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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und dieses Mal klang es verzerrt - verzerrt vor Schmerzen! Ein grelles Blitzen lief über ihren Körper, und Wills Hals wurde von der eisenharten Klammer erlöst. Er meinte ein leichtes Kitzeln zu spüren, als hätte sich die Energie des Stichs durch die Bestie auch auf ihn übertragen. Zuckend fiel die Werwölfin nach hinten und verwandelte sich vor seinen Augen in eine Frau zurück, die nackt und schwer atmend vor ihnen auf der Straße lag und sie hasserfüllt anblinzelte. Die offene Stelle an ihrem Hals hatte sich geschlossen; nur ein roter Strich war geblieben, der mehr und mehr verblasste.
    »Merde!«, fluchte sie krächzend und stand schwankend auf. Dann sah sie sich verwundert um, so als wäre die schlichte Betoneinfahrt etwas, das sie noch nie gesehen hatte. Das viele Blut auf ihrer Haut mischte sich mit dem zerfließenden, orangefarbenen Film, der sie überzog. Dann starrte sie auf ihre Hand, drehte sie hin und her. »Qu'est-ce que tu as fait, kein?« Sie sah sich um und warf einen Blick auf das Nummernschild des Transporters. »Deutschland?«, fragte sie Will misstrauisch.
    »Deutschland«, gab er zurück und tastete an seinem Hals herum; er spürte Blut und kleine Löcher, die von ihren Nägeln stammten. Saskia trug dunkle Druckstellen an der Kehle. »Wer ... was sind Sie? Ein Dämon ... oder ...« Seine tausend Gedanken ließen sich nicht ordnen. »In welcher Stadt sind wir?«, verlangte sie zu wissen.
    »Hamburg. Aber ...«
    »Welches Jahr?«
    »Zweitausendneun«, antwortete er gehorsam.
    »Merde!«, fluchte sie. Seit wann lag Frankreich in der Hölle? Und wie passte das zu dem, was er gesehen hatte? »Dann habe ich ein bisschen Zeit verloren, während ich einsaß.« Sie entspannte sich und wischte sich mit dem Unterarm über die Augen. »Wer von euch beiden hat mich befreit?«
    Will sah zu Saskia. »Ich bin mir nicht sicher ... Woraus haben wir Sie befreit? Was bei allen Avataren des mächtigen Shiva war das?«
    »Sie hat jedenfalls gemacht, dass ich mich nicht mehr verwandeln kann.« Wieder betrachtete die Blonde mit einem Ausdruck von Schmerz und Trauer ihre Hand.
    »Aber ... aber sind Sie nicht froh, kein Monster mehr ...«
    »Ich bin nie ein Monster gewesen«, antwortete sie aggressiv. »Sie hat mir einen wertvollen Teil meiner Seele geraubt. Ich will sie zurück! Vorher werdet ihr mich nicht los«, schnarrte sie und sah Saskia böse an.
    »Das ... das kann ich nicht«, erwiderte Saskia.
    Die Frau kam mit geballten Fäusten auf sie zu. »Keine Witze. Los, mach schon!« »Ich kann es nicht«, wiederholte Saskia.
    »On verra!« Die Frau stieß sich ab und warf sich auf sie, packte sie mit einer Hand in den Haaren und zog ihr den Kopf nach hinten; die andere Hand legte sie um Saskias Kehle. »Ahrs, wird es jetzt gehen, bevor ich ...«
    Will langte beherzt zu und riss die Nackte von Saskia herunter, die nach Luft rang. »Es funktioniert nicht so einfach«, herrschte er die Unbekannte an und schob sie weg von sich. »Glauben Sie uns.«
    Die Nackte maß ihn mit abschätzenden Blicken, dann drehte sie sich mit hocherhobenem Kopf um und verschwand erneut um die Kurve.
    »Lass uns abhauen!«, flüsterte Will. »Wenn sie auftaucht...« »Nein«, zischte Saskia. »Vielleicht kann sie uns endlich verraten, was hier vorgeht!« »Aber ...«
    In diesem Moment kam die Frau zurück; sie trug einen Mantel, der bisher einem der Maskierten gehört hatte, und durchwühlte gerade die Taschen, bis sie eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug fand. Sie steckte sich eine Kippe an und inhalierte den Rauch tief. Genießerisch schloss sie die Lider. »Ah, quel plaisir«, stöhnte sie, und es klang fast, als sei sie erregt. Dann deutete sie hinter sich. »War ich das?« Will und Saskia nickten synchron. Die blonde Frau rülpste. »Oh, mon Dieu. Ich war es wirklich«, fügte sie leise hinzu. »Das kommt davon, wenn man zu hungrig ist...« Die braunen Augen mit dem gelben Ring um die Pupille betrachteten ihre unfreiwilligen Retter. »Also, kann mir einer erklären, warum ...« Sie brach ab, ihre Knie knickten ein, und sie musste sich an der Wand abstützen.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Will erschrocken.
    »Mir ... mir geht es nicht gut. Und wir sollten von hier verschwinden. Habt ihr irgendwo ein Auto?«
    »Wir könnten den Transporter nehmen«, schlug Will vor.
    »Den würde ich an eurer Stelle nicht mehr benutzen wollen, je suis désolée. Meine Tischmanieren waren noch nie die besten ...« Sie schloss die Augen, ihre

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