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Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition)
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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spürte sie wieder, dass die vergangene Nacht nicht spurlos an ihr vorüber gegangen war.
    „Was ist passiert?“ Tina klang plötzlich hellwach. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
    „Die Schlägerei, von der du eben erzählt hast“, begann Natalie „Ich war dabei.“ Tina war sprachlos, also schilderte sie ihr alles, woran sie sich erinnern konnte. Jetzt wo sie daran dachte, sah Natalie alles noch einmal ganz klar vor Augen und fragte sich, warum André nicht sofort die Polizei gerufen hatte und die Behörden in Unkenntnis ließ. Er hatte sich beim Frühstück ziemlich verhalten gezeigt, war den Fragen mit Sarkasmus und Fürsorglichkeit ausgewichen, so als wollte er weder Natalie noch die Behörden in die Angelegenheit hineinziehen.
    „Oh Shit“, entfuhr es Tina. „Und Barov hat dich gerettet?“
    „Er hat mich in seine Wohnung gebracht.“ Natalie schluckte, wischte sich flüchtig über die Augen. „Nun bin ich allein hier. Er musste weg.“
    „Du bist allein in seiner Wohnung?“
    „Er meinte, ich soll mir das Penthaus ansehen, wegen eines angeblichen Auftrags.“
    „Klingt doch nicht übel, oder?“
    „Tja, keine Ahnung, aber renovierungsbedürftig sieht es hier nicht aus.“
    Tina lachte.
    „Warum lachst du?“
    „Ach Natalie, du blindes Hühnchen. Der Mann hat ein Auge auf dich geworfen. Hast du deinen weiblichen Röntgenblick nicht aktiviert?“
    „Meinen was? Ich fürchte, so was besitze ich nicht.“
    „Na, die Wohnung. Wenn ich du wäre, würde ich mich umsehen, nach Spuren einer anderen Frau in Barovs Leben suchen, noch bevor du die Netze nach ihm auswirfst.“ Sie fauchte leise durchs Telefon.
    „Ich kann hier doch nicht rumschnüffeln. Außerdem will ich die Netze gar nicht auswerfen.“ Was eine glatte Lüge war.
    „Er hat doch selbst gesagt, du sollst dich umsehen. Vielleicht ist er ja auch schwul, wer weiß.“
    „Glaub ich nicht“, entgegnete Natalie und wehrte sich innerlich gegen diesen Gedanken.
    „Höre ich da eine leise Hoffnung, hm?“
    Natalie ließ sich zurück in das Polster fallen. Sie wollte nicht daran denken, dass André auf Männer stehen könnte. Das passte nicht zu seinem imposanten Auftreten.
    „Wie ist es mit diesem Ingo gelaufen?“, fragte sie, um irgendwie das Thema zu wechseln.
    „Ach Ingo. Ja, den hat seine Frau abgeholt.“
    „Du Arme.“
    „War halb so schlimm. Nach Mitternacht hab ich Doris kennen gelernt.“
    „Doris?“
    „Sie ist Anwältin. Groß, schlank und spitz wie ein Kaninchen. Leider war sie heute Morgen über sich selbst schockiert und leugnet alles, was in der vergangenen Nacht zwischen uns passiert ist.“ Tina seufzte. „Was machst du nun, so alleine in der großen Wohnung?“
    „Ich werde mich ein wenig umsehen, meinen weiblichen Röntgenblick aktivieren und ein paar Bilder mit dem Handy machen. Wenn ich zu Hause bin, melde ich mich wieder und erzähl dir alles.“
    „Mach das. Also bis dann, mein Schatz.“
    Natalie verabschiedete sich und warf das Handy aufs Bett. Sie streckte sich in den weichen, duftenden Kissen aus, schloss für einen Moment die Augen, um es zu genießen. Sie widerstand der Versuchung, noch etwas zu schlafen. Stattdessen stand sie auf und zog sich den Bademantel aus. Erst als sie ihre Kleider vom Stuhl nahm, bemerkte sie, dass es nicht jene waren, die sie am Vortag getragen hatte, sondern Neuware. Selbst an frische Unterwäsche in passender Größe hatte der Mann gedacht.

4.
     
Niederösterreich, 21. April 2007
     
    S tolz ragte die Burg aus dem dichten Laubwald, der sie schützend umgab, und dessen Blätter vom Frühling getränkt in saftigem Grün leuchteten. Seit Jahrhunderten thronte das alte Mauerwerk auf seinem Hügel, weit außerhalb der Tore Wiens, jenseits des hektischen Treibens im Südwesten Niederösterreichs.
    Auf seiner getunten Kawasaki Ninja in glänzendem Schwarz raste André die Straße zur Feste hinauf. Die auf dem Parkplatz versammelten Sportwagen und Motorräder verrieten ihm, dass er der Letzte war. Er klappte das Helmvisier hoch, mied den Sonnenschein. In den Geschichten der Menschen verbrannten Vampire im Sonnenlicht zu Asche. Doch die Augen und die Haut eines Vampirs reagierte nur empfindlicher und mit schwerem Sonnenbrand auf das UV-Licht, weshalb André sich nicht auf einem Strand in der Sonne suhlen konnte, aber den Tag noch lange nicht in einem finsteren, gepolsterten Sarg verbringen musste.
    Er blickte auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach zwölf und das erste Mal seit
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