Blutprinz (German Edition)
andere hatten sich auf diverse Sofas und Bänke zurückgezogen. Lautes Stöhnen und lustvolle Schreie mischten sich unter die Musik.
Das Verhalten der Halbblüter widerte ihn an. Mit erschreckender Kaltblütigkeit wurden hier alle Gesetze des Rates missachtet. Der Zorn auf diesen Frevel machte es ihm leichter, den eigenen Blutdurst zu verdrängen. Teilweise jedoch schimpfte er sich selbst einen Heuchler, der sein eigenes Verlangen unterdrückte und andere verurteilte, die zu schwach waren dagegen anzukämpfen.
„Oh verdammt, Romain hat ganze Arbeit geleistet“, fasste Clement Andrés Gedanken in Worte, „das sind mindestens zwei Dutzend Halbblüter und unzählige Menschen.“
André nickte. Das war keine einfache Underground Party, auf die sich eine Handvoll Vampire verirrt und unter die Menschen gemischt hatte, sondern eine organisierte Blutorgie und somit der Bruch eines der ersten Gesetze, die der Rat beschlossen hatte. Es war vor allem die große Anzahl an Vampiren, die André verwirrte, ihn an den Anruf des Engländers erinnerte.
Beschließt die neuen Gesetze und ihr werdet ein Feuer entfachen
. Dieses Schauspiel glich einem Feuer, einer Meuterei gegen den Rat und seine Gesetze, die geschaffen wurden, um die Vampire zu schützen und den verloren geglaubten Krieg gegen die Jäger zu beenden. André sah vor allem junge Vampire, keiner älter als drei, vier Jahrzehnte. Halbblüter und Bastarde, die in der Zeit der großen Kriege noch nicht gelebt und das Übel der Jäger nie erfahren hatten. Sie waren leicht für die Ideen der Freiheit zu gewinnen, Ideen die angenehmer waren, als nach den unbequemen Gesetzen des Rates zu leben.
„Wie ich sehe, habt ihr die Party gefunden.“ Romain tauchte aus der Menge auf. Sein Anblick war makellos und verriet, dass er stark geblieben war.
„Glückwunsch“, sagte Clement und klopfte Romain anerkennend auf die Schulter.
Romain zuckte mit den Achseln. „Es war zu einfach. Wer immer diese Orgie auch organisiert hat, machte kein großes Geheimnis daraus, so als wollte er, dass wir die Party finden.“
„Gibt es Hinterausgänge?“, fragte Alexandre und band dabei seine langen, dunkelblonden Haare, die wellig über seine breiten Schultern fielen, zu einem Zopf.
Romain schüttelte den Kopf und grinste breit. „Sie haben sich nicht an die Brandschutzbestimmungen gehalten. Das ist die einzige Tür, die hier raus führt.“
„Was schlagt Ihr vor, André?“, fragte Clement.
„Wir können sie nicht gehen lassen.“
Das würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Sie konnten das Geschehene nicht vollständig aus den Gedanken der Blutwirte löschen. Sie wären wohl in der Lage die Wunden zu schließen, sodass nur noch Blutergüsse als Zeugen des Vampirbisses übrig blieben, aber ein Teil der Erinnerung würde bleiben. Und jene, deren Geist nicht stark genug war, stellten ein Risiko für die Gemeinschaft und den Rat der Vampire dar. Im besten Fall würden sie einen Psychiater aufsuchen, der ihre Alpträume kurieren sollte, doch es gab auch einige, die zur Beichte gehen würden oder noch schlimmer, zu einem Exorzisten. Der Blindeste unter den Gelehrten würde den Biss eines Vampirs erkennen. Und es gab auch Blutwirte, wie jene genannt wurden, die direkt von einem Vampir gebissen wurden, die einen Funken der Seele des Vampirs in sich aufgenommen hatten und auf ewig mit dem Vampir verbunden waren. Sie gehörten zu den Gefährlichsten, denn ein geübter Jäger konnte sie durch Hypnose in Trance versetzen und sich diese Verbindung zunutze machen.
„Es soll niemand entkommen. Aber tötet nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt und lasst die Blutwirte am Leben. Wir wollen unsere Gesetze wahren.“
Alexandre schob den benommenen Türsteher in den Vorraum und schloss die Stahltür ab. Anschließend zogen Clement und Alexandre ihre Waffen, Dolchpaare aus gehärtetem Stahl. Romain und André bevorzugten den waffenlosen Kampf mit Körper und Geist.
Zu viert traten sie in die weitläufige Halle und schlossen die Schiebetür hinter sich ab. André konzentrierte sich auf den DJ, der kein Vampir, sondern ein Mensch war. Für einen Moment übernahm er die Kontrolle über den Mann, sorgte dafür, dass die Musik verstummte und das Blitzlicht in permanentes Leuchten überging.
Ein Raunen und Fauchen ging durch die Menge. Wütende Blicke richteten sich zuerst auf den DJ, dann schauten einige in Richtung Tür.
„Guten Abend“, rief André. „Razzia“, fügte er erklärend mit einem,
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