musste nachdenken und die Geschichte Revue passieren lassen. »Ach ja! Die Kammer mit den Schriftzeichen an der Wand, die geleuchtet haben.« Sie ließ den Whisky im Glas kreisen und betrachtete die Schlieren am Rand. »Hat der Maitre gewusst, dass du zu dieser Party gehst, und dich deswegen gezeichnet, weil er hoffte, dass du die Kammer entdeckst und öffnest?« Sie schaute zur Decke. »Nein, das erscheint mir doch zu unwahrscheinlich. Ich habe den Eindruck, dass es ein Zufall war.« Justine betrachtete Saskia. »Er hatte sicher etwas anderes mit dir vor. Bereite dich darauf vor, dass du ihm wieder begegnen wirst.« »Ich habe ihn auf der Party gesehen«, sagte Saskia. Dabei spielte sie mit ihrem Dolch, was für Will sehr gefährlich und gleichzeitig routiniert aussah. Er revidierte sein Bild von Saskia mehr und mehr: Sie war in der Tat eine Kämpferin und verarbeitete die Geschehnisse wohl deutlich schneller als er. »Etwas kam aus der Kammer«, flüsterte sie. »Ich habe es gespürt, aber ich hielt es für Einbildung. Es war wie ...« Sie hielt inne und sah zu ihm. »Es war wie ein eiskalter Wind, der Schlechtigkeit in sich trägt, der töten will und ...«
    Er nickte. »Du hast ihn gespürt - ich habe ihn gesehen, bevor er mich angriff. Es war der Dämon.«
    »Bon. Madame hat dem Dämonendiener anscheinend den Gefallen getan, etwas zu befreien, was auch immer es war - für mich hört sich das allerdings eher nach einem Geist an. Damit ist das Rätsel gelöst, ouje ne m'y connais pas. Nun möchte ich meine andere Hälfte wieder zurück, s'il te plait.«
    »Seien Sie doch froh, dass Sie das Tier in sich verloren haben«, sagte Will. »Wie geht das vonstatten, diese Verwandlung? Und wie sind Sie in diese andere ... Dimension geraten?« »Es war eine Hölle, jedenfalls für mich. Glaub mir: Du bist der Letzte, mit dem ich darüber sprechen würde, Will. Nichts für ungut, aber wir kennen uns nicht.« Justine steckte sich ein Zigarillo an, das sie wohl ebenfalls in ihrem Versteck gefunden hatte. Angewidert verzog sie das Gesicht. »Zu alt.« Sie rauchte dennoch weiter. Die Frage nach der Hölle schien sie zu beschäftigen, und Will hatte den Eindruck, dass sie die zu demonstrativ zur Schau getragene Überheblichkeit nur spielte. Nun schloss sie sogar die Augen, als würde sie versuchen, eine schlimme Erinnerung auszublenden; dabei rieb sie über ihr Handgelenk, und Will meinte dort die Ausläufer einer Tätowierung zu sehen. Eines Mals, wie es Saskia und wohl auch der Maitre trugen. Welchem Dämon diente sie?
    Er trank einen Schluck Gin. »Könnte es nicht mit Ihrer Flucht zusammenhängen? Dass Sie sich nicht mehr verwandeln, meine ich. Kann es eine Strafe sein?«
    Die Französin schüttelte den Kopf. »Non, non. Ich habe es deutlich gespürt, dass es von ihr ausging. Sie hat die Bestie in mir ... verbannt, weggeschlossen. Du«, das glimmende Ende des Zigarillos zeigte anklagend auf Saskia, »wirst diese Tür wieder öffnen. Oder ich zeige dir, dass ich die Kraft der Wölfin nicht benötige, um dich fertigzumachen.«
    »Ich kann es nicht!« Saskia seufzte. »Glauben Sie mir, ich würde Ihnen gerne helfen, aber es geht nicht. Oder

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