Blutprinz (German Edition)
nicht dulden. „Wir sind nicht hier, um zu streiten.“
Thomas Sinclair schnaubte wie ein wütender Stier und setzte sich wieder. „Wir haben ähnliche Probleme“, sagte er und würdigte Lucia keines Blickes mehr. Er machte eine Pause, nahm einen Schluck aus seinem Zinnbecher. „Jemand beobachtet die Mitglieder meines Clans. Ich habe Gerald bereits darüber informiert.“
Mathies Leclerc räusperte sich. „Auch unsere Familie steht unter Beobachtung. Es geschieht nicht offensichtlich und diese Späher verschwinden, sobald sie entdeckt werden. Als warteten sie auf einen bestimmten Moment.“
Reihum bestätigten die Anführer der Clans diese Vermutung, erzählten von Wagen, die sie verfolgten, und unscheinbaren Passanten, die nur mit dem scharfen Blick eines Vampirs von gewöhnlichen Menschen zu unterscheiden waren. Die Clanführer hatten bisher nur mit Gerald Vermont, dessen Familie die Rolle einer Art Sicherheitspolizei innerhalb des Rates übernommen hatte, über dieses Problem gesprochen.
„Was denkt ihr, André?“, fragte Alyssa Blackrose. „Wer steckt dahinter? Jäger? Kehren unsere alten Feinde etwa zurück?“
Lorenzo de Angelos antwortete an Andrés Stelle. „Das wäre möglich. Doch es gibt seit Jahren keine Berichte mehr über noch ernstzunehmende Jägerorden. Wir in Italien wissen von einigen Relikten aus vergangener Zeit, Jägern, wie etwa dem alten Francesco, der in Florenz sein Unwesen treibt. Unter den Menschen wird er nur noch als Irrer angesehen und er hilft unserem Plan mehr, als dass er Schaden anrichtet.“
André sank in den Stuhl und dachte an das Telefongespräch und seinen vergeblichen Versuch, in die Gedanken des Anrufers einzudringen. „Ich denke nicht, dass ein Jägerorden hinter alldem steckt.“
„Was macht Euch so sicher?“, fragte Lucia Luego.
„Welcher Jägerorden engagiert Halbblüter?“ Es war ein Gedanke, den er laut aussprach. „Wie Ihr sagtet, Eure Beobachter sind nur mit den Sinnen eines Vampirs zu entdecken, also waren es Vampire.“
„Dieser Überfall auf einen Menschen“, warf Gerald ein. „Da besteht irgendein Zusammenhang.“
„Ihr Anführer war auf einer Eröffnungsfeier, zu der auch ich geladen war.“ André blickte erneut in die Runde, suchte den Augenkontakt mit jedem Einzelnen. Er verdächtigte keinen der Oberhäupter des Verrates, doch er wollte sich Gewissheit verschaffen, indem er ihre Reaktionen beobachtete. „Ich habe versucht, etwas über den Auftraggeber in Erfahrung zu bringen. Doch ihre Gedanken verrieten mir nur das Bild eines schwarzen Schemen, der sie befehligt hat, mich zu beschatten.“
„Ich frage mich nur“, murmelte Javier Alfaro, der sich bis dahin zurück gehalten hatte, „warum Ihr für diese Menschenfrau gekämpft habt? Ich meine, wir haben alle die Bilder gesehen, die Gerald vom Ort des Geschehens gemacht hat. Ihr habt dort wie ein Berserker gewütet.“
André spürte, wie Alyssa und Lucia zugleich versuchten, in seinen Geist einzudringen. Für einen Moment schloss er die Augen, um sich ganz auf seine mentalen Kräfte zu konzentrieren. Er verdrängte die beiden Frauen und unterbrach den telepathischen Lauschangriff, indem er sich auf ihre Schmerzzentren konzentrierte. Er öffnete seine Augen wieder, sah wie Alyssa und Lucia ihren Blick abwandten und gegen die stechenden Schmerzen ankämpften, mit denen André ihr Vergehen belohnt hatte.
„Natalie Adam ist eine angesehene Innenarchitektin. Ich hatte mich zuvor auf der Eröffnungsfeier mit ihr unterhalten. Ihr Tod hätte für unnötiges Aufsehen gesorgt und die Aufmerksamkeit auf meine Person gelenkt.“
Javier Alfaro ließ nicht locker. „War diese Prügelei nicht etwas töricht von Euch? Sie hat für kaum weniger Aufsehen gesorgt und schadet dem Ansehen des Rates.“
„Ihr stellt meine Entscheidungen infrage, Javier?“
André schluckte die aufkeimende Wut hinunter. Er musste Ruhe bewahren und durfte sich nicht auf den Streit einlassen. Er blickte in Alfaros Augen, die in einem hellen Gelb leuchteten. André wusste nur zu gut, dass der ruhige, besonnene Alfaro zu den treusten und stärksten Personen dieses Rates gehörte. Ein Schlagabtausch mit Alfaro würde die Werte und Ansichten der Gemeinschaft in ihren Grundfesten erschüttern.
„Wir haben die Szenerie ein wenig manipuliert“, kam Gerald André zu Hilfe. „Die Öffentlichkeit hält es für eine Bandenschlägerei.“
Alfaros Blick schwenkte nun auf Gerald. „Und die Angreifer?“
„Waren
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