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Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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die Augen. Die aufsteigenden Wasserperlen massierten ihren Rücken und ihr Körper wurde von dem Gefühl tiefer Entspannung durchflutet.

     
London, 21. April 2007
     
    Im Schatten einer Eiche, deren weit ausladendes Geäst sich wie eine natürliche Markise über seinem Kopf erstreckte, suchte er Schutz vor den Sonnenstrahlen. Er trug eine Samthose und eine braune Tweedjacke. Auf seinem Kopf ruhte ein karierter Deerstalker-Hut und seine Augen wurden von einer übergroßen Sonnenbrille verhüllt, die schon seit mindestens vierzig Jahren aus der Mode war.
    Mit verschränkten Armen lehnte er am Baumstamm und beobachtete die Menschen, wie sie die Gräber des Friedhofs pflegten. Er kannte sie fast alle. Manche kamen täglich, andere ließen sich ein ganzes Jahr nicht blicken und warfen nur zu den Feiertagen einen Blumenstrauß auf einen mit Unkraut überwucherten Erdhaufen, um ihr Gewissen zu beruhigen.
    Er selbst kam jeden Tag hierher, manchmal auch nachts, wenn es die Zeit zuließ. Dann stand er oft Stunden an dem fein säuberlich gepflegten Grab neben der Eiche, die ebenso ihm gehörte wie der Zaun, der die Ruhestätte umgab und einen kleinen Garten bildete. Weder ein Kreuz noch ein Sterbedatum waren auf demschwarzen Marmorblock zu finden. Stattdessen zierte nur ein Name, der in die spiegelglatte Oberfläche geschliffen und mit Goldfarbe bemalt war, den Grabstein: Mary Graham.
Wien, 21. April 2007
     
    Erst als ihre Fingerkuppen schrumpelig wie eine getrocknete Dattel wurden, stieg Natalie aus der Wanne. Vorsichtig rubbelte sie ihren Körper und ihre Haare trocken. Anschließend zog sie den Bademantel über und kehrte zurück in das Gästezimmer. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche, setzte sich aufs Bett und suchte Tinas Nummer aus dem Adressbuch.
    Kurz darauf gähnte ein müdes: „Ja?“, in ihr Ohr „Ach du bist’s, Natalie.“
    Es tat gut, Tinas Stimme zu hören. Der kratzige, verschlafene Ton wirkte vertraut und greifbar. „Du hast mich heute Morgen zweimal angerufen?“
    „Ach ja, ich wollte nur wissen ob es dir gut geht“, meinte Tina und das leise Plätschern, das ihr Wasserbett bei jeder Bewegung von sich gab, klang wie ein Waldbächlein durch den Handylautsprecher.
    „Mir geht es gut, danke.“ Natalies Finger strichen über die Bettdecke, während sie auf Tinas Antwort wartete.
    „Hast du die Nachrichten im Radio gehört?“
    „Nein.“ Wer brauchte schon ein Radio, bei einem Frühstück über den Dächern Wiens, begleitet von der Musik Haydns und Andrés Charme. Aber Tinas Frage machte Natalie hellhörig.
    „Es gab eine Schlägerei, nur zwei Straßen von der Feier entfernt“, erzählte Tina.
    „Und was sagen die im Radio darüber?“ André hatte kein Wort davon erwähnt, dass ganz Wien von dem Überfall sprach. Die Zeitung hatte auch noch nichts darüber geschrieben, was sie aber nicht weiter verwunderte, da der Überfall erst spät in der Nacht statt gefunden hatte.
    „Nicht viel, aber die Polizei ermittelt. Da war überall Blut und es sollen laut Schätzungen mindestens zehn Personen darin verwickelt gewesen sein. Aber außer der Verwüstung und jeder Menge DNS haben die Bullen nichts gefunden. Die Schläger waren längst über alle Berge, als die Polizei eintraf. Ziemlich schräge Sache, findest du nicht?“ Sie schien keine Antwort zu erwarten, seufzte leise und sprach weiter. „Mann, hab ich einen Kater. Dieser billige Sekt, den Kingston da gekauft hat. Aber wenigstens bist du gut nach Hause gekommen.“
    „Ich bin nicht zu Hause.“
    Da waren keine zehn Schläger gewesen. Sie hatte nur die drei Punks und Andrés Schatten gesehen. Aber vielleicht war André nicht allein gewesen, daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Es brachte das Bild des strahlendes Retters ein wenig ins wanken, auch wenn sie André dadurch nicht weniger dankbar für seine Hilfe war.
    „Bist du nicht?“
    „Du wirst es kaum glauben“, sagte Natalie, „aber ich bin in André Barovs Penthaus.“
    Ein Aufschrei erklang am anderen Ende der Leitung. „Wow, erzähl, wie ist er im Bett? Natalie, du Glückspilz. Moment mal. Du bist doch aber nach Hause gefahren!“
    „Wir haben nicht miteinander geschlafen.“
    „Ach nee, komm schon, das ist doch ein Scherz, oder? Sag, dass es ein Scherz ist.“
    „Ich hab in seinem Gästezimmer geschlafen, nachdem …“ Natalie holte tief Luft. Ihr wurde flau im Magen, als sie an den Überfall dachte. Seit ihrem Gespräch mit André hatte sie die Gefühle verdrängt, doch nun

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